Unternehmen Delphin
ihn ins Wasser. John, steuerbords festgebunden, hörte den Aufschlag und wußte sofort, um was es sich handelte. Er stieß einige heisere Schreie aus und peitschte mit dem Schwanz das Meer. Finley wartete eine Minute, bis er sicher war, daß der Stahlkörper nun irgendwo zwischen den Klippen lag, und ging dann hinüber zu John.
»Das ist jetzt eine schwere Sache, mein Junge! Bei den Unterwasserfahrzeugen, nach denen ihr bisher suchen mußtet, gab es immer einen Motor – und selbst der leiseste Motor macht für eure empfindlichen Ohren einen Riesenkrach; das ist verhältnismäßig leicht auszumachen. Hier aber rührt sich nichts. Das Ding, das ich eben ins Meer geworfen habe und das jetzt irgendwo da unten liegt, piepst nicht, schickt keine elektrischen Impulse aus, gibt keinen Ton von sich.« Finley beugte sich noch mehr über die Reling: »John, wenn du das findest, bist du Weltmeister! So was haben wir noch nicht einmal mit Ronny versucht. Und nun hau ab …«
Er löste die Schlinge. John schoß sofort mit einem Sprung in die Tiefe, tauchte unter dem Boot weg und verschwand in den Klippen. Gleichzeitig hatte Finley die Stoppuhr neben dem Armaturenbrett in Gang gesetzt. Der Zeiger tickte, eine zusätzliche Digitalanzeige war auch noch eingeschaltet. Finley setzte sich in den Cockpitstuhl und wartete.
Ein paarmal schoß John an die Wasseroberfläche, schnellte in einem Bogen durch die Luft, verschwand dann wieder in die Tiefe und kam erneut hoch.
»Ja, das ist eine verdammte Aufgabe, John!« sagte Finley. »Wo soll man suchen? Nichts zu hören; da nützt dir auch dein überfeiner Radar nichts. Das wollte ich bloß wissen. Komm zurück an Bord, alter Junge!«
Er wollte zu dem Befehlsimpulsgeber greifen, um John zurückzurufen, als der Delphin wieder an die Oberfläche schoß. Aber diesmal machte er keinen Luftsprung, sondern tauchte nur auf, hob den Kopf aus dem Wasser und zeigte Finley den Stahlkörper. Er hatte den Unterkiefer durch die Öse gesteckt und pfiff nun laut und triumphierend durch das ›Spritzloch‹ auf dem Kopf.
»Das ist ja nicht wahr!« rief Finley und drückte die Stoppuhr. Genau sieben Minuten und neunundvierzig Sekunden. »John! Das ist phänomenal. Wie hast du das gemacht? Junge, wenn du jetzt richtig sprechen könntest! Wie hast du das Ding denn zwischen den Klippen entdeckt? Da liegt doch noch mehr rum als so ein Stück Metall. Was hat dir gesagt: Das ist es? – Einfach toll, John!«
Finley lief zurück zu dem kleinen Hebekran, ließ die Wanne zu Wasser, John schlüpfte gehorsam in das schmale Becken und ließ sich an Bord hieven. Dort reckte er wieder Finley seinen Kopf entgegen, und Finley nahm ihm den Stahlkörper vom Unterkiefer. Auch John schien voller Begeisterung zu sein; ein paarmal rammte er liebevoll Finleys Hände mit seinem Schnabelmaul und rieb die weichen Nüstern in seinen hingehaltenen Handflächen.
»Wenn ich den Bericht über unsere heutige Arbeit abgegeben habe, du toller Bursche, wird's ein paarmal schwer für dich. Das wollen nämlich alle sehen … Steve wird behaupten, das sei ein Glückstreffer gewesen, ein einmaliger Fall. Du wirst beweisen müssen, daß dem nicht so ist. Die werden kopfstehen!«
Gegen Mittag kehrte Finley zur Station zurück. John wurde in das große Bassin gebracht und erhielt einen Eimer Fische. Gierig, ausgehungert fraß er sie und schmatzte sogar dabei.
»Aha! Ist er wieder normal?« fragte einer der Pfleger.
»Was heißt normal?« Finley sah den Mann im weißen Overall strafend an. »Wenn Ihnen ein Furz quer liegt, sehen Sie auch dämlich aus!«
»Mag sein, Sir …«
Der Pfleger zog es vor, sich schnell zu verdrücken. Delphinforscher haben alle eine Macke, dachte er. Die einen mehr, die anderen weniger. Bei Dr. Finley ist es ganz schlimm – der möchte am liebsten selbst ein Delphin sein. Die tägliche Beschäftigung mit der Delphinsprache muß bei denen im Hirn irgend etwas verändern. Auch Dr. Rawlings hat 'ne Schlagseite.
Finley ging in seinen Bungalow, setzte sich an die Schreibmaschine und begann seinen Bericht. ›Über das Auffinden toter Gegenstände durch Delphine‹, überschrieb er ihn, aber dann riß er das Blatt heraus und begann ein neues mit der nüchternen Zeile: ›Sonderversuch mit Delphin John im Programm Tauchtraining.‹
Es fiel Finley schwer, nicht in enthusiastische Worte auszubrechen, sondern im sachlichen Berichtsstil zu bleiben. Aber mitten drin hörte er plötzlich mit Tippen auf, wandte den Kopf zum
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