Unternehmen Delphin
Lauderdale zurückkam, erschienen in Biscayne Bay zwei Offiziere des CIA. Der Pförtner telefonierte mit Rawlings, der gerade auspackte.
»Ich komme sofort!«
Die Herren vom CIA zeigten ihm ein Fernschreiben des Marine-Oberkommandos, gegengezeichnet vom Kommandeur der Marine-Basis Miami. Danach durften sie das Forschungsobjekt Biscayne Bay betreten, allerdings nur in Begleitung des Objektleiters Dr. Rawlings.
Betroffen hörte sich Rawlings an, was in seiner Abwesenheit geschehen war, und rief dann Helen und Dr. Clark in sein Office. Natürlich kam auch Finley mit. Rawlings blickte ihn groß an, verzichtete aber darauf, ihm zu sagen, daß er nicht gerufen worden sei.
Die beiden Offiziere – einen kannte Dr. Clark vom Titanic-Palast her – hielten sich nicht lange mit Vorreden auf. Der ältere von ihnen, ein Major Humphrey, sprach, während der andere ihm die Unterlagen aus einer roten Mappe zuschob. Dr. Clark lehnte mit verschränkten Armen an der Wand. Helen und Finley saßen am Tisch. Dr. Rawlings spielte nervös mit einem langen Bleistift.
»Fangen wir bei der Obduktion an«, sagte Major Humphrey und betrachtete einige Polaroidfotos, die in der Mappe lagen. »Fisher wurde durch einen Genickschuß aus nächster Nähe getötet. Die Waffe ist eine Smith & Wesson-9-mm-Pistole mit aufgesetztem Schalldämpfer. Fisher war sofort tot. Die Schnelligkeit, mit der man ihn erschoß und dann in die Kabine schleifte, beweist, daß hier ein kaltblütiger Profi am Werk war. Er hat die einmalige Situation sofort erfaßt und ausgenutzt und arbeitete präzise wie eine Maschine. Auffallende Hinweise sind nicht vorhanden. Der Tascheninhalt von Fisher war normal: Schlüssel, Führerschein, Kreditkarten – alles auf den Namen Will Fisher. Ein Ledermäppchen mit 500 Dollar in bar. Vierzehn Dollar Kleingeld in der Jackentasche. Ein Zigarrenabschneider aus Gold. Ein Taschenmesser mit verschiedenen kombinierten Werkzeugen – Schraubenzieher, Stichel, Schere, Feilen und ähnliches – Schweizer Fabrikat. Eine Uhr japanischen Ursprungs und ein goldener Kugelschreiber. Keine Waffe.«
Major Humphrey blätterte in anderen Papieren und warf einen schnellen Blick auf Helen und Dr. Rawlings.
»Das waren die Ermittlungen der Polizei. Unser neuer Computer beim CIA für die Fotoanalyse – er entlarvt die dargestellten Personen, indem er sie mit veränderter Brille, mit oder ohne Bart darstellt und auf diese Weise Vergleiche ermöglicht – hatte innerhalb von neunzehn Minuten das Ergebnis auf dem Bildschirm: Haare gefärbt – sie waren früher hellbraun und ohne Locken –, Augenfarbe durch Haftschalen verändert – sie war von Natur braungrün. Der Beweis wurde bei der Obduktion erbracht. Ergebnis: Der Mann hieß gar nicht Fisher, sondern Konstantin Jaschenko, und war ein in Amerika geborener Sohn russischer Einwanderer.«
»O mein Gott!« sagte Helen leise.
»Jaschenko stand in den Listen des CIA, weil er im Vietnamkrieg zu den Vietkong übergelaufen war, aber bei einem Gegenstoß unserer Truppen dummerweise ›befreit‹ wurde. Ihm war ein Überlaufen nicht schlüssig nachzuweisen; er behauptete, von einem roten Kommandotrupp überrumpelt worden zu sein. Aber er kam in unsere Kartei. Beruf Immobilienmakler stimmt: Als ›Fisher‹ hatte er sich eine kleine Firma aufgebaut, aber sie brachte nie so viel ein, daß er sich dieses Haus bei Miami, dieses Leben und vor allem eine Jacht leisten konnte.«
»Er hatte eine Jacht? Davon hat er nie etwas erzählt!« sagte Helen.
»Das Schiff wird gerade untersucht.« Major Humphrey klappte die rote Mappe zu. Nachdenklich sah er Helen an. »Unabhängig von dem, was wir vielleicht noch finden werden: Das bisher Entdeckte reicht bereits aus. Fisher war Jaschenko, und Ihre Bekanntschaft mit ihm, Dr. Morero, war ganz sicherlich kein Zufall. Jaschenko handelte in einem Auftrag. Es gehört keine große Phantasie dazu, um zu erraten, wer hinter diesem Auftrag steht. Und das nun kompliziert den ganzen, sonst so klaren Fall: Wer hatte ein Interesse daran, Jaschenko zu liquidieren? Die Art seiner Hinrichtung läßt vermuten, daß der Mörder aus dem Osten kam – aber für die dort drüben arbeitete das Opfer ja! Das ist unser Rätsel. Nun müssen Sie uns helfen, Dr. Morero.«
»Ich?« Helen sah sich hilfesuchend um. »Ich habe doch von all dem keine Ahnung.«
»Denken Sie intensiv nach. Hat Fisher irgendwann in einem Gespräch Namen genannt? Von Freunden, Bekannten, Geschäftspartnern?«
»Nein. Nur
Weitere Kostenlose Bücher