Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
unter Wasser – das kleine, wie ein Terrier wendige und bissige U-Boot der Victor-Klasse versorgen konnte. Alle drei Boote arbeiteten mit Nuklearantrieb und besaßen neuartige Sauerstoffumwandler, die im Westen noch unbekannt waren.
    Wie Riesenfische glitten die U-Boote in 250 Meter Tiefe durch den Pazifik und näherten sich der Wake-Insel.
    Außerhalb des von den Amerikanern zum Sperrgebiet erklärten Seeabschnitts blieb Jakowlew mit seinen drei Booten liegen und wartete ein paar Tage ab. Im Leib von Delta II und Charlie wurden die winzigen, mit zwei Mann besetzten Spionage-U-Boote einsatzbereit gemacht. Statt Torpedos hatte man diese fast lautlosen Mini-Schiffchen an Bord genommen – nur das Boot der Victor-Klasse war mit Torpedos bewaffnet worden: mit den modernsten und tödlichsten sowjetischen Konstruktionen, die denjenigen der Amerikaner weit überlegen waren. Selbst der Torpedo Tigerfish, auf den die USA so stolz waren, galt als veraltet.
    Den letzten Kontakt mit der Außenwelt hatte Jakowlew vor neun Tagen gehabt. Er hatte die große Funkantenne ausgefahren und – immer unter Wasser bleibend – in der Nacht mit der Basis Petropawlowsk auf Kamtschatka gesprochen. Admiral Prassolow hatte keine neuen Informationen gehabt. Die Verlegung neuer Truppen nach Wake war anscheinend beendet, aber die großen Bauarbeiten gingen weiter. Für die Russen sah es so aus, als sollte Wake ein Hauptstützpunkt der U.S. Navy werden wie Pearl Harbour oder Midway. Aber wozu dienten die großen Betonwürfel, wie sie die Satellitenaufnahmen zeigten? »Wenn es U-Boot-Bunker sind«, sagte Prassolow, »brauchte man nicht so geheimnisvoll zu tun. Das hatten die Deutschen im Krieg schon an der Normandieküste. Irgendwie ergibt das Ganze keinen erkennbaren Sinn.«
    »Wir werden sehen, Genosse Admiral«, antwortete Jakowlew in seiner arroganten Art. »Unsere Hechte sind bereit.« Er nannte die Zweimannboote Hechte …
    Prassolow beendete das Funkgespräch. Die armdicke Antenne versank wieder im Ozean. Jakowlew wurde wieder unsichtbar.
    Sechs Tage lang übte er – selbstverständlich nach wie vor unter Wasser – das Ausschiffen und Einschiffen seiner ›Hechte‹, bis die Mannschaften vor Erschöpfung fast umfielen. »Wir müssen die Besten sein, Genossen«, sagte er zu seinen hohläugigen Matrosen. »Nur die Besten überleben, weil sie mit Zehntelsekunden umgehen können. Wie beim Sport ist's, beim 100-Meter-Lauf: Nicht der mit 10,00 Sekunden siegt, sondern der mit 9,99 Sekunden! Wir müssen immer um einen Bruchteil besser sein als die Amerikaner.«
    Von der Marine-Station auf dem Kwajalein-Atoll der Marshall-Inseln war unterdessen auch nach Wake die Nachricht gekommen, daß sich ein sowjetisches Versorgungsschiff in den Gewässern nördlich Eniwetoks herumtreibe. Man habe pflichtgemäß auf die Atomstrahlung hingewiesen, aber die Russen hätten lapidar geantwortet, das wisse man seit 1946 und vor allem seit dem 1.11.1952, als die erste Wasserstoffbombe gezündet wurde.
    Das Versorgungsschiff schwamm praktisch im Kreis herum – so, als ob sowjetische U-Boote dort Übungen abhielten, weit weg von der Wake-Insel.
    US-Admiral Crown war beruhigt. Immerhin gab er den Befehl, die Wake-Insel mit Radar und Sonar abzuschirmen, und verteilte seine Schiffe in einem weiten Kreis am Rande des erklärten Sperrgebietes. Beobachtungshubschrauber kreisten über dem gesamten Abschnitt, sechs U-Boote durchschnitten den Ozean kreuz und quer und horchten die Tiefe ab.
    Jakowlews Ablenkung hatte also einen gewissen Erfolg: Die Amerikaner vermuteten sowjetische Unterwasserschiffe bei den Marshalls. Und als das Elektronikschiff Primorje geradezu provokativ am Rande des Sperrbezirks von Wake auftauchte und sich dort zur Ruhe setzte, umkreist von Crowns Hubschraubern und Abfangjägern und ein paarmal umkreist von einer Fregatte, kam gleich recht niemand auf den Gedanken, die Sowjets könnten angesichts dieser Demonstration in Wirklichkeit ganz andere Absichten haben.
    Die offene Anwesenheit der Primorje wurde auch auf Pearl Harbour registriert. Man konnte nichts dagegen tun, der Ozean ist eben internationales Gewässer, aber Crown sah es als eine Frechheit an, daß die Sowjets vor seiner Nase herumschwammen.
    In die miese Stimmung des kleinen Admirals platzte dann auch noch die Meldung, das Bataillon ›Sea-Lords‹ sei von San Diego abgefahren und befinde sich auf dem Weg in den Nord-Pazifik. Über Honolulu und die Johnston-Insel nähmen sie direkten Kurs

Weitere Kostenlose Bücher