Unternehmen Delphin
Marinestab eine aus Holzbaracken schnell errichtete Station. Aus Los Angeles waren Physiker und Elektronikfachleute gekommen, bisher völlig unbekannte Konstrukteure und ein Spezialschiff mit drei großen, stählernen Kugeln, die wie riesige graue Fußbälle aussahen. Fremd daran waren nur zwei große Panzerglasfenster und eine dünne Umrandung, die eine Tür ahnen ließ.
Zum erstenmal sahen die Delphinforscher eines der neuen Geheimnisse Amerikas: eine Tiefseestation, in dieser vollelektronischen Ausführung ein Teil des Frühwarnsystems. Aber man konnte sie auch zu einer unterseeischen Raketenbasis umfunktionieren, zu einer Abschußrampe, unerreichbar für jede Gegenwehr.
Von San Diego kam ein kleiner Flottenverband zum San Clemente Island und legte sich als Sperre weit draußen in den Pazifik. Darunter waren Fregatten und Zerstörer mit den modernsten Sonar- und Horchgeräten, die jede Bewegung unter Wasser registrierten.
Mitten in diesen Flottenverband hatte Admiral Linkerton ein uraltes Küstenwachboot aus dem Zweiten Weltkrieg schleppen lassen.
Die Aufgabe für die Delphine war zweifach: Versorgung der Tiefseekugeln und Versenkung des Zielschiffes – des alten Küstenwachboots – durch Magnetminen.
»Die werden sich wundern«, sagte Finley, als das ›Delphinschiff‹ Anker warf. »In zwei Stunden sieht man uns nicht mehr scheel an.«
11
Ted Farrow war lange genug bei der Marine, um Sonderaufgaben mit der nötigen Ruhe und Sturheit auf sich zu nehmen. Trotzdem fühlte er sich jetzt etwas ungemütlich.
Er saß in 300 m Tiefe unter der Pazifikoberfläche in einer der großen Horch-Stahlkugeln, umgeben von den hochsensiblen Sonar- und Radargeräten, starrte aus dem dicken Glasfenster auf das grünlich schimmernde Wasser, das der Lichtkegel des Scheinwerfers aus der Dunkelheit heraushob, und zählte die Fische, die schnell und oft mit bizarren Formen durch den Lichtfinger schwammen. Manche Fische sahen aus, als seien sie nur ein Kopf mit Flossen, andere waren nadeldünn und verbreiteten einen phosphoreszierenden Schimmer.
Die Kugel war durch ein Stahlseil mit einem Anker verbunden, der irgendwo in der schwarzen Tiefe im felsigen Boden Halt gefunden hatte. Mit einem Knopfdruck konnte Farrow die Kugel von diesem Seil lösen. Sie trieb dann nach oben, wenn er mittels Preßluft den Wasserballasttank leerblies.
Die Geräte um ihn arbeiteten lautlos mit Schreibern oder Digitalzeichen. So zeichneten sie etwa auf, daß sich in seiner Nähe zwei Schnellboote bewegten. Oder sie gaben Signale, daß sich ein U-Boot näherte, und der Computer errechnete aus den Geräuschen sofort, welcher Typ es war. Mit elektronischen Impulsen, die oben an Bord eines Zerstörers in Schriftzeichen umgewandelt wurden, konnte Farrow seine unterseeischen Informationen weitergeben.
»Es schleicht sich ein Kerl von der M-Klasse an«, meldete Farrow soeben. »Position im folgenden Planquadrat …«
Dann folgte die exakte Bestimmung, die der Computer ausrechnete. Man hatte nichts anderes erwartet. Die einzige verwundbare Stelle dieser Stahlkugeln war ihre Bemannung, war der übriggebliebene Mensch. Zwar arbeitete man fieberhaft an vollelektronischen Kugeln, aber es war noch nicht abzusehen, wann man Vollroboter in die Tiefsee schicken konnte. Ohne Menschen.
Farrow saß, ähnlich wie ein Astronaut, in einer Druckkabine – nur daß er nicht schwerelos war, da im Inneren der Stahlkugel ein Luftdruck herrschte wie auf einer Berghöhe von 2.000 Metern. Wurde die Station wieder an die Oberfläche geholt, dauerte es eine lange Zeit, bis Farrow seinen Raum verlassen durfte. Noch kritischer war es, ihn dort unten zu versorgen. Es gab keine Taucher für diese Tiefen. Versorgungs-U-Boote wurden in Tiefen ab 260 Metern zerdrückt von der Wassersäule. Magnetische Versorgungskugeln konnten nicht so stark belastet werden, daß sie in diese Tiefe absanken. Nach spätestens sechs Tagen mußten also die Horchkugeln hochgerufen werden – im Ernstfall ein sehr großes Risiko.
Die III. Kompanie mit ihrem Delphin-Chef Harry wartete auf dem Schiff von Rick Norton. Dr. Finley überprüfte noch einmal alle Apparate, die man den sieben Delphinen umgeschnallt hatte. Jeder trug außerdem einen runden Stahlbehälter unter dem Leib, in dem sich alles befand, was Farrow brauchte: Werkzeuge, Bett- und Leibwäsche, Schokolade, Dosen mit Fertiggerichten, Frischwasser, Orangensaft, einen Gruß von seinen Kameraden, die neuesten Zeitungen und knackfrische Brötchen
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