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Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gut geht, Steve. Ich muß den Rest ja noch langsamer fahren.«
    »Ich komme zurück.« Rawlings blickte nach draußen, wo die Riesenfahrzeuge langsam über den Highway zogen. »Wenn ich sie in San Diego abgeliefert habe, kehre ich sofort um und kümmere mich um dich.«
    »Nicht nötig, Steve.« Clark dachte an Helen und gab seiner Stimme einen beruhigenden Klang. »Bleib in San Diego. Was kann uns schon passieren? Ob du nun vor uns herfährst oder nicht – was kann das ändern?«
    Das war logisch. Rawlings nickte, auch wenn Clark das nicht sehen konnte. »Richtig! Aber nochmal, Abraham: Sei vorsichtig. Keine Experimente. Wenn's gar nicht mehr geht, ruf sofort an. Ich komme dann mit einem anderen Wagen, und wir laden um.«
    Sie sprachen noch ein paar private Worte und legten dann auf.
    Es würde besser gewesen sein, Rawlings wäre sofort umgekehrt – aber wer konnte ahnen, was die kommenden Stunden noch bringen würden?
    Die nächste Nachricht erreichte Ischlinski am späten Abend. Er hockte in einem Nebel von Zigarettenqualm, hatte eine halbe Flasche Wodka getrunken und eine Kanne starken Kaffee, um den Wodka zu neutralisieren. Das Schweigen aus Fort Stockton zerfledderte seine Nerven. Dann klingelte es endlich.
    Ischlinski stürzte zum Telefon, riß den Hörer hoch.
    »Ja?« rief er.
    »Es sind Delphine«, sagte die tiefe Stimme knapp.
    Ischlinski schluckte mehrmals. Sein Hals war plötzlich staubtrocken.
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter. Delphine … nur Delphine …«
    »Unmöglich!«
    »Wir haben in der Werkstatt alles untersucht. Da ist kein Teil des Wagens, den wir nicht in den Händen hatten. Es sind fahrbare Delphinbassins ohne doppelte Wände. Nichts zwischen den Verkleidungen außer Isoliermaterial. Keine doppelten Böden, keine Kästen zwischen den Achsen, außer den Werkzeugkisten, absolut nichts.«
    »Und so etwas wird von einer Polizeieskorte und sogar von Militär begleitet?« schrie Ischlinski. »Das ist doch lächerlich!«
    »Es sind dressierte Delphine, Sir. Wertvolle Tiere anscheinend. Wenn Sie mal im Fernsehen die Kunststückchen gesehen haben, die diese Burschen können – da hat jeder Kerl einen Wert von einigen tausend Dollar.«
    »Aber Militär!« sagte Ischlinski, der Verzweiflung nahe. Mit bebenden Fingern steckte er sich eine Zigarette an, die vierundvierzigste an diesem Tag. »Was hat das Militär dabei zu suchen, wenn es nur Delphine sind? Ihr seid blind, alle blind! Dreißig Spezialwagen quer durch die Süd- und Weststaaten, von Florida bis … Wo sind sie jetzt?«
    »Auf dem Weg nach El Paso.«
    »Aha! Und dann Militär dabei! Für dämliche Delphine! Wer glaubt das denn? Wenn die Kolonne in New Mexico abschwenkt nach Los Alamos, ist doch alles klar. In den Wagen muß etwas versteckt sein. Habt ihr die Bassins untersucht?«
    »Das geht doch nicht.« Die tiefe Stimme wurde hörbar unsicher. »Wie denn? Da sind einige tausend Liter Wasser drin und die Tiere!«
    »Da liegt das ganze Geheimnis. Die Bassins sind doppelwandig, und in diesen Zwischenräumen lagert das, was ich suche.«
    »Und was erwarten Sie, Sir?«
    »Chemikalien, Flüssiggas, Kampfstoffe neuer Art.«
    »Das sollen wir anbohren?«
    »Wenn der Mensch nur halb so blöd wäre, wie er ist, hätten wir auf Erden das Paradies«, sagte Jurij Valentinowitsch heiser. »Ihr habt jetzt den Wagen und steht ächzend davor wie vor einem besetzten Scheißhaus. Man sollte es nicht für möglich halten. Kümmert euch um das Bassin!«
    »Wie denn, Sir?«
    »Kann ich das von hier aus entscheiden? Eure Aufgabe ist das! Muß ich euch denn auch noch die Hose zum Pinkeln aufknöpfen?«
    Der Mann in Fort Stockton legte ohne Entgegnung auf. Wenn Ischlinski anfing, in russischer Art zu sprechen, war es sinnlos, etwas zu sagen – aber ebenso sinnlos, ihm noch länger zuzuhören.
    Auch Jurij Valentinowitsch feuerte den Hörer auf die Gabel, stieß einen unreinen Fluch aus, bei dem selbst ein sowjetischer Traktorist erbleicht wäre, und ging zu seinem Sessel zurück.
    Was tun, dachte er. Weiter warten? Was kommt dabei heraus? Rufen sie aus Fort Stockton noch einmal an? Oder fahre ich jetzt lieber zu Maureen und lege mich in ihr Prunkbett?
    Ischlinski entschloß sich, in der Botschaft zu bleiben. Nicht allein aus Pflichtgefühl, sondern vor allem in der Erkenntnis, daß der genossene Wodka es verhindern würde, Maureens anspruchsvolle Wünsche in dem Maße zu erfüllen, wie sie es von einem bärenstarken Mann vom Schlage Ischlinskis erwartete.

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