Unternehmen Delphin
wie sein Blut in den Schläfen klopfte. Mit Schiff meinte er einen Spezialwagen, und Hafen bedeutete, daß einer der Delphintransporter irgendwo in einer Garage stand.
»Hervorragend!« sagte Ischlinski zufrieden. »War's ein schwerer Sturm?«
»Ein anderes Schiff rammte es. Aber es kann am Abend wieder in See gehen …«
»Nur, wenn es genau durchgesehen worden ist. Wer ist auf der Werft?«
»Phil und Bob.«
»Ich bin immer zu erreichen«, sagte Ischlinski und bemühte sich, nicht erregt zu atmen. »Immer! Seien Sie vorsichtig. Es ist verderbliche Ware an Bord …«
Die Verbindung brach ab. Jurij Valentinowitsch legte den Hörer vorsichtig zurück und überdachte, was er tun würde, wenn seine Aktion ein Erfolg für Rußland wurde. »Jetzt fahre ich wirklich auf die Krim«, würde er zu seinem Botschafter sagen und ihm den ganzen Spott zurückgeben. »Ich habe eine unbändige Lust, sowjetische Delphine zu füttern!« Und in Moskau würde er im Hauptquartier der GRU sagen: »Genossen, neue Interkontinentalraketen werden vorgeführt, um Stärke zu demonstrieren – die wirklichen gefährlichen Waffen bleiben unter der Decke.«
Ischlinski sagte zwei Treffen an diesem Tag ab, ließ sich das Essen in der Botschaft zubereiten und wartete ungeduldig darauf, was man aus Texas melden würde.
Lange, sirupartige Stunden wurden es, aber aus Texas kam kein Anruf mehr. Und je mehr der Tag verrann, um so nervöser wurde Jurij Valentinowitsch. Schließlich war ihm das Schweigen so unheimlich, daß er entgegen seinem Vorsatz, im Dienst nie zu trinken, zu einer Flasche in seinem Schreibtisch griff, die eigentlich für Besucher gedacht war, und drei Gläser Wodka pur trank. Texas schweig noch immer.
Helen erreichte Fort Stockton etwa vier Stunden nach dem Unfall.
Sie hatte gut aufgeholt. Und obwohl sie die vorgeschriebene Geschwindigkeitsgrenze ab und zu überschritt, war sie allen Polizeikontrollen geschickt ausgewichen. Sie sah die Funkwagen rechtzeitig im Rückspiegel. Vor versteckten Radarfallen warnten entgegenkommende Fahrzeuge durch Blinkzeichen.
In Fort Stockton tankte sie wieder, erfuhr, daß der Konvoi durchgekommen war, und natürlich erzählte man ihr von dem Zusammenstoß mit einem der Delphinwagen. Es war eine Sensation im sonst so ruhigen Städtchen. Nur, daß der Wagen noch in einer Werkstatt war, das wußte der Tankwart nicht.
Helen fuhr in die Stadtmitte, parkte ihren Rabbit auf dem Platz und ging in ein Café, um ein Stück Torte zu essen und vor allem ein Kännchen starken Kaffee zu trinken. Sie saß noch keine Viertelstunde, als sich von hinten eine gepflegte schwarze Hand auf ihre Schulter legte. Sie zuckte heftig zusammen, aber noch bevor sie den Kopf drehte, erkannte sie an dem goldenen Ring, wem diese Hand gehörte.
»Das ist ja ein tolles Ding!« hörte sie die ihr so gut bekannte Stimme sagen. »Ich gehe über den Platz und sehe da den blauen Rabbit stehen. Nummer von Miami. Das kann doch nur sie sein, denke ich. Dieses kleine Luder, ja, das bekommt sie fertig. Wo muß ich sie suchen? Ich sehe das Café – und da sitzt sie nun. – Helen, du bist verrückt!«
»Setz dich, David Abraham.« Sie sah auf und blickte in das lächelnde Gesicht Dr. Clarks. »Nun habt ihr mich also erwischt. Ich wollte erst in San Diego auftauchen.«
»Ich habe dich erwischt. Alle anderen sind voraus. Mein Wagen …«
»Ich habe es erfahren. Die ganze Stadt spricht davon.« Sie lehnte sich zurück und legte die Hände in den Schoß. »Kannst du nicht vergessen, daß du mich gesehen hast?«
»Wen soll ich gesehen haben?« Clark grinste breit. »Helen Morero? Die ist doch in Florida! Ich bin ja kein Geisterseher.«
»Danke, Abraham!«
»Trotz allem wäre es interessant, deinen Gedankengang zu erfahren, Helen. Was bezweckst du damit?«
»Ich werde plötzlich in San Diego stehen und John trainieren. Mal sehen, was dann passiert …«
»Rawlings bekommt einen Infarkt, und Finley fängt vor Wonne an zu heulen. Und dann werfen sie dich hinaus.«
»Nie! Mich – nie!« Sie rührte in ihrer Tasse, obwohl der Kaffee längst erkaltet war. »Ich habe euch gesagt: So einfach werdet ihr mich nicht los. Abraham, was soll ich denn ohne euch, was seid ihr ohne mich? Ich weiß, ihr braucht mich.«
»Und wie soll es nun weitergehen?«
»Ich fahre wie bisher in einem Dreistundenabstand hinter euch her. Das hat bisher gut geklappt. Die Stunden, die ich geschlafen habe, konnte ich am Tag wieder aufholen. Ihr fahrt ja nur
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