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Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aus.
    Finley sah ihn erstaunt an. »Was ist das, John?« fragte er. »Das habe ich noch nicht gehört. Damit kommst du jetzt heraus, wo ich kein Tonband bei mir habe. Das ist unfair, Junge! – Was willst du mir sagen?«
    John schwieg. Finley wartete eine Minute, sie sahen sich beide stumm an, dann zuckte Finley mit den Schultern.
    »Also dann, John! Es geht los! Du kennst das ja – ich schwenke dich jetzt ins Meer, und dann kann ich nur noch beten …«
    Finley legte die Haken in die Ösen der Wanne, die Motorwinde hob sie, schwenkte sie nach Backbord weg und senkte sie zur Wasseroberfläche ab. Als die Wanne ins Meer plumpste, sprang John mit einem Riesensatz in die grenzenlose Freiheit. Finley nickte ihm an der Reling zu.
    »Enttäusch mich nicht, Junge!« sagte er mit plötzlich heiserer Stimme. »Wir sind doch beide Kumpels … Helengeschädigte …«
    John schnellte ein paarmal aus dem Wasser, sprang elegante Bögen und zischte dann mit einer unglaublichen Geschwindigkeit davon. Er tauchte weg und war für Finley nicht mehr zu sehen.
    Noch drei Minuten blieb Finley an der Reling stehen und wartete. Von John kein Zeichen mehr. Da ging er zurück zum Steuerstand des Bootes, zündete sich eine Zigarette an und blickte auf die Uhr.
    7 Uhr 23 morgens. Im Berichtsbuch würde also stehen: Um sieben Uhr dreiundzwanzig wurde der Delphin John zu Wasser gelassen, um seine Übungen aufzunehmen. Er kehrte nicht wieder und blieb im Atlantik. John muß als verloren betrachtet werden.
    Um 8 Uhr – Finley wollte den Motor schon wieder anwerfen, um nach Biscayne Bay zurückzufahren – schreckten ihn lautes Klappern und schrille Schreie auf. Wie abgeschossen sprang er hoch und raste zur Reling.
    John tanzte im Wasser, hatte sein Maul weit aufgerissen und begrüßte Finley mit einem schrillen Quietschen. Dann drehte er eine vollendete Pirouette und tauchte mit einem Bogen ins Wasser zurück.
    »John …«, sagte Finley gepreßt. Er spürte, wie es in seiner Kehle zuckte. »John, alter, lieber Gauner, ich wußte es. Ich wußte es immer. Wir kennen uns doch zu gut … John, jetzt ist alles okay. Jetzt können sie uns alle kreuzweise, nicht wahr? Wart einen Moment, ich komme zu dir ins Wasser …«
    Finley zog seinen schwarzen Gummianzug über, steckte das Haimesser in den Gürtel und eine Pistolenharpune dazu, schlüpfte in die Schwimmflossen und ließ sich rücklings ins Meer fallen. Sofort war John bei ihm und schwamm schützend um ihn herum.
    Ein paarmal kraulte Finley an den Klippen hin und her, immer Seite an Seite mit John, der sehr unruhig war und zum Meer hin sicherte. Diese Gegend war bekannt für Haie, und was Finley jetzt tat, war mehr als leichtsinnig und hätte, wäre Rawlings hier gewesen, berechtigten Tadel ausgelöst. Als Finley endlich wieder ins Boot kletterte, schien auch John aufzuatmen. Er piepste befreit.
    Finley trocknete sich ab und war in solcher Hochstimmung, daß er laut hätte jubeln können. Er beugte sich über die Reling zu John hinunter und fuhr ihm mit der Hand über das Maul, als der Delphin hochschnellte. Zwei Siege hatte Finley errungen: John war nicht ins weite Meer entwichen, und er hatte Finley auch nicht angegriffen, als dieser ins Wasser sprang. Im Gegenteil – er hatte ihn gegen die Haie abgeschirmt. Das war mehr, als Finley jemals erwartet hatte.
    »Jetzt ist mir klar«, sagte er fast gerührt, »daß wir dicke Freunde geworden sind, John. Hattest ganz recht: So was muß man gründlich überlegen. Menschen fallen sich viel zu schnell in die Arme, und nachher kommt die große Enttäuschung. Aber jetzt halten wir zusammen wie aneinander geschweißte Stahlplatten, nicht wahr, alter Junge?« Finley holte eine Spezialschlinge, warf sie John um den Hals und hielt ihn damit an der Steuerbordseite fest. John pfiff laut. »Ich weiß, ich weiß, das hast du nicht gern. Aber wir wollen es ohne Pfusch machen. Das Meer ist hier 219 Meter tief. Unter uns ist eine Klippenlandschaft, die es in sich hat. Höhlen, enge Spalten, Gräben – wenn da was reinfällt, ist es weg! Ein menschlicher Taucher guckt sich das aus sicherer Entfernung an und kehrt um. ›Ich bin doch nicht verrückt!‹ würde er sagen. – Nun wollen wir mal sehen, alter Junge, ob es dir gelingt, in diesem Chaos unter Wasser etwas zu finden und es hochzuholen.«
    Finley nahm aus dem Kasten neben dem Steuerrad einen kleinen, mit Blei gefüllten Stahlkörper, der oben eine Öse hatte, ging schnell hinüber zur Backbordseite und warf

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