Unternehmen Delphin
auf Wake.
»Wir werden uns umstellen müssen, Tom«, sagte Crown sauer zu Colonel Thomas Hall, dem Chef der Marine-Infanterie-Sondereinheit S II-A. Er war Crowns einziger Freund in dieser Einsamkeit. Hall hatte die seltene Gabe, zuhören zu können und von Crowns Ausbrüchen nicht beleidigt zu werden. »Die Delphine kommen und werden Sie und Ihre Kampfschwimmer zu Unterwasser-Clowns degradieren. Kennen Sie Ronny?«
»Nein, Sir.«
»Gegen Ronnys Intelligenz sollen Sie ein Blödmann sein, Tom! Und wenn der Delphin John – pardon: Kompaniechef VI – piep-piep macht, können Sie Shakespeare zitieren: Sie bleiben trotzdem ein Schwachkopf. Soweit sind wir jetzt.«
»Abwarten, Sir«, antwortete Colonel Hall höflich wie immer. »Einem Delphin ist noch nicht die Landung auf dem Mond geglückt.«
»Sehr gut, Tom!« Crown klatschte in die Hände und sah Hall bewundernd an. »Das merke ich mir. Das ist ein Argument, gegen das auch Linkerton nicht anstinken kann.«
An einem Sonntag landeten zehn riesige Transall-Transporter auf dem Flugfeld von Wake. Natürlich wurden sie von dem sowjetischen Beobachtungsschiff Primorje registriert – aber was sie brachten, war nicht feststellbar. In der Nacht wurden sie entladen: Sie hatten zehn merkwürdige Stahlkugeln mit kleinen Fenstern an Bord, und Admiral Crown sagte:
»Jetzt beginnt die kritische Phase.«
Der Transport der 66 Delphine quer durch den Pazifik von San Diego zu der Wake-Insel war fast eine Vergnügungsfahrt.
Entgegen allen Bedenken von Admiral Linkerton und Rick Norton hatte Dr. Rawlings durchgesetzt, daß die sechs Kompanien den größten Teil der riesigen Strecke frei schwimmend im Ozean zurücklegen sollten. Selbst Admiral Bouwie hatte schließlich nachgegeben, nachdem Rawlings erklärt hatte: »Sir, ich übernehme die volle Verantwortung. Nicht einer wird ausbrechen und verschwinden. Dafür sorgen die Chefs. Das Gemeinschaftsgefühl der Delphine ist viel stärker ausgeprägt als das der Menschen. Ihre ›Familie‹ bedeutet ihnen alles. Wenn etwas schief geht, Sir, können Sie mir den Kopf abreißen.«
»Davon habe ich gar nichts, Steve«, antwortete Bouwie bissig wie immer. »Was soll ich mit Ihrem Kopf? So dekorativ ist er nicht. Aber in jeden Delphin haben wir mittlerweile 100.000 Dollar an Ausbildungskosten gesteckt.«
Vor dem Ablegen des Delphinschiffes wurde noch ein Verwaltungsakt vollzogen, der einen Glanzpunkt der Bürokratie bildete: Nicht nur Rawlings und sein gesamter wissenschaftlicher Stab wurden von der Navy übernommen, sondern jeder Delphin bekam in den Akten eine Registriernummer und wurde in einer Verpflegungsliste, Ausrüstungsliste und sogar Gehaltsliste erfaßt. Erst danach gab man den Transport frei: Es handelte sich jetzt um eine militärische Einheit.
Rawlings sollte recht behalten: Die Delphine schwammen vor, neben oder hinter ihrem Mutterschiff her, tobten im Ozean herum, ließen sich treiben, um sich auszuruhen, und kamen dann pfeilschnell wieder angeschossen. Die Reisegeschwindigkeit von 22 Knoten, die das Spezialschiff erreichte, war für sie lächerlich – ohne Ermüdung blieben die sechs Kompanien in der Nähe des Schiffes, immer im Radarkontakt mit Finley, Clark, Rawlings, Helen und den anderen Wissenschaftlern. Aber auch Yenkins sprach mit ihnen, Ted Farrow und Rick Norton. Mit Beginn der Abenddämmerung zogen die sechs Kompanien in geordneter Formation in die Schleusenkammer und wurden über Nacht in das große Bassin gebracht. Es war eine Freude zu sehen, wie die Delphine auf die einzelnen Signale – die für sie Befehle waren – reagierten.
Merkwürdig unruhig war wieder nur John. Und das hatte einen handfesten Grund.
Was Clark schon in San Diego an Finley als Warnung weitergegeben hatte, verdichtete sich nun auf der langen Fahrt über den Pazifik: Rick Norton kam bei Helen Morero weiter.
Oft lagen sie jetzt nebeneinander auf Deck in den Liegestühlen, lachend, Cocktails schlürfend und sich sonnend. Oder sie schwammen zusammen im Pool, spielten Shuffle board oder Tischtennis. Am Abend sah man sie oft an der Reling stehen und auf das rotgoldene Meer blicken, verzaubert von den Sonnenuntergängen, wie sie nur der Pazifik zu bieten hat.
Clark hatte es aufgegeben, Finley auf diese Entwicklung anzusprechen. Norton war nun mal ein blendender Erzähler, steckte voller Witze, war fünf Jahre jünger als Finley und hatte eine jener Figuren, aus denen man in Hollywood Tarzans macht. Finley kam mit seiner Schüchternheit
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