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Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wir machen, was John macht. – Du wirst am Telefon dabei sein …«
    »Nein! Ich werde nicht mehr hier sein, Steve.«
    »Wo kann ich dich erreichen?«
    »Nirgendwo. Streich mich aus deinem Gedächtnis, Steve. Die Welt ist groß, und irgendwo werde ich sein.«
    »Helen!« Rawlings lehnte sich gegen die Tür. »Wollen wir nach all den Jahren so auseinandergehen? Gib mir nicht die Schuld an dieser Entwicklung.«
    »Habe ich sie?« schrie Helen hinter der Tür. »Darf ich mich nicht verlieben? Darf ich keine Frau sein?«
    »Fisher war ein Spion.«
    »Das stand nicht auf seiner Stirn geschrieben! O Steve, keine weiteren Worte mehr! Hau ab! Leb wohl. Und viel Erfolg mit unseren Delphinen. Ja, noch eins: Sag James, er sei ein guter Kerl, und er soll, wenn er sich in San Diego verliebt, aufpassen, daß er keiner in die Hände fällt, die ihn ausnimmt. Er ist Frauen gegenüber so hilflos.«
    »Darüber hättest du mit Finley früher sprechen sollen, Helen!«
    »Ach Gott! Hau ab, Steve! Es ist schrecklich. Fahr doch endlich los.«
    Sie lief von der Tür weg, und der letzte Rest des Walkürenrittes dröhnte wieder mit voller Lautstärke durch das Haus. Rawlings schüttelte den Kopf, ging hinüber zu seinem Wagen, stieg ein und fuhr schnell, ohne in den Rückspiegel zu blicken, aus dem Tor und hinauf auf die Straße.
    Schluß, dachte er. Nicht nach hinten sehen. Nur nicht sentimental werden. Man muß im Leben Abschied nehmen und sich losreißen können. Auch wenn es bis ins tiefste Herz weh tut. Das Leben nimmt keine Rücksicht.
    Halt den Kopf hoch, Helen!
    Hinter der heruntergelassenen Jalousie beobachtete Helen durch einen Spalt die Abfahrt Rawlings'. Als er das Gelände der Station verlassen hatte, drehte sie den Plattenspieler ab und setzte sich, die Hände im Schoß gefaltet, auf ihre Couch. An der Tür standen ihre gepackten Koffer, und nun war klar, warum sie sich geweigert hatte, weder Finley noch Rawlings hereinzulassen: In den vergangenen Stunden hatte sie das ganze Haus ›übergabereif‹ gemacht: Die Schränke waren leer, das Geschirr gespült, die Flaschen in der kleinen Hausbar zusammengestellt, am Kühlschrank hing ein Zettel: ›Alles, was noch drin ist, kann aufgebraucht werden. Guten Appetit.‹ Und ein anderer Zettel, auf dem Couchtisch, enthielt die Anweisung: ›Es werden noch drei Magazine im Abonnement kommen. Lest sie. Ab nächsten Monat ist alles abbestellt.‹
    Es war jetzt auffällig still nach dem stundenlangen brüllenden Konzert. Helen hockte geduldig auf der Couch und blickte auf die Uhr. Ab und zu schloß sie die Augen und verfolgte im Geist, wie vor einem Film, die Fahrt der langen Lastwagenkolonne auf dem Highway Nummer 41 nach Tampa durch den versinkenden Abend. Dreißig Kolosse und neun Privatautos. Vorweg fuhr Dr. Rawlings in seinem silbergrauen Chrysler. Als letzter Finley im Transporter 30, am Beckenrand bei John sitzend.
    Fahrt langsam, Jungs, dachte Helen. Nicht mehr als 50 Kilometer pro Stunde, trotz Spezialfederung und Aufhängung der Becken – es schwankt zu sehr! Delphine sind empfindlich, sie stoßen sich leicht. Man hat euch das bestimmt gesagt, und ihr habt heimlich gegrinst. Fische mit blauen Flecken; diese Wissenschaftler haben einen Stich! Wenn ihr wüßtet, welch eine Fracht ihr da habt. Wieviel Millionen ihr da transportiert. Welch militärisches Geheimnis da auf Rädern durch halb Amerika rollt. Euch würde kalt werden bei aller Hitze.
    Nach zwei Stunden erhob sie sich, ging ins Badezimmer, wusch sich noch einmal und schminkte sich. In der dritten Stunde schleppte sie ihre Koffer zu dem Rabbit, verstaute alles im Kofferraum und auf den Rücksitzen und tat dann das gleiche, was Rawlings und alle Mitarbeiter getan hatten: Sie ging noch einmal langsam durch die nun stille Station, stand an dem großen Bassin, in dem nun kein Delphin mehr war, ging hinunter zum Meer und blickte hinüber zu den Riffen und zu den Übungsbooten, setzte sich auf eine der Bänke im Innenhof und sah zu, wie der Tag im Meer versank, wie das glutende Rot der sterbenden Sonne verblich und die Nacht ihr Dunkel über Wasser und Land breitete.
    Helen blickte auf die Uhr. Drei Stunden waren vergangen seit der Abfahrt der Kolonne. Das war der Abstand, den sie sich ausgerechnet hatte, um ungestört hinterher fahren zu können.
    Sie stieg in ihren Rabbit, atmete ein paarmal tief durch und ließ dann den Starter rattern. Langsam – fahrt nicht schneller als 50, Jungs, dachte sie wieder – fuhr sie aus der

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