Unternehmen Delphin
dagegen nicht an. Er sah Dr. Clark nur mit einem traurigen Dackelblick an, ging zu seinen Delphinen und fand hier seinen Trost.
Clark betrachtete es jedoch als seine Pflicht, mit Norton darüber zu sprechen. Nach sieben Tagen auf See, schon im Einzugsbereich der Hawaii-Inseln, ergab es sich, den Commander allein am Turm des Buggeschützes zu sprechen. Doch Norton ließ ihn abblitzen.
»Hören Sie mal zu, Abraham«, sagte er kalt zu Clark. »Das ist ganz allein meine Sache und die Sache von Helen. Halten Sie sich da raus. Wenn Finley Ansprüche hat, soll er sie bei mir erheben. Jedem anderen trete ich auf die Füße, ist das klar?«
»Wollen Sie Helen heiraten?«
»Das geht Sie einen Dreck an!«
»So einfach ist das nicht, Rick. Helen ist ein erwachsener Mensch, natürlich … aber sie hat viele Väter. Uns alle von der Gruppe! Und wer Helen an die Hand nimmt, muß vor uns bestehen …«
Norton kniff die Augen zusammen, und dann sagte er: »Jetzt hör mal gut zu, Nigger … wenn du nicht sofort kehrtmachst und verschwindest, gehst du über Bord zu den Haien! Schwarze Ärsche mögen die besonders gern.«
Dr. Clark schwieg. Sekundenlang blickte er Norton in die unruhigen Augen, dann drehte er sich um und ging davon. Es war ein stolzer Abgang.
»Du schwarze Sau!« knurrte Norton ihm noch nach, aber es war unklar, ob Clark auch das hörte.
An diesem Abend schwamm Clark inmitten der Delphine im Bassin und unterhielt sich mit John. »Paß auf Helen auf«, sagte er ihm ins Ohr und kraulte ihn dabei. »Sie macht wieder eine Dummheit. Verstehst du mich, John? Finley behauptet, du verstehst jedes Wort. Wenn das wahr ist, dann kümmere dich um Helen …«
Von diesem Abend an war John nervös und unruhig. Morgens zögerte er sogar, in den freien Ozean zu schwimmen, und natürlich zögerte seine Kompanie mit ihm. Nur widerwillig glitt er über die Rutsche ins Meer, und dann blieb er immer nahe bei dem Schiff, während die anderen ausschwärmten und übermütig ihre Spiele trieben.
»Was ist mit John los?« fragte Helen ein paarmal Finley, aber der zuckte nur mit den Schultern.
»Vielleicht ist er hysterisch? Manche Menschen sind es ja auch.«
Norton hütete sich, mit Clark nochmal allein zusammenzutreffen, doch war er Helen gegenüber besonders aufdringlich, wenn er Clark in der Nähe entdeckte. Einmal tätschelte er provozierend ihren Hintern und grinste dabei breit und siegessicher. Finley, der das ebenfalls sah, verdrückte sich still und voller Selbstmitleid zu den Delphinen.
Rawlings hielt sich aus allem heraus, aber er beobachtete genau die Entwicklung. Er hatte sich vorgenommen, erst dann einzugreifen, wenn Norton nachts zu Helens Kabine schlich – oder umgekehrt. Aber es gab noch keine Anzeichen dafür, daß dies in allernächster Zeit bereits geschehen würde.
Die Ankunft des Delphin-Spezialschiffs in Honolulu wurde scheinbar nur von den beteiligten Dienststellen wahrgenommen. Es lief im Hafen von Pearl Harbour ein und nahm einen Liegeplatz nahe der Naval Reservation ein, unerreichbar für jeden. Die Landverbindung war nur mit einer Barkasse möglich.
Admiral Ronald Atkins begrüßte Rawlings und seine Wissenschaftler, als seien sie zurückgekehrte verlorene Söhne, trat dann an das Becken und grüßte die Delphine mit militärischer Ehrenbezeigung. Norton fand das maßlos übertrieben, aber auch Admiräle können ja einen Stich haben. Im Offizierskasino gab es dann ein feudales Essen und ein gemäßigtes Besäufnis.
Der Aufenthalt in Honolulu war auf drei Tage festgelegt. Während das Schiff Öl und Verpflegung bunkerte und vom Bug bis zum Heck gereinigt wurde, führte Norton Helen von Bar zu Bar und kaufte ihr einen zauberhaften Moumou – das ist ein bodenlanges, weites, bunt gemustertes Kleid, wie es früher die Eingeborenen trugen, nachdem ihnen die Missionare erklärt hatten, Nacktheit sei eine Sünde.
Finley litt echt darunter, tat aber nichts dagegen, sondern atmete nur sichtbar auf, als man nach drei Tagen den Hafen von Pearl Harbour wieder verließ. Admiral Atkins ließ es sich nicht nehmen, die ›Sea-Lords‹ mit militärischen Ehren zu verabschieden: Eine Kapelle der Navy spielte zum Abschied den Marsch ›When the Saints Go Marchin' in …‹
Auch wenn gerade Rawlings es nicht wahrhaben wollte – es griff an die Seele.
An diesem Tag saß ein Mr. Herald Rittman in seinem Zimmer mit Waikikiblick im Hotel Hawaiian Regent und nahm telefonisch die Meldung aus Pearl Harbour entgegen: Sie
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