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Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mr. Fisher erschien nicht.
    Nach zwanzig Minuten – Helen war völlig ratlos – trat der zweite Direktor an ihren Tisch, ein etwas bleicher, älterer Herr in einem schwarzen Anzug, und beugte sich zu ihr hinunter. Sein Mund zuckte, als stände er unter Strom.
    »Madam – darf ich Sie bitten mitzukommen?« fragte er leise.
    Helens Kopf zuckte hoch. David Abraham, der längst wieder an seinem Tisch saß, beobachtete die Szene voll Interesse. »Wieso denn? Wo ist denn Mr. Fisher?« fragte sie.
    »Um Mr. Fisher handelt es sich.« Der zweite Direktor schluckte mehrmals. »Bitte, Madam, es ist uns peinlich genug … und wir wollen jedes Aufsehen vermeiden …«
    »Wo ist Mr. Fisher?« fragte sie scharf. Der Direktor schloß kurz die Augen.
    »Auf der Herrentoilette«, flüsterte er und seufzte dabei. »Bitte Haltung, Madam … Er ist tot … Ermordet … Eben erst wurde er gefunden.«
    Wie eine aufgezogene mechanische Puppe erhob sich Helen und verließ an der Seite des Direktors den Speisesaal. Aber auch David Abraham ließ sein Dinner stehen.

5
    Man ersparte es Helen Morero, den Toten anzusehen. Der Direktor führte sie in sein Büro, tupfte sich dort den Schweiß aus dem Gesicht und steckte sich mit zitternden Händen eine Zigarette an. Die Polizei mußte jeden Augenblick eintreffen, und der andere Direktor wartete an der riesigen gläsernen Drehtür der Eingangshalle, um die Herren anzuflehen, so diskret wie möglich zu sein. In den verschiedenen Sälen und Bars feierten an diesem Abend über 2.000 Menschen, alle Zimmer waren belegt. Wenn sich die Nachricht vom Mord im Hotel ausbreitete, würde es – das wußte man sehr genau – Abreisen am laufenden Band geben.
    »Das ist das vierte Mal!« stöhnte der zweite Direktor und ließ sich in seinen Ledersessel fallen. Beim Sprechen quoll ihm der Zigarettenqualm aus Mund und Nasenlöchern. »Aber immer auf den Zimmern. Einmal Eifersucht, einmal Raubmord, einmal Cosa nostra – aber noch nie auf der Toilette! Kannten Sie Mr. Fisher gut? War er heute abend besonders unruhig?«
    Fragen, die eine halbe Stunde später amtlich wiederholt wurden. Der Leiter der Mordkommission, ein Lieutenant Baldini, ein noch junger Mann von ziemlich ungehobelter Art, saß Helen gegenüber, hatte die Beine auf einen Stuhl gelegt und sah keine Veranlassung, die Dinge rücksichtsvoll zu verkleiden. Er sagte ganz nüchtern:
    »Mr. Fisher wurde in der Kabine Nummer 3 der Herrentoilette hingerichtet. Ich sage hingerichtet, weil es ein sauberer Genickschuß war, ausgeführt mit einer Pistole 9 mm mit Schalldämpfer. Den Schuß bekam er am Pinkelbecken, dann schleifte ihn der Mörder die zwei Meter weiter in die Kabine und warf die Tür zu. Entdeckt wurde Fisher nur deshalb so früh, weil unter der Tür ein dünner Blutbach in den Gang lief. Das fiel einem Mr. Renneman auf, der gerade seine Hose zuknöpfte. Er alarmierte die Toilettenfrau, die sofort die Tür aufschloß und dann in Ohnmacht fiel. Auch Mr. Renneman hat einen Schock erlitten und wird gerade vom Hotelarzt behandelt. Er hat ein eisernes Alibi; während er pinkelte, war Fisher längst tot.« Der Beamte sah Helen freundlich, aber kühl an. »So ist die Lage, Mrs. Morero. Was sagen Sie dazu?«
    »Nichts.« Helen hob die Schultern. »Was soll ich dazu sagen? Es ist schrecklich! Fürchterlich! Warum hat man Fisher erschossen … hingerichtet, wie Sie es nennen? Hatte er Feinde?«
    »Das eben wollen wir von Ihnen wissen.«
    »Ich kenne Mr. Fisher seit ein paar Wochen. Heute war unser sechstes Treffen. Ein rein gesellschaftlicher Kontakt.«
    »Sie standen ihm nicht näher?«
    »Nein.«
    »Kein Verhältnis mit ihm?«
    »Nein!« sagte Helen laut.
    Lieutenant Baldini schob die Unterlippe vor. Er sah nicht ein, warum man auf klare Fragen so erregt antworten mußte.
    »Wir waren noch beim Sie.«
    »Was wissen Sie über Mr. Fisher?«
    »Nur sehr wenig. Nur das, was er mir erzählt hat. Immobilienmakler. Geschieden, weil ihm die Frau mit einem Architekten durchgegangen ist. Hat sich jetzt bei Miami ein Haus gekauft oder gebaut … heute wollte er es mir zeigen, weil es nun fertig sei.«
    »Und wo liegt das Haus?«
    »Keine Ahnung. Er sagte immer nur ›Das Haus‹ – aber nie, wo es war.«
    »Und was wissen Sie weiter?«
    »Das ist alles.«
    »Er hat nie viel von sich erzählt?«
    »Nein. Nur von seinen Plänen. Meistens unterhielten wir uns über Kunst … Theater, Oper, Konzert, Malerei … davon verstand er sehr viel.«
    »Und womit beschäftigen

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