Unternehmen Delphin
ein Wort sein.« Der Werkstattleiter warf den Arbeitsbogen gekonnt über zwei Meter auf seinen Tisch zurück. »Halten Sie sich ab Mitternacht bereit, Sir. Vorher ist wirklich nichts drin. Wir waren in keiner Zauberlehre …«
»Was machen wir nun?« fragte Clark, als er mit Helen wieder draußen auf dem Werkstatthof stand. »Wir können in ein Kino gehen, uns den Bauch mit Eis vollschlagen oder auf einer Bank im Schatten dösen.«
»Ich habe einen anderen Vorschlag, Abraham: Sie versuchen, Steve unterwegs telefonisch zu erreichen. Sie kennen ja die Strecke genau und können sich ausrechnen, wo die Kolonne ist. Und ich setze mich zu Harry und seiner Truppe und beschäftige die Delphine. Am Abend essen wir dann in einem guten Restaurant und phantasieren ein bißchen herum, wie das alles mit Finley wird.«
»Hervorragend, Helen! Du bist ein Supermädchen. So machen wir es. Steve müßte jetzt kurz vor El Paso sein. Ich telefoniere mal alle Tankstellen auf der Strecke ab. Irgendwo erwische ich ihn.«
»Aber kein Wort von mir, Abraham!«
»Wieso denn?« Clark blinzelte ihr zu. »Du bist doch in Biscayne Bay zurückgeblieben.«
Sie trennten sich. Clark ging zum Verwaltungsgebäude der Werkstatt, um ein Telefon zu belagern, Helen stieg in den riesigen Wagen und setzte sich an das Plastikbassin.
Natürlich erkannte Harry sie sofort, stieg aus dem Wasser hoch, tanzte auf seiner Schwanzflosse und stieß helle, kreischende Freudenlaute aus. Auch die anderen Delphine schnellten ihre schlanken, blitzenden Körper hoch und begrüßten Helen mit lautem Zirpen.
»Ja, da bin ich wieder«, sagte Helen mit Tränen in der Stimme. »Ja, Harry, ich bin wieder bei euch. Und ich bleibe bei euch. Jungs, tobt nicht so herum! Das Becken ist dazu viel zu klein. Seid mit dem Wasser vorsichtig. Bis San Diego gibt es kein neues Wasser. Und wir müssen noch durch die Wüsten von New Mexico, Arizona und Kalifornien.«
Sie beugte sich vor, hielt beide Arme ins Wasser, und die Delphine stießen mit ihren Schnabelnasen gegen sie, küßten ihre Hände, legten sich auf die Seite und ließen sich genußvoll von ihr streicheln.
Die drei Fahrer des Trucks hatten sich in Fort Stockton umgesehen. Man hatte ihnen gesagt, daß der Wagen heute nicht mehr fertig werde, und wenn das ein Kraftfahrzeugmeister sagte, dann konnte man Häuser darauf bauen. Eher dauerte es noch länger, als man annahm – kürzer auf gar keinen Fall.
Was machte man als kräftiger Mann, fern seiner Frau, in einer fremden Stadt? Man hielt den nächsten Taxifahrer an, gab sich als Kollege vom Schwertransport zu erkennen und fragte: »Sag mal, Kumpel, ganz ehrlich: Wo kann man hier über Tag was erleben? So 'ne richtige Bluse voll? Nun komm schon, spuck die Adressen aus. Du kennst sie doch …«
Sie bekamen einige kollegiale Tips, entschieden sich für einen Massageclub, in dem mandeläugige, zärtliche Philippinerinnen mit flinken Händen und auch sonst geschickt arbeiteten, und waren für diesen Tag nicht mehr vorhanden. Dr. Clark, der sie in der Werkstatt gesucht hatte, ahnte so etwas, aber alles Toben half nichts. Die drei Fahrer waren und blieben verschwunden.
»Wenn der Truck in der Nacht fahrbereit ist, sind sie auch wieder da«, hatte der Werkstattleiter sachkundig gesagt. »Die schmeißt man raus, wenn sie ihre Tour abgerissen haben. Oder sie zahlen sich dumm und dusselig. Da sind die Mädchen knallhart. Na ja, sie müssen ja auch vom Umsatz leben. Wenn da jeder stundenlang auf der Matte bleiben wollte … Keine Panik, Sir. Die sind am Abend wieder hier!«
Clark erreichte Steve Rawlings an einer Tankstelle von Socorro, 10 Kilometer vor El Paso. Der Tankwart winkte mit einer roten Fahne, als sich die lange Kolonne der Monsterfahrzeuge näherte, und stellte sich mitten auf den Highway. Rawlings, der wie immer an der Spitze fuhr, scherte aus und bremste vor den Zapfsäulen.
»Telefon, Sir!« schrie der Tankwart. »Aus Fort Stockton. Die Nummer habe ich. Sie sollen sofort zurückrufen …«
Rawlings ahnte Ungutes. Er lief in die Glaskabine, wählte die Nummer und hatte Dr. Clark sofort am Apparat. »Hier Steve!« rief er. »Abraham, was ist bei euch los? Könnt ihr nicht weg?!«
»Nicht vor Mitternacht, frühestens, Steve«, sagte Clark. »Die Achse hat doch was abgekriegt. Aber ich fahre damit, und wenn's noch so sehr eiert.«
»Nur kein Risiko, Abraham.« Rawlings überdachte die nächsten Stunden. »Wie's aussieht, bist du jetzt einen Tag zurück …«
»Wenn's
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