Unternehmen Delphin
Wasser schnellte und helle Kreischtöne ausstieß. Er rief nach Helen.
Nun also wurde das Meerwasser in die Transportbecken gepumpt. Die neunzig Fahrer – man wollte ja in drei Schichten durchfahren, Tag und Nacht – standen indessen im Kasino herum, tranken Fruchtsäfte (mit einem Schuß Wodka, was aber niemand aussprach!), Tee, Kaffee oder Coca und hörten sich lustlos einen Vortrag an, den Dr. Pimperl, ein geborener Wiener, über die Probleme beim Transport von Delphinen hielt. Für diese Fahrer war der ganze Aufwand sowieso ein Blödsinn. Delphine gab es gerade im Pazifik genug, warum mußte man da vom Atlantik welche herüberbringen? Und diese Vorsicht. Nun gut, es waren vielleicht gut trainierte Artisten, man hatte ja oft genug Vorführungen in Miami besucht und vor Begeisterung in die Hände geklatscht – aber Tier bleibt Tier, und wenn man dafür mehr Geld zur Verfügung stellt, als eine Familie mit drei Kindern in einem ganzen Jahr ausgeben kann, dann muß man da schon von einem schiefen Denken sprechen.
Gegen Mittag rief sogar Admiral Bouwie an. »Wie geht's voran?« fragte er besorgt.
»Die Transportbecken sind vollgepumpt, die I. Kompanie wird gerade verladen. Die Burschen benehmen sich diszipliniert, wenn sie auch nervös sind.« Rawlings blickte kurz auf seine Armbanduhr. »Wenn alles gut geht, können wir am Abend abfahren. Ich melde mich dann, Sir.«
»Was soll denn nicht gut gehen?« fragte Bouwie.
»Noch haben wir Johns Kompanie nicht in den Becken … Ich will ihn als letzten nehmen.«
»Und wenn er große Schwierigkeiten macht?«
»Auch daran habe ich gedacht. Wir werden ihn mit Medikamenten ruhigstellen.«
»Dann viel Glück, Dr. Rawlings«, sagte Bouwie voll Sorge. »Bitte, rufen Sie sofort an, wenn alles klar ist – aber auch, wenn es unklar ist. Wirklich unglaublich – ich habe mich doch wirklich an die Viecher so gewöhnt! Ich denke an sie mehr, als ich an meine Frau gedacht habe …«
Das Umladen in die Riesenwagen ging genauso vor sich wie sonst das Herüberheben auf die Trainingsschiffe. In Plastikwannen wurden die Delphine einzeln aus dem Becken gehoben und mit einem Spezialkran zu den fahrbaren Bassins gebracht. Dort rutschten sie in das für sie heimatliche Meerwasser. Dennoch blieb ihre Nervosität, denn alles um sie herum – blieb bis auf das Wasser – fremd: Der Himmel war zusammengeschrumpft zu einem gläsernen Viereck. Es gab nicht mehr die herrliche Weite. Man roch den Wind nicht mehr, nicht mehr die Blumen auf den Rabatten rund um das Bassin. Man sah die Sonne nicht mehr und die Wolken, die vor dem unendlichen Blau dahinsegelten. Das einzige, was die Delphine tröstete, war die Gegenwart der Trainer, ihre Stimmen und das Streicheln ihrer Hände. Ohne die Trainer hätten sie im Wasser getobt und verzweifelt versucht, sich aus den Kunststoffbecken zu schnellen.
Finley kam mit seiner Kompanie als letzter an die Reihe. Ruhig schwamm John in dem nun leeren Bassin herum, und seine zehn Delphine folgten ihm in Kiellinie, wie sie es gelernt hatten. Rawlings und Clark waren ebenfalls an den Beckenrand getreten und beobachteten den unnatürlich stillen und friedlichen John.
»Er wartet auf Helen«, sagte Finley mit gepreßter Stimme. »Ohne sie geschieht hier jetzt nichts mehr.«
»Auch wenn es John, dein Genie, ist, James – ich lasse mich doch nicht von einem Delphin terrorisieren!« rief Rawlings aufgebracht. »Er hat gelernt, Befehlen zu gehorchen. Fängt er an, sich zu weigern, verzichte ich auf ihn.«
»Das heißt: auf die ganze Kompanie verzichten, Steve.«
»Ronny ließ sich ohne Komplikationen transportieren.«
»Ronny ist auch nicht in Helen verliebt.« Finley hob die Schultern. »Verleugnen wir jetzt nicht unsere eigenen Forschungen! Wir wissen doch, daß Delphine zu Gefühlsregungen fähig sind.«
Die Transportwanne wurde an dem Kran zu Wasser gelassen. Finley winkte zu John hin. »Komm her«, sagte er. »Junge, mach keinen Scheiß! Es ist doch nicht zu ändern. Uns allen ist das Herz schwer … nun komm, mein Junge. Komm …«
John hob den Kopf, rauschte heran, umkreiste die Transportwanne, stieß ein paar quietschende Laute aus, aber er schwamm nicht in die Wanne, um sich hochziehen zu lassen. Seine Kompanie wartete abseits auf das, was ihr Chef tun würde.
»Geh zu Helen und hol sie«, sagte Rawlings rauh zu Finley.
»Sie wird nicht kommen.«
»Erklär ihr, was hier los ist.«
»Das weiß sie.«
»Verdammt! Hier ist kein Platz für Hysterie! Sie
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