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Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fenster und sagte laut ins Leere: »Jetzt haben wir's dem Frauenzimmer aber gezeigt, was, John? Wir lassen uns doch nicht durch unglückliche Liebe fertigmachen …«
    Will, genannt Blacky, war ein Gentleman, das mußte Helen jedesmal feststellen, wenn sie sich mit ihm traf. Auch heute, in der Halle des ›Titanic-Hotel‹ auf Miami Beach, glänzte er nicht nur durch seinen weißen Seidenanzug – Honanseide bester Qualität – und sein sonniges Lächeln, sondern auch durch einen Riesenstrauß von Helens Lieblingsblumen: gelbe Rosen.
    »So herrlich sie sind – ich muß mit Ihnen schimpfen, Blacky«, sagte Helen und spürte ein härteres Herzklopfen als sonst. »Die kosten eine Menge Dollars und sind am Abend bei diesem Klima schon verwelkt …«
    »Aber ich habe damit erreicht, daß Sie lächeln und daß ich Ihre Augen leuchten sehe, Helen. Das wäre sogar ein Vermögen wert!« Er küßte Helen die Hand, und sie wunderte sich wieder, wie zurückhaltend er war. Sie hätte den Kopf nicht weggezogen, wenn er sie auf die Wange geküßt hätte – oder auf den Mund. Daß er es nicht tat, betrachtete sie als Beweis seiner Achtung ihr gegenüber – aber es wäre ihr nicht unangenehm gewesen, wenn Fisher nun, nach dem sechsten Treffen, etwas mehr aus sich herausgegangen wäre.
    Helen hatte intensiv über ihn nachgedacht. Ein erfolgreicher Mann, dem die Frau davonlief, weil er zu erfolgreich sein wollte. Ein nun etwas ratloser und angeschlagener Mensch, der sich bei Miami ein Haus kaufte und umbaute, um einen zweiten Anlauf zu einem glücklicheren Leben zu nehmen. Die Enttäuschung durch seine Frau saß noch tief in ihm; sie machte ihn – auch bei mir, dachte Helen – vorsichtig und skeptisch gegenüber allen Frauen. Sein forsches Auftreten sollte nur seine Komplexe verdecken. Als Psychologin sah man so etwas sofort …
    Während Will Fisher in der Halle des ›Titanic‹ den Rosenstrauß in eine große, bereitgestellte Kristallvase stellte und Helen eine aus dem Strauß genommene Rose kokett in ihr Haar steckte, schlenderte Dr. David Abraham Clark an den Schaufenstern der Ladenstraße innerhalb der Hotelhalle entlang und beobachtete die beiden durch die spiegelnden Scheiben.
    Als sie die Bar betraten, folgte er ihnen nicht, sondern ging zu den Telefonzellen, betrat eine Kabine und wählte eine Nummer. Nur kurz sprach er mit dem anderen Teilnehmer, verließ dann die Kabine und suchte sich im Speisesaal ›See-Palast‹ einen Tisch an der Wand, von dem aus er den Tisch beobachten konnte, der dort für Fisher reserviert war. Es gehörte keine Zauberei dazu, ihn zu finden: Der riesige Strauß gelber Rosen in der Kristallvase war bereits darauf abgestellt worden.
    David Abraham wartete bei einem Campari-Orange, studierte die Speisekarte, die phantasievolle Namen für bekannte Gerichte enthielt – so hieß ein Wiener Schnitzel ›Kalbsmelodie von Johann Strauß‹, was einem Wiener fast das Herz gebrochen hätte – und ging dann zur Weinkarte über, in der unter anderem ›Rheinisches Sonnentröpfchen‹ als deutscher Spitzenwein angeboten wurde.
    Endlich erschienen Helen und Fisher und Clark stellte bekümmert fest, daß Helen sich bei ihm eingehakt hatte. Sie lachte mit zurückgebogenem Kopf und schien sehr glücklich zu sein. Kaum saßen sie, umringten drei Kellner den Tisch. Mr. Fisher schien als potenter Gast bekannt zu sein.
    Tatsächlich eröffnete Fisher sein Dinner mit einer Flasche Champagner als Aperitif, was David Abraham sehr verwunderte. Er läßt sich das was kosten, dachte er. Sein Spesenkonto muß in diesem Fall unbegrenzt sein. Das ist äußerst selten, aber es zeigt, wie hoch er Helen einschätzt.
    Clark selber bestellte sich ein knappes Dinner mit einem kalifornischen Wein, was dazu führte, daß sein Tisch nur von einem Kellner bedient, ja, man darf sagen beachtet wurde. Hinzu kam seine schwarze Hautfarbe – auch heute ist es in den Südstaaten noch immer ein inneres, persönliches Problem, als Weißer einen Schwarzen zu bedienen und ihn mit Sir anzureden. Clark nahm es gelassen hin, er war damit aufgewachsen. Selbst wenn er auf offiziellen wissenschaftlichen Kongressen sein Namensschild am Revers trug: ›Dr. D.A. Clark‹, spürte er die Abneigung, ihn als vollgültigen, gleichberechtigten Menschen anzuerkennen.
    »Heute ist eine Art Premiere für mich«, sagte Fisher, nachdem sie mit dem ersten Glas Champagner angestoßen hatten. »Gewissermaßen der erste Schritt hinaus in ein zweites

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