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Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Leben.«
    »Das müssen Sie mir näher erklären, Blacky«, antwortete Helen und spürte ein noch stärkeres Herzklopfen. Solche Sprüche kannte sie – die meisten Männer schlichen sich umständlich und langatmig an das eigentliche Problem heran, das man doch mit so einfachen Worten erledigen konnte.
    Will Fisher war jedoch anders. Er sagte ohne große Schnörkel: »Mein neues Haus ist seit heute soweit fertig, daß man es vorzeigen kann. Das Haus eines Menschen vielleicht – es fehlt der beseligende Atem der Frau. Das Flair des Weiblichen. Trotz allem glaube ich, daß es ein schönes Haus geworden ist.« Er sah Helen voll an, und sie bemühte sich, diesem Blick aus den schwarzen Augen mit größter Selbstbeherrschung standzuhalten. »Ich möchte Ihnen das Haus zeigen, Helen.«
    »Wann?«
    »Heute abend, nach diesem festlichen Essen.«
    »Warum?«
    »Das ist eine harte, eine brutale Frage.« Fisher holte tief Luft. »Seit ich Sie kenne, Helen, ist mein Leben lichter geworden. Mir ist klar, wie dumm es ist, zu Ihnen zu sagen: Ich liebe Sie, Helen …« Fisher hob beide Hände. »Bitte, vergessen Sie das sofort wieder. Erst sollen Sie sehen, wie ich lebe, wer ich bin. Dann wissen Sie mehr über mich und können mich stehen lassen oder bei mir bleiben. Bisher ist doch alles nur ein Anfang. Ich weiß von Ihnen nicht mehr, als daß Sie Helen Morero heißen – schon ist das Ende des Weges erreicht. Wer sind Sie, was tun Sie, sind Sie selbständig oder angestellt, geschieden oder Witwe, und wie ist es möglich, daß ein so wundersames weibliches Wesen wie Sie allein durch diese Welt läuft …? Wenn Sie wüßten, wie sehr ich mich gedanklich mit Ihnen beschäftigt habe. Sogar heimlich nachfahren wollte ich Ihnen, nur um zu wissen, wo und wie Sie wohnen. Ich habe es dann doch nicht getan aus Angst, Sie könnten das bemerken.« Fisher beugte sich über den Tisch und ergriff Helens Hände: »Heute ist ein besonderer Tag. Mein Haus ist fertig, und ich wage es, Sie zu fragen: Wer sind Sie, Helen?«
    An seinem Tisch hatte David Abraham nun endlich seinen kalifornischen Wein bekommen und war gar nicht beleidigt, daß ihn ein schwarzer Hilfskellner bediente.
    »Sag mal, Bruder«, fragte er mit gedämpfter Stimme, »wer ist der Mann da drüben mit der blonden Frau? Ja. Der mit den gelben Rosen. Das smarte Lockenköpfchen …«
    »Mr. Fisher«, antwortete der Hilfskellner sofort.
    »Stammgast?«
    »Nein. Kommt seit einer Woche zu uns. War plötzlich da. Kein Hotelgast. Hat für die Ferien vielleicht ein Haus gemietet … Warum?«
    »Ich meine, ich kenne ihn«, sagte Clark nachdenklich.
    »Sie sollten ihn mal danach fragen, Sir.«
    »Eine geniale Idee, Bruder!« David Abraham grinste breit. »Ich behalte sie im Sinn.«
    An Fishers Tisch wurde jetzt der erste Gang serviert: ausgelöster Hummer, überzogen mit einem Hummer-Johannisbeerschaum. Dr. Clark trank einen Schluck Wein und erinnerte sich daran, was bereits diese Vorspeise kostete; er hatte es auf der Karte gesehen. Wir sind schon arme Schweine, wir Gelehrten, dachte er. Also Fisher heißt er … ein äußerst ›seltener‹ Name wie Meyer, Miller oder Shultz. Wieviel Fisher mag es in Miami und Umgebung geben?
    »Erzählen Sie mir von Ihrer Arbeit, Helen?« sagte Fisher in diesem Moment.
    »Da ist wenig zu erzählen, Blacky …«, antwortete sie.
    »Was tun Sie? Sie weichen mir aus, Helen. Haben Sie kein Vertrauen zu mir?«
    »Ich bin Ärztin«, sagte sie fest.
    »Nein!« Fisher riß die glutschwarzen Augen auf. »Richtige Ärztin? Im weißen Kittel?«
    »Ja. Im weißen Kittel.«
    »Mit eigener Praxis? Oder in einer Klinik?«
    »In einer Klinik mit sehr schwierigen Patienten.«
    David Abraham stand von seinem Tisch auf, verließ den pompösen Speisesaal durch eine andere Tür und schloß sich wieder in eine der Telefonkabinen ein. Diesmal sprach er länger und drückte die Stirn gegen die Glastür, als aus dem Speisesaal Will Fisher kam und in der Herrentoilette verschwand. Dr. Clark lächelte schwach und blickte – er wußte nicht, warum – auf seine Armbanduhr.
    Der Oberkellner servierte im Speisesaal den zweiten Gang, eine Trüffelsuppe unter der Haube à la Bocuse. Helen wollte mit dem Anstechen der Blätterteighaube warten, bis Will Fisher zurückkam … aber er kam nicht. Eine Viertelstunde verging. Der Oberkellner strich aufgeregt in der Nähe des Tisches herum, denn eine kalte Trüffelsuppe wäre eine Beleidigung des Gaumens. Verzweifelt blickte er zur Tür, aber

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