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Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tonbänder mit den Delphinstimmen lagerten.
    Helen saß am Bassinrand und sprach mit leiser Stimme zu den Delphinen, die vor ihr hin und her schwammen. John und Harry, die beiden ›Kompaniechefs‹, standen vor ihr an der Beckenwand, die Köpfe weit aus dem Wasser gereckt, und hörten aufmerksam zu. John ließ ab und zu ein zärtliches Piepsen hören. Als Harry das Näherkommen von Rawlings hörte – sehen konnte er ihn nicht über den hohen Bassinrand –, stieß er einen warnenden Sirenenlaut aus. Helen wandte den Kopf und drehte sich dann im Sitzen zu Rawlings um.
    »Ich habe dich nicht kommen hören, Steve … Guten Morgen!«
    Rawlings lachte etwas verlegen, beugte sich zu Helen und tätschelte ihr die Schulter. Er tat es ganz bewußt, und schon reagierte John: Er schnellte aus dem Wasser, stieß einen kreischenden Laut aus und riß das Maul weit auf. Seine Augen funkelten. Rawlings' kurzes Experiment war gelungen.
    »Der Bursche ist eifersüchtig«, sagte er und lehnte sich an den Betonklotz, der das Übungsbrett trug.
    »Und wie!« Helen lachte hell. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft er mir gestanden hat, daß er mich liebt. Ich habe ein ganzes Tonband voll seiner Säuseleien.«
    »Darum geht es, Helen. Wir haben festgestellt, daß Harry und John den Gehorsam verweigern, wenn du nicht hier bist.«
    »Unmöglich!« Helen blickte auf John, der im Wasser tanzte und sehr unruhig war. Seine ›Kompanie‹ stand wie ein Block etwas abseits und wartete. »John, Harry und Ronny sind unsere Musterknaben …«
    »Das letztemal passierte es, als du zwei Tage in Fort Lauderdale warst. Da übernahm James die beiden Kompanien. Während Harry noch halbwegs seine Arbeit tat, aber mit großer Unlust, streikte John völlig und mit ihm seine Gruppe. James stieg ins Wasser, um mit John zu reden, doch John drängte ihn vorsichtig, aber bestimmt weg, und James mußte das Bassin verlassen, weil er sonst gegen die Wand gepreßt worden wäre.«
    »Das glaube ich nicht.« Helen zeigte auf John, der im Wasser herumschnellte. »Er ist der friedlichste Delphin, den ich kenne.«
    »James hat über diesen Vorfall ein Protokoll gemacht. Du kannst es lesen. Außerdem gibt es Zeugen: Dr. Clark und Dr. Williams. Das Ganze macht mir Sorgen. Da entwickelt sich etwas, das unsere gesamte Arbeit stören und hemmen kann. Wenn John nur dir allein gehorcht, muß er aus allen Planungen gestrichen werden.«
    »John ist neben Ronny der intelligenteste!«
    »Auch bei den Menschen ist extreme Intelligenz zuweilen schädlich.« Rawlings blickte hinunter zu den Delphinen, die auf ihr tägliches Trainingsprogramm warteten und unruhig waren, weil es nicht weiterging. Sie hoben die Köpfe und schnatterten aufmunternd. »Ich habe mir gedacht, daß wir die Gruppen umstellen. James übernimmt ab sofort John und Harry, du bekommst Henry und Bobby. Mal sehen, wie das klappt.«
    »Wie immer!« Helen machte, entgegen Rawlings' Erwartungen, keine Einwände oder Schwierigkeiten. Sie war überhaupt verwandelt, ruhiger, fröhlicher, ja hübscher. Sie ist verliebt, dachte Rawlings. Dieser Kerl in Miami hat's geschafft! David Abraham muß unbedingt herausfinden, um wen es sich da handelt. Eine verliebte Frau in Helens Position war eine unberechenbare Gefahr.
    »Ich werde John sagen, daß er in Zukunft unter Finley seinen Dienst tut.«
    »Nichts wirst du sagen. Wir wechseln ohne Begründung aus. Im Ernstfall muß jeder Beteiligte jedem Befehl gehorchen, woher er auch kommt! Sonst können wir unsere Delphine als Show-Nummer wieder zurück nach Marineland schicken.«
    Als sei das alles einstudiert, erschien wie auf ein Stichwort Finley in der Tür des Sprachlabors und kam zu Helen und Rawlings herüber. Unter den Arm hatte er einen dünnen roten Aktendeckel geklemmt. Sein Atem roch nach Alkohol, und als Rawlings ihn strafend und stumm anblickte, sagte Finley mit einem verlegenen Grinsen:
    »Ich habe das alte Hausmittel angewandt: einen Affen mit einem neuen Schluck verjagen. – Helen, du siehst wie ein Tropfen der Sonne aus! Frag nichts – ich weiß, mein Anblick ist zum Jammern. Ich habe die ganze Nacht gesoffen.«
    »Gab es einen Anlaß?« fragte sie und lachte silberhell. Bis in die Zehen hinein spürte Finley diesen Klang wie ein heißes Brennen, vom Herzen ganz zu schweigen.
    »Du weißt doch, bei Männern gibt es immer einen Anlaß«, sagte Rawlings eilig. »Und wenn's der Sieg einer Football-Mannschaft ist.«
    »Ich habe euch was mitgebracht.« Finley klappte

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