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Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Aktendeckel auf. Meßblätter, auf denen Kurven gezeichnet waren: Klangfarbe und Schwingungszahl der Delphinstimmen, durch einen Computerschreiber sichtbar gemacht. »Vorgestern hat mich John beschimpft, als sei er ein betrunkener Matrose. Hier ist der Beweis. Seht euch das Geschimpfe an, der Bursche hatte eine Sauwut.« Er reichte Helen die Diagramme. Sie überflog sie und mußte Finley recht geben. John hatte sich unmöglich benommen. Den Schwingungskurven nach mußte er vor Wut fast geplatzt sein.
    »Ich verstehe das alles nicht«, sagte sie stockend. »John ist der liebste Kerl, den man sich denken kann.«
    »Bei Frauen! Mich haßt er, weil ich dich ab und zu mal umarme.«
    »Ihr übertreibt maßlos!«
    »Nein, Helen.« Rawlings blickte wieder in das Bassin. John schwamm nahe der Wand unruhig im Kreis herum und blickte unverwandt zu Helen hinauf. »Eben, als ich zu dir kam und dir den Arm um die Schulter legte, keifte der Bursche sofort los. Paß mal auf …«
    Er griff plötzlich nach Helen, zog sie an sich und tat so, als wolle er sie küssen. Sofort schnellte John hoch aus dem Wasser, riß das Maul auf, stieß einen noch nie gehörten, spitzen Schrei aus und versuchte, sich mit diesem Sprung über die Mauer hinweg an Land zu schleudern. Das mißlang natürlich, er klatschte ins Becken zurück und stieß sich sofort wieder vom Wasser ab in die Luft.
    Rawlings ließ Helen los und trat zwei Schritte beiseite. Sofort wurde John ruhiger. »Na also! Wir sollten John umtaufen in Othello. Würde er ein Mensch sein, käme es zu einem Mord aus Eifersucht. Ich möchte es jedenfalls nicht wagen, jetzt ins Wasser zu gehen.«
    »Du hast recht, Steve, so geht es nicht.« Helen beugte sich John entgegen und schüttelte den Kopf: »Du bist ein Dummkopf, John!« sagte sie mit einer veränderten Stimme. Es war eine Klangfarbe, auf die John besonders ansprach – in anderthalb Jahren hatte sie das erforscht, und sie unterschied und verstand auch Johns vielfältige Klangfarben, wenn er pfiff oder schrie. »Was hast du nun davon? Wir werden uns von jetzt an nur noch beim Füttern sehen. Und wenn du dich nicht vernünftig benimmst, sehe ich dich überhaupt nicht mehr an. Ist das klar?«
    Der Delphin John schwieg. Mit bösen Augen musterte er Rawlings, schwamm dann weg vom Bassinrand, weit in die Mitte des riesigen Beckens, und zog dort kleine unruhige Kreise. Seine ›Kompanie‹ folgte ihm und legte sich wie eine lebende Mauer um ihn. Ein deutlicher Schutzwall. Finley lachte gequält.
    »Jetzt ist er stinksauer, Helen. Aber der Beweis ist unbestreitbar. Auf die kommenden Stunden bin ich gespannt.«
    Doch es geschah nichts, und genau das war das Schlimme.
    Während Helen mit ihren neuen Kompanien unter Henry und Bobby durch die Schleuse ins offene Meer abrückte – ohne Schwierigkeiten gehorchten alle ihrem Kommando, so wie sie es gelernt hatten –, verfiel John in passiven Widerstand. Harry, zunächst unschlüssig, entschloß sich dann doch, mit seiner Gruppe am Exerzieren im Becken teilzunehmen; aber in jeder Pause, die Finley einlegte, schwamm er sofort hinüber zu John, der in der Bassinmitte seine engen Kreise zog, und schien mit ihm zu diskutieren. Finley hörte ihre Töne und wartete ab.
    John reagierte weiterhin auf keine Befehle. Die Befehlssignale, die Finley ausschickte, steckte er einfach weg. Gegen Mittag waren alle Kompanien ins offene Meer gebracht worden, nur die Gruppe John blieb im Becken übrig – ein ruhig kreisender Ring um den ›Kommandanten‹.
    Finley saß am Bassinrand und überlegte, was zu tun war. Wir wissen, dachte er, daß die Delphine einen Intelligenzgrad erreicht haben, der sie über alle anderen Lebewesen, mit Ausnahme des Menschen, erhebt. Eine negative, aber ungemein mächtige Eigenschaft des Menschen ist es, bestechlich zu sein. Das böse Wort ›Alles hat seinen Preis, nur auf die Höhe kommt es an‹ wird tagtäglich millionenfach bewiesen. Der Mensch ist käuflich – warum nicht auch ein Delphin?
    Finley erhob sich und ging hinüber zum Magazin. Aber bevor er das Gebäude betreten konnte, fing ihn Dr. Rawlings ab. Er hatte Finley und seinen Gegner John mit einem Fernglas beobachtet.
    »Kapitulieren würde ich nicht!« sagte er vorsichtig.
    Finley starrte ihn entgeistert an.
    »Im Gegenteil, Steve, jetzt geht's erst los! Wenn ich John diesen Ungehorsam durchgehen lasse, kann ich meine Koffer packen und mich im Tierpark von Dallas anstellen lassen. Oder als Mickymaus-Betreuer in

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