Unternehmen Delphin
versauen!«
Niemand wird jemals klären können, ob John diese lange Rede verstand – aber er reagierte. Zaghaft schwamm er zum Beckenrand, Stück für Stück. Dort verhielt er, drei Meter von Finley entfernt. Seine drei Leibwächter kreisten hinter ihm, den Blick nie von Finley lassend.
»So ist's gut, John!« sagte Finley anerkennend. »Man kann ja unter Männern offen über alle Probleme sprechen. Stellen wir fest: Wir zwei sind ganz arme Schlucker. Nun mußt du doch einsehen, daß ein Delphin keine Menschenfrau heiraten kann. Aber ich, zum Beispiel, ich könnte Helen heiraten. In einem solchen Fall würden wir dich immer mitnehmen, wohin wir auch gehen. Du gehörst einfach zu uns. Nur mußt du dir über eines im klaren sein: Mit uns im Bett schläfst du nicht! Schöner Witz, was?« Finley grinste breit. Der Sonnenuntergang färbte jetzt das Wasser des Bassins glutrot, das ganze Land und das Meer leuchteten wie vergoldet. John hob den Kopf aus dem Wasser und starrte Finley an. Seit Minuten war er still. Lautlos, fast unbeweglich lag er im Becken. »Ich weiß, es ist verdammt schwer«, sagte Finley. »Ich hab' mich gestern besoffen – das kannst du nicht. Du mußt anders reagieren. Aber es hat keinen Sinn, John! Wir martern uns nur selbst, und es kommt doch nichts dabei heraus.« Finley beugte sich etwas vor: »Komm doch mal näher, John!«
John machte eine elegante Bewegung mit seinem glänzenden, schönen Leib und glitt bis auf einen Meter an Finley heran. Sein Schnabelmaul war leicht geöffnet, man sah die verhältnismäßig kleinen Zahnreihen.
»Dieser unbekannte Kerl da in Miami, der liegt mir wie ein Klotz im Magen«, sagte Finley leise. »Aber den schaue ich mir an, und wenn irgend etwas faul mit ihm ist, dann erinnere ich mich wieder daran, daß ich mal Halbschwergewichtsmeister im Boxen der Universitätsstaffel von Milwaukee gewesen bin. Ich hab' noch einen guten Punch in beiden Armen. Und dieser Kerl wird's merken, das verspreche ich dir.« Finley zog die Beine hoch und stand auf. »Und nun überleg es dir, ob du weiter so stur bleiben willst. Bis morgen. So long, John!«
Finley tippte sich mit zwei Fingern an die Schläfe, steckte dann beide Hände in die Hosentasche und schlenderte zu den Bungalows zurück. Im Dunkeln saß Rawlings auf der überdachten Terrasse seines Hauses.
»James?« rief er leise.
»Ja, Steve?« Finley blieb stehen.
»Alles okay?«
»Glaub schon.« Finley schnaubte durch die Nase. »Ich bin der letzte. Kannst deinen Beobachtungsposten aufgeben, Steve.«
»Wo kommst du jetzt her?«
»Von John. Wir hatten ein Gespräch unter Männern.«
Finley drehte sich weg und stapfte mit weiten Schritten hinüber zu seinem Bungalow. Rawlings sah ihm stumm nach. Sie haben sich alle irgendwie verändert, dachte er. Der jahrelange Umgang mit den Delphinen hat ihr Wesen beeinflußt. Auch meins.
Normale Menschen müssen uns für Spinner halten.
Aber wenn Finley sagt, er habe mit John von Mann zu Mann gesprochen, dann kann man das glauben.
Neunzehn Tage nach dem Eintreffen von Admiral Crown auf der Wake-Insel kam jemand mit einer Transportmaschine von Honolulu herüber, den Crown am liebsten wieder zurückgeschossen hätte: Jack Burton.
Ein harmloser Name – aber der Kerl dazu war eine Dynamitladung auf zwei Beinen!
»Du lieber Himmel!« rief Crown und schlug die kleinen, schmalen Arme gegen seinen kleinen Körper. »Womit habe ich das verdient? Sie auf Wake, Jack? Was ist los? Wo Sie auftauchen, stinkt die Welt!«
»Höflich sind Sie gerade nicht, Sir«, antwortete Burton und setzte sich grinsend dem Admiral gegenüber in einen Korbsessel. »Diese Transportflieger – grausam! Keine Bar an Bord, saufen aus der Taschenflasche. Spendieren Sie mir einen guten Whiskey, Sir?«
»Sofort! Einen Cocktail mit Schwefelsäure am besten. Mit Freuden!«
»Was habe ich Ihnen getan, Sir?«
»Noch nichts.« Crown holte eine Flasche schottischen Whisky – er trank ihn lieber als den amerikanischen Whiskey. Beim Anblick der Flasche schnalzte Burton mit der Zunge. Es klang wie MG-Feuer. Crown zuckte zusammen, starrte Burton böse an und knallte die Flasche auf den Tisch. »Aber da Sie hier sind, wird's bald mit der Vernunft vorbei sein.«
»Das CIA läßt Sie grüßen, Admiral.«
»Danke! Auf solche Arschtritte verzichte ich gern! – Jack, was wollen Sie hier?«
»Nichts.«
»Das ist die dämlichste Antwort, die überhaupt möglich ist. Die gehört ins Buch der Rekorde, Kapitel Blödheit!«
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