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Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und beruhigen Sie Ihre degenerierten Nerven. Sie bekommen morgen neue Order.«
    Jurij Valentinowitsch legte auf und begann dann, anhand seiner Liste die Bewachung des Delphintransportes zu alarmieren. Gegen fünf Uhr früh hatte er es geschafft – die Kontrolle über den Konvoi war lückenlos. Bis New Mexico – falls sie diesen Weg einschlugen – würden die dreißig Spezialwagen und alle anderen Begleitfahrzeuge nicht einen Augenblick ohne Überwachung sein.
    Ischlinski genehmigte sich einen Trunk aus Orangensaft mit 30 Gramm Wodka, streckte, im Sessel mehr liegend als sitzend, die Beine weit von sich und war mit sich zufrieden. Nur der Ärger, nicht zu wissen, was da transportiert wurde, nagte in ihm. Auch das werden wir erfahren, dachte er. Die Zeit ist knapp, sie fahren ohne Aufenthalt durch – aber das ist auch die Gefahr, die nicht berechnet werden kann. Irgend etwas wird auf der langen Strecke passieren, sei es eine Reifenpanne, ein Schaden am Motor, ein Unfall. Es könnte zum Beispiel jemand von der Seite kommen und einen der Wagen rammen. Schon immer war der Zufall der Verbündete der Russen. Außerdem – Ischlinski trank mit einem Lächeln seinen Wodka-Orange leer – kann man Zufälle konstruieren. Wer sieht einem dusseligen Autofahrer, der die Vorfahrt mißachtet, an, daß er in Diensten der Sowjets steht?
    Als über Washington die Sonne aufging, lag Ischlinski in seinem Sessel und schlief mit einem zufriedenen Lächeln um die Lippen. So traf ihn bei Dienstantritt seine Sekretärin an und stieß einen leisen Schrei aus.
    Jurij Valentinowitsch straffte sich, sprang auf und sagte streng: »Benehmen Sie sich, Anne! Warum piepsen Sie? Während Sie im Bett mit Ihrem Frank die Augen verdrehen, geht hier die Weltpolitik weiter. Los, bewegen Sie sich – machen Sie mir einen starken Kaffee!«
    Neun Stunden hielt es Helen hinter dem Steuer ihres Rabbit aus, dann sagte sie sich: Es ist Wahnsinn, Helen Morero! Du siehst kaum noch die Straße, du hörst fast nichts mehr, streckenweise fährst du sogar mit geschlossenen Augen. Wo soll das enden?
    Sie hielt an einem Rastplatz des Highway an, studierte die Straßenkarte und entschloß sich, die Kolonne auf einer dem Highway parallel laufenden Straße zu überholen, mit der höchsten erlaubten Geschwindigkeit vorauszufahren und in einem Motel drei oder vier Stunden zu schlafen. Es war dann leicht, den Anschluß – mit drei Stunden Zwischenraum – wieder herzustellen.
    An der nächsten Kreuzung bog sie ab, gab Gas und knatterte mit ihrem Rabbit durch die helle Nacht. So fuhr sie, alle Energie sammelnd, zwei Stunden durch einsame schlafende Dörfer und Kleinstädte, bis sie nach ihrer Berechnung die Delphinkolonne überholt hatte, und bremste vor einem kleinen Motel, an dem nur zwei Wagen parkten.
    Ein schläfriger Farbiger saß im Office und las in einem Sex-Magazin. Jeder hat seine eigene Methode, die Müdigkeit zu vertreiben. Der Portier grinste Helen an und blickte abwartend zum Eingang, wo denn der dazu gehörende Begleiter bliebe. Da niemand nachkam, wandte er sich mit einem erstaunten Blick wieder Helen zu.
    »Was kann ich für Sie tun, Madam?« fragte er.
    »Ein Zimmer.«
    »Natürlich. Wir haben drei Kategorien zu …«
    »Irgendein Zimmer!« unterbrach ihn Helen. »Ich will nur schlafen. Ganz gleich, was es kostet.«
    Der Portier wies Helen das teuerste Zimmer zum Garten hin zu, kassierte den Preis im voraus, wartete, bis sie gegangen war, und widmete sich dann wieder seinem Sex-Magazin. Ein uninteressanter Gast, völlig normal. Um diese Zeit konnte man nichts anderes mehr erwarten und ohne Bedenken das Zimmer vermieten, das neben dem Spiegel ein Loch in der Wand hatte, umrahmt von einem Kranz Strohblumen – ein Loch, durch welches bei Bedarf das Geschehen im und rund um das Bett zu beobachten war.
    Helen schlief fünf Stunden, ließ sich von ihrem Reisewecker aufschrecken, frühstückte im Stehen ein Sandwich und zwei Tassen bitteren Kaffee und setzte sich dann wieder in ihren Rabbit.
    Der Delphin-Konvoi hatte inzwischen einen Vorsprung von sieben Stunden. Es war kein Problem, diese Zeit auf dem Free-Limited-Access Highway Nummer 10 aufzuholen, bis der Abstand wieder drei Stunden betrug.
    Als sie an einer Tankstelle anhielt, bediente sie ein junger Tankwart, der noch völlig begeistert war von dem Erlebnis der vergangenen Nacht. »Das hätten Sie sehen müssen, Miß«, sagte er. »Dreißig Riesentrucks, alle mit Delphinen in großen Plastikwannen. Das

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