Unternehmen Delphin
auf vorsichtiger Schleichfahrt – ein Mini-U-Boot, dessen Elektronik den Meeresboden abtastete. Es suchte die Stahlkugel.
Sofort reagierte Harry und gab zur Zentrale die Warnung durch. Helen zuckte hoch und starrte entgeistert Dr. Rawlings an.
»Steve!« rief sie erregt. »Steve! Sieh dir das an. Harry gibt Alarm. Da kommt jemand unter Wasser auf uns zu.«
Admiral Linkerton sah wieder auf seine Uhr. Genau, dachte er. Zehn Minuten nach dem Start. Und schon haben sie ihn. Es ist phänomenal!
»Sir!« Rawlings trat neben Linkerton. »Harry meldet …«
»Ich weiß. Fremder Körper schleicht sich an. Das habe ich für Sie heimlich eingebaut. Ich wollte nur sehen, wie man auf Überraschungen reagiert.«
»Da haben Sie den Beweis, Sir!« Rawlings lächelte breit. »Ihr Mißtrauen beleidigt mich gar nicht. Kaum ein Mensch kann die Delphine ganz verstehen … Was soll Harry tun?«
»Was täte er im Notfall?«
»Alarm zur Kampfgruppe. Das wären Ronny und John mit ihren Kompanien.«
In den Lautsprechern knackte es. Finleys aufgeregte Stimme vom Schiff rief: »Harry meldet ein unbekanntes Objekt! Was sollen wir tun?«
»Nichts!« Linkerton winkte ab. »Der Test ist grandios verlaufen. Das Boot kehrt zur Basis zurück. Mein Gott, das ist alles unglaublich. Man muß es immer wieder sagen …«
In der Kugel schloß Farrow die Tür, drückte das Wasser aus der Kammer, regelte den Normaldruck ein und holte die Versorgungsbomben ins Innere. Die knackfrischen Brötchen mit Butter und Honig begeisterten ihn am meisten. Dagegen ärgerte er sich krumm darüber, daß ein Witzbold ihm auch ein Sexmagazin beigepackt hatte. Es waren ungeheuer scharfe Aufnahmen, und Farrow kam sich in seiner Stahlkugel nun doppelt verloren vor.
Von Finley und Captain Yenkins, der ja das Bataillon Sea-Lords auf Wake befehligen sollte, erhielt Harry die Weisung, das unbekannte Objekt zu verlassen und zur Basis zurückzukehren. Prompt meldete Harry, daß er verstanden habe. In geordneter Formation schwammen die sieben Delphine zum ›Delphin-Hotelschiff‹ von Rick Norton.
Der zweite Teil der Abschlußprüfung konnte beginnen. Auf dem Schiff wurden die Magnetminen scharf gemacht und die Zeitzünder eingestellt. Finley sprach mit Ronny und John, als seien es menschliche Kameraden, und Yenkins stand daneben mit den gemischten Gefühlen eines Mannes, der in einem Delphin noch immer ein Tier sieht und nicht seinen ›Bruder im Wasser‹.
Das Zielschiff – jenes uralte Küstenwachboot aus dem zweiten Weltkrieg – schwamm weit draußen vor dem aufgefahrenen Flottenverband und dümpelte in der Dünung. Sämtliche Radar-, Sonar- und Horchgeräte waren eingeschaltet worden und bildeten einen undurchdringbaren Strahlenkreis um den alten Kasten. Die Spezialisten – und nur sie allein konnten die Signale entziffern – hockten vor ihren feinen Apparaten.
»Es kann losgehen, Gentlemen«, sagte Admiral Linkerton. »Alles ist klar.«
»Wir sind auch klar, Sir«, meldete Captain Yenkins vom Delphinschiff. »Die Kompanien gehen ins Meer …«
John und Ronny mit ihren Burschen rutschten in den Pazifik. In der Anschwimmkammer waren mittlerweile Harry und seine III. Kompanie eingetroffen und wurden hydraulisch in das große Becken auf Deck gehoben. Das war Rick Nortons Sache, der die zurückgekommenen Delphine nachdenklich betrachtete und immer wieder den Kopf schüttelte. Was die eben mit der Versorgung der Stahlkugel nahe dem Meeresboden geleistet haben, das hat mit Dressur nichts mehr zu tun, dachte er. Das ist tatsächlich nur mit Intelligenz zu erklären. Und in Japan und auf den Kanarischen Inseln töten die Fischer sie wie jeden anderen Fisch. Man muß sich daran gewöhnen: Das ist kein Fischfang mehr, das ist Mord! Unsere Brüder im Wasser – wird der Mensch das je begreifen?
»Fertig!« meldete Yenkins. »Ich gebe den Angriffsbefehl.«
Von dieser Sekunde an tickten überall die Stoppuhren: auf dem Delphin-Schiff, bei dem kleinen Flottenverband, auf der Insel San Clemente.
John und Ronny schwammen mit ihren Kompanien zunächst geschlossen ab, aber dann verteilten sie sich und schwärmten weit aus. Die feinen Sonargeräte auf den Kriegsschiffen zeigten nur an, daß große Fische im Meer waren, ein durchaus normaler Vorgang. Kein Motorengeräusch – woher auch?
Im Zielgebiet waren dann nur Ronny und John und gaben ihre Signale zur Insel. Sie hatten den Riegel der Kriegsschiffe durchschwommen und näherten sich langsam dem Zielschiff. Sie waren
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