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Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ins Meer. »Phänomenal!« sagte Bouwie und senkte seine grüßende Hand erst, als der letzte Delphin an ihm vorbeigezogen war. »So etwas geht ans Herz, verdammt nochmal!«
    Beim anschließenden Festessen im Kasino der Forschungsstation saß Helen neben dem Admiral. Er hatte das so gewünscht, aber Rawlings hätte sie ohnehin dorthin gesetzt.
    »Ich bin noch ganz weg vor Begeisterung«, sagte er. »Diese Intelligenz der Tiere! Glauben Sie mir, ich habe mich seit Ihrer ersten Demonstration auf Key Largo mit den Viechern intensiv beschäftigt. Ich weiß, ich weiß, Sie mögen diese Bezeichnung nicht – aber bei allen unglaublichen Lernergebnissen: Für mich bleiben es Tiere! Und hier setzen bei mir die Bedenken ein. Trotz der Dressur – nennen wir es so, auch das mögen Sie nicht, ich weiß, Sie nennen es vollkommenen Kontakt – bleibt doch die Unberechenbarkeit der Natur dieser Lebewesen. Ich erinnere mich da an einen anderen Fall: Da hatte ein Zoodirektor einen Löwen großgezogen, von klein an. Er lebte in der Wohnung, schlief im Nebenbett – der Zoodirektor war geschieden, wundert einen das? –, ging wie ein Hündchen neben ihm her, saß beim Essen mit am Tisch und fraß vom Teller, badete mit im Swimmingpool, hockte im Nebensessel und sah beim Fernsehen zu … ein paradiesischer Zustand. Und plötzlich, ohne Anzeichen, ohne jeden Grund, sprang der Kerl seinen Ziehvater an und hätte ihn zerfetzt, hätte der Zoodirektor ihm nicht einen Stuhl entgegenschleudern können, was ihn so lange verwirrte, bis sich der Mann in Sicherheit bringen konnte. Nach fast zwei Jahren war urplötzlich das Raubtier in ihm ausgebrochen …«
    »Es war ein Löwe, Admiral«, sagte Helen. Sie kannte den Fall. Er war damals wochenlang in der Presse und im Fernsehen diskutiert worden, und Tierpsychologen bekämpften sich öffentlich mit gegenteiligen Meinungen. »Man kann einen Löwen nicht total vermenschlichen. Das muß schief gehen.«
    »Aber mit einem Delphin kann man es? Woher weiß man das?«
    »Der Charakter eines Delphins ist anders als der einer Raubkatze.«
    »Aber wie auch immer – ein Tier ist und bleibt unberechenbar …«
    »Genau wie der Mensch!« Helen sah Bouwie ernst an. »Ist auf den Menschen Verlaß? Jedes Leben ist eingeengt durch Unzulänglichkeiten. Sie befehlen einem Delphin: Bring die Mine an – und er schwimmt weg und kommt nicht wieder. – Sie befehlen einem Soldaten: Stürme diesen Bunker da – und er läuft hin, hebt die Arme und ergibt sich … Wo ist da ein Unterschied? Sir, man sollte den Menschen nicht so hoch über das Tier stellen. Er ist oft undisziplinierter als ein Tier.«
    Später, beim Abtrunk, sagte Bouwie zu Rawlings: »Diese Helen ist ein erstaunliches Mädchen. Sie hätte mich bald so weit gebracht, daß ich mich vor einem Hund schäme. Ein superintelligentes Weib, diese Blonde. Um die beneide ich Linkerton, der sie jetzt bekommt. Mir wird sie hier fehlen.«
    Dr. Rawlings antwortete nicht; er wollte Bouwie noch nicht sagen, daß er Helen nicht mit nach San Diego nahm.
    Drei Wochen später rollte die Kolonne der 30 Spezialwagen von Fort Lauderdale nach Biscayne Bay. Die Verladung sollte beginnen. Die Wissenschaftler hatten ihre Koffer gepackt. In großen Kisten lagerten die Spezialinstrumente, die man mitnehmen mußte.
    Es war ein früher Morgen, als die lange Kolonne der hohen Kastenwagen mit den Glasdächern über den Highway nach Miami rollte – ein Anblick, der dazu führte, daß trotz der ungewöhnlichen Stunde Oberst Ischlinski aus dem Bett geklingelt wurde. Der Anrufer wußte: Jurij Valentinowitsch war der ungnädigste Mensch der Welt, wenn man ihn im Schlaf störte; aber diese aus Fort Lauderdale anrückende Lastwagen-Kolonne rechtfertigte jeden Ärger.
    Ischlinski saß sofort kerzengerade im Bett, als er den ersten Satz hörte. Er warf einen Blick zur Uhr, grunzte und mußte dem Anrufer recht geben, daß in diesem Fall die Zeit keine Rolle spielte.
    »Dreißig neuartige Lastwagen?« fragte Ischlinski. »Sehen aus wie riesige Kühlwagen? Ich verstehe, sie wollen die Delphine wegschaffen! Falls es wirklich Delphine sind. Vielleicht ist das alles bloß eine Tarnung. An Delphine soll man denken, und was ist in den Wagen drin? Spezialbehälter für ein neues Gift!« Ischlinski holte tief Luft. »Paco, Sie bleiben dran! Ich setze sofort eine Truppe ein. Nicht eine Minute lang wird der Transport aus den Augen gelassen, ganz gleich, wohin er fährt … er muß von jetzt an immer unter

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