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Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Totenkopf drohte, und nahm aus seiner Tasche eine Pistole, Modell Smith & Wesson, Kaliber 9 mm, mit abgeschraubtem Schalldämpfer. Er legte die Waffe hinter einigen Flaschen mit trüber Flüssigkeit ab und verschloß den Schrank dann.
    Die Zufälle im Leben sind manchmal wirklich erstaunlich, ja unglaublich.
    Finley hatte unruhig geschlafen, war muffelig aufgestanden und hatte auch unter der kalten Dusche nicht das Gefühl gewonnen, mit großer Frische in den neuen Tag zu gehen. Er trank zwei Tassen starken Kaffee, mummelte ein mit dem Brotröster aufgewärmtes Brötchen mit Ananasmarmelade hinunter und schlenderte dann hinüber zum Bassin, um seinen neuen Freund John zu begrüßen.
    Auf halbem Wege fing ihn Dr. Clark ab. Er hatte auf Finley gewartet und erhob sich jetzt von einer weißlackierten Materialkiste. Finley zeigte mit dem Daumen mißmutig über seine Schulter: »Helen schläft noch, was? Oder ist sie sogar in Miami bei ihrem Liebling geblieben? Bis nach Mitternacht habe ich gewartet. Hast du sie erwischt? Was ist das für ein Kerl, der ihr den Kopf verdreht? Hast du ihn gesehen?«
    »Er ist jetzt völlig harmlos«, sagte Clark dunkel. »Er spielt keine Rolle mehr.«
    »Es hat Krach gegeben?« rief Finley und spürte plötzlich wohltuend die Morgenfrische.
    »Wie man's nimmt.« Clark sah an Finley vorbei aufs Meer hinaus. »Er ist tot.«
    »Tot?« Finley riß die Augen auf, aber sein Entsetzen hinderte ihn nicht zu bemerken: »So groß sollte dein Freundschaftsdienst nicht sein, Abraham.«
    »Er wurde erschossen.« Clarks Stimme klang völlig ruhig und nüchtern. »Deshalb habe ich auf dich gewartet. Laß bitte heute morgen alle dummen Bemerkungen gegenüber Helen. Sie ist mit den Nerven fertig.«
    Finley setzte sich erschüttert auf die Kiste, auf der Clark vorher gesessen hatte, und wischte sich verstört über das Gesicht. »Das arme Mädchen«, sagte er. »In ihrer Gegenwart?«
    »Nein. Auf der Toilette.«
    »Schrecklich. Weiß man schon, wer es war? Und vor allem – warum?«
    »Das CIA ist eingeschaltet worden«, sagte Dr. Clark. Ein Satz, der keine weiteren Erklärungen mehr brauchte. Dr. Finley zerwühlte jetzt mit beiden Händen seine Haare.
    »Auch das noch! Der Kerl war auf Helen angesetzt?«
    »Noch sind es nur Vermutungen. Mr. Fisher – so nannte er sich – wird jetzt überprüft. Vielleicht ist es nur eine Mafiosi-Auseinandersetzung und völlig harmlos.«
    »Harmlos! Ein Toter? Ein Mord! Du hast Nerven, Abraham …«
    »Harmlos für uns, James.« Dr. Clark setzte sich neben Finley, der etwas zur Seite rückte. »Stell dir vor: Ich saß ungefähr zehn Meter von Helen entfernt an einem Tisch, als es passierte. Fisher ging raus und kam nicht wieder, und dann holte der Direktor Helen weg. Ich habe dann in der Halle gewartet, bis das CIA kam, und habe Helen nach Stunden aus dem Verhör wegholen können. Sie kann das alles nicht begreifen … wer kann das auch?!«
    »Und wenn dieser Fisher wirklich ein Agent war, Abraham?«
    »Dann gibt es auf höchster Ebene eine undichte Stelle. Wer weiß von unseren Versuchen? Nicht mal zwei Handvoll Menschen. Leicht überblickbar. Und trotzdem ist etwas herausgekommen.« Clark legte den Kopf weit in den Nacken und starrte in den sonnenüberfluteten Morgenhimmel. »Das wird noch ein dicker Hund, James! Fisher war nur der Anfang.«
    »Aber da muß es doch jemanden von der Gegenseite geben, der Fisher unschädlich gemacht hat. Wer ist die Gegenseite? Das CIA nicht, wie es scheint. Wo sitzt die andere Seite?«
    »Diese Frage werden sich auch einige andere Leute stellen, James.« Clark stand auf. Von ihrem Bungalow kam Helen herüber. »Da ist sie. James, du weißt von nichts. Wenn sie dir nichts selbst erzählt, bist du völlig ahnungslos.«
    »Ich werde mir Mühe geben. Danke, David Abraham …«
    Finley erhob sich auch, ging zum Bassin und winkte John zu, der ihn mit einem trompetenähnlichen Freudenlaut begrüßte. Er verstummte aber sofort und tauchte weg, als Helen in sein Blickfeld kam. Finley drehte sich um.
    »Tut mir leid«, sagte er und versuchte sein jungenhaftes Lächeln. »Aber mit dir ist er noch böse. Guten Morgen, Helen.«
    Helen sah erstaunlich ausgeschlafen aus, aber das war wohl nur das Make up, das sie sich aufs Gesicht gestrichen hatte. An ihren Augen jedenfalls sah man, wie innerlich erschöpft sie war. Sie warf einen langen Blick auf Dr. Clark, der zum Computerhaus schlenderte, wo mikroskopische Hirnschnitte verstorbener Delphine

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