Unternehmen Delphin
gewonnen. Sie werden bald Freunde im Wasser haben.«
»Das hoffe ich, Miß Doktor. Ich soll nämlich eine Kompanie betreuen. Ich freue mich darauf. Die Offiziere, müssen Sie wissen, sind ein bißchen stolz, und jetzt sollen sie Delphine kommandieren. Wenn sie das irgendwo erzählen, lacht man sie aus. Davor haben sie Angst. Die Marine ist ein stolzer Verein.«
»Sie wird eines Tages noch stolzer sein – auf ihre Delphine!« sagte Helen fast feierlich. »Auch wenn niemand öffentlich darüber sprechen wird.«
Vier Wochen sind keine lange Zeit, auch wenn man vorher sagt: Wer weiß, was in vier Wochen alles geschehen kann! In San Diego jedenfalls flogen die vier Wochen nur so dahin mit einem täglichen anstrengenden Trainingsprogramm unter Kriegsbedingungen.
Von Admiral Bouwie war das Okay gekommen: Helen durfte bleiben. Er ließ sie selbst ans Telefon kommen und sagte:
»Was würden Sie tun, wenn ich Sie aus San Diego weghole?«
»Alles, um wieder hinzukommen.«
»Danke. Das ist mir auf die Dauer zu anstrengend. Bleiben Sie einfach da.«
»Wie soll ich Ihnen danken, Sir?«
»Indem Sie so bleiben, wie Sie sind.«
Die Delphine hatten sich mit der neuen Umgebung vertraut gemacht. Das wärmere Wasser des Pazifiks bekam ihnen gut. Wenn sie draußen auf See waren und ihre Übungen hinter sich hatten, tobten sie übermütig in den Wellen und jagten den Fischschwärmen nach, die gerade bei San Diego in den Küstengewässern immer wieder auftauchten. Auch Begegnungen mit Haien gab es – sie verliefen undramatisch, weil die Haie den Delphinen aus dem Weg gingen. Immer bildeten die Delphine eine geschlossene Gruppe, und wenn ein Hai in ihrer Nähe auftauchte, schossen sie auf ihn zu und bohrten schreiend ihre Schnabelnasen in seinen Leib. Verschreckt flüchtete dann jeder Hai und kümmerte sich um harmlosere Beute.
Commander Rick Norton hatte sich mittlerweile daran gewöhnt, ein ›Delphin-Hotel‹, wie er sein Spezialschiff nannte, zu befehligen. Nach zwei Wochen hatte er sich sogar in seine Pfleglinge verliebt. Zu Helen sagte er: »Was bleibt mir anderes übrig, Helen? Um an Sie jemals heranzukommen, muß ich den Umweg über die Delphine machen. Ich beherrsche schon einige Piepslaute – hoffentlich die richtigen. Hören Sie mal zu.« Er stieß einen undefinierbaren Laut aus, und Helen lachte schallend. »Was hieß das?«
»Gib den Hering her!« lachte Helen.
»Auch gut.« Norton lachte mit. »Ich übe weiter, bis ich den richtigen Laut habe für: Ich liebe dich.«
»Da müssen Sie noch lange üben, Rick!« sagte Helen und ließ den Commander stehen.
Irgendwann einmal in diesen Wochen nahm Clark an der Bar Finley zur Seite.
»Bist du blind?« fragte er. Finley sah ihn verwirrt an.
»Wieso? Habe ich mich schlecht rasiert?«
»Rindvieh! Hast du nicht bemerkt, daß Norton hinter Helen her ist wie ein Kater im Mondschein?«
»Wer kann ihn daran hindern?« Finley lächelte schief.
»Du!«
»Soll ich ihm eine runterhauen, wenn er sich bei Helen einhakt?«
»Wie steht es eigentlich zwischen dir und Helen?«
»Gut.«
»Was heißt gut? Ihr wohnt zusammen. Wie ist's im Bett?«
»Kein Kommentar«, sagte Finley steif.
»Also nichts. Sie schläft im Bett und du auf der Couch. Man sollte es nicht glauben! Warum bist du so ein Feigling, James?«
»Ich müßte euch alle verlassen, wenn Helen mich beim ersten Versuch zurückstößt. Ich könnte nach so einer Blamage doch nicht bleiben! Davor habe ich Angst, regelrechte Angst.«
»Aber du liebst sie doch heimlich bis zum Irrsinn …«
»Ja.«
»Himmel, dann sag es ihr!«
»Und wenn sie lacht?«
»Soll Rick Norton sie dir wegschnappen?«
»Wenn er mehr ihr Typ ist als ich …« Finley sah traurig in sein Whiskeyglas. »Abraham, wenn sie mit Norton geht, ist doch alles klar. Dann war und bin ich für sie nur der gute Kumpel. Ginge sie sonst mit Norton?«
»Dir ist nicht zu helfen«, sagte Clark fassungslos. »Siehst aus wie ein Baseball-Star und hast das Gemüt einer Maus. Praktischer, als daß Helen bei dir wohnt, kannst du es doch nicht mehr haben …«
Am Ende der dritten Woche begannen die Abschlußprüfungen. Die sechs Kompanien unter dem Befehl von Captain Hugh Yenkins rückten ins offene Meer aus. Norton mit seinem ›Delphin-Hotelschiff‹ transportierte sie bis in die Gewässer hinter der San-Clemente-Insel. Am China Point der Insel bezogen Rawlings, Helen, Finley, Clark und vier andere Wissenschaftler zusammen mit Admiral Linkerton und einem
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