Unternehmen Grüne Hölle
ein
Dummchen, hatte keine Ahnung, mit wem sie sich umgab.
Über sich selbst wußte Friedhelm
bestens Bescheid. Und inzwischen war ihm auch eingefallen, wo man Zatofsky
einstufen mußte. Er nannte sich Vermögensberater. Aber das war wohl nur
Tarnung. Friedhelm hatte gehört, Z. — wie er in gewissen Kreisen hieß — handele
mit Kokain, kaufe Diebesgut auf und besorge Kunden für Kredithaie. Doch zur
Zeit stünde ihm das Wasser bis zum Hals. Offenbar war er noch schlimmer
verschuldet als Friedhelm.
Z. wohnte in einer Doppelhaushälfte mit
angebauter Garage.
Friedhelm hielt vor der Einfahrt.
Das Garagentor war geöffnet. Z. hatte
das Licht angeknipst. Er hantierte mit Schlüsseln. Sein Abendanzug war so blau
wie Pflaumen-Gelee.
„Heh, Zatofsky“, rief Friedhelm durchs
geöffnete Autofenster. „Ich bin Friedhelm Merpe. Soll Sie abholen.“
„Nicht mehr nötig. Mein Schlitten tut’s
wieder. Nur ein Kabel war locker.“
Er fuhr einen roten Volvo, der noch
verdreckter war als Friedhelms Mercedes.
„Also bin ich umsonst gekommen?“
erkundigte sich Friedhelm.
„Sieht so aus.“
Zatofsky war groß und wirkte ungefügig.
Die hochgezogenen Schultern verkürzten den Hals auf null. Er hatte ein
rotgeädertes Pferdegesicht mit fleischiger Nase.
„Wie nett, Zatofsky, daß Sie bei mir
angerufen haben. Deshalb konnte ich mir den Umweg ersparen.“
„Häh? Ach so. Nun seien Sie mal nicht
gleich beleidigt. So groß ist der Umweg ja nicht.“
„Armleuchter!“ murmelte Friedhelm.
Er schloß das Fenster und fuhr ab,
während Z. kopfschüttelnd in den Volvo stieg.
In gereizter Stimmung kam Friedhelm in
der Friedensburger-Allee an.
Als er dann vor dem Lift wartete,
bemerkte er die beiden Nachwuchstypen hinter sich. Irgendwie beunruhigte ihn
der Anblick. Weshalb? Darauf kam er erst später.
Jetzt bemerkte er, wie der kleine Dicke
mit spöttischem Grinsen auf sein 18-Karat-Jackett deutete.
Golden war zwar nichts an der
ausgeflippten Schale, und schon gar nicht 18karätig. Aber der Modeschöpfer
hatte sich nun mal zu der Bezeichnung verstiegen. Und der Preis entsprach
ohnehin dem einer Wertanlage.
Kleiner Mistkerl! dachte Friedhelm
erbost — und wandte sich den beiden Cape-Trägern zu.
*
Willi! dachte Tim. Der Glaseinsatz
spiegelt. Wo hast du deine Augen?
Goldjacke drehte sich um. Er war groß,
schlank und im besten Alter für beruflichen Aufstieg. Ein Schmalgesicht mit
leichtem Bartschatten, stechenden Grauaugen und sehr ebenmäßigen Zügen. Auf
gewisse Weise sah er gut aus — etwa so wie ein italienischer Frisör. Die kurze
Oberlippe reichte nicht ganz über die Zähne.
„Mißfällt dir was an mir?“ fauchte er
Klößchen an.
Der erschrak. „Wie? Nein. Wieso?“
„Dein Umhang gefällt mir auch nicht,
Mops.“
„Und wie ist es mit meinem?“ erkundigte
sich Tim. „Falls der Sie entzückt, dürfen Sie ihn einen Moment halten. Aber
höchstens drei Sekunden. Dann kriege ich ihn wieder.“
Friedhelm starrte ihn an. „Wieso seid
ihr beide noch nicht im Bett?“ fragte er durch die Zähne.
„Aus Neugier. Jemand sagte uns, wir
würden hier auf eine Goldader stoßen. Da packte uns der Goldrausch, und wir konnten
nicht widerstehen. Begreifen Sie unsere Enttäuschung? Es ist keine Goldader. Es
ist nur eine Jacke. Deshalb hat mein Freund gestikuliert (Gebärden machen).“
„Armleuchter!“ sagte Friedhelm zum
zweiten Mal an diesem Abend, und er meinte es ernst.
„Sehr erfreut“, grinste Tim. „Ich heiße
Peter. Aber Sie dürfen mich Tim nennen. Das ist Willi. Wenn Sie ihn mit
Klößchen oder Mops anreden, beißt er Ihnen in die Wade.“
Friedhelms Grauaugen verdunkelten sich.
Das fehlte noch, dachte Tim: eine
Schlägerei vor der Party. Und ich hätte angefangen, heißt es dann wieder. Dabei
stecke ich eiskalt den ,Armleuchter’ ein. Nur wenn er mich anrührt, mische ich
ihn auf, den Goldjungen.
In diesem Augenblick landete der Lift
im Parterre.
Friedhelm schoß noch einen tödlichen Blick
ab. Dann trat er in die Kabine, seine Orchideen-Schachtel locker unterm Arm.
Den beiden wollte er die Tür vor der
Nase schließen. Aber Tim riß sie ihm aus der Hand.
„Der Lift ist für alle da“, wurde
Friedhelm von Klößchen belehrt.
Grinsend stiegen sie zu, und Tim
drückte die 6.
Aufwärts ging’s.
In der sechsten Etage entließ der Lift
sie in einen kleinen Vorraum, der eigens vom Architekten geschaffen war, um das
ganze Stockwerk abzugrenzen.
Der Vorraum erinnerte Tim in fataler
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