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Unternehmen Grüne Hölle

Unternehmen Grüne Hölle

Titel: Unternehmen Grüne Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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nickte.
    „Mutti trägt den Diamanten nur hier“,
sagte Elisa. „Nicht auf der Straße, wo ihr jeder an den Hals greifen könnte.“

12. Interview auf der Party
     
    Sogar eine Kapelle war da, eine
dreiköpfige. Im mittleren Raum standen die Musiker bescheiden in der Ecke.
Tischmusik. Sie spielten so, daß man sie hörte. Aber kein Gespräch wurde
übertönt.
    Tatsächlich gab’s immer noch welche,
die redeten. Die Mehrzahl aber machte sich her über ihre gefüllten Teller.
Klößchen hatte seit 20 Minuten kein Wort mehr gesagt.
    In der Küche erscholl das Knallen von
Champagnerkorken, und die Serviermädchen brachten immer neue Tabletts mit
gefüllten Gläsern.
    Elisa hatte für sich und ihre Freunde
Cola besorgt.
    Tim sah, wie sich Friedhelm Merpe, die
Goldjacke, mit Stefanie unterhielt. Schon zum viertenmal wollte er in eine
gebratene Putenbrust beißen. Aber immer dann verstummte Stefanies Rede, und er
mußte antworten, obwohl er inzwischen ganz hungrig wirkte.
    Mehrfach schon hatte die Gastgeberin
ihren Blick zum Empfangsraum gerichtet. Als erwarte sie noch wen.
    Und jetzt, tatsächlich, wurde der
Erwartete von einem der Serviermädchen hereingeführt.
    „Das ist Erwin Kusch“, sagte Elisa.
„Der Reporter vom Nachtblatt. Mutti hat ihn angerufen, und jetzt ist er hier.“
    „Erwin Kusch?“ Tim schob die Brauen
zusammen. „Mit Party-Berichten und Gesellschaftsklatsch hat der doch nichts am
Hut. Was ich von ihm gelesen habe, waren knallharte Krimi-Reportagen.“
    „Da liegst du absolut richtig“,
lächelte Elisa. Und ihre Zungenspitze berührte die Lücke am Vorderzahn.
    Um Himmels willen! dachte Tim. Ich
ahne.
    Kusch sah aus, als hätte er in seinem
braunen Anzug geschlafen. Zwei Kameras hingen ihm vor der Brust. Er hatte
nikotingelbe Finger und ein freundlich-kantiges Gesicht.
    Elisa empfing ihn, als sei er der
Ehrengast.
    Jetzt verstummten auch die letzten
Redner. Vermutlich überlegte jeder blitzschnell, wie er sich auf dem zu
erwartenden Gruppenfoto in den Vordergrund schieben könne.
    Gleich, dachte Tim, setzt ein Ansturm
auf sämtliche verfügbaren Toiletten ein. Weil die Damen noch schnell die Frisur
richten wollen.
    Die fünf Jugendlichen hatten ein
geblümtes Sofa belegt, das eigentlich nur viersitzig war. Tim saß zwischen Gaby
und Karl. Klößchen setzte beim Futtern auch die Ellbogen ein und beanspruchte
ungebührlich viel Platz.
    „Liebe Freunde“, ertönte Stefanies
Stimme. „Unser lieber Erwin, den ihr alle kennt, hat es sich nicht nehmen
lassen, unsere Party zu beehren. Aber keiner soll sich einbilden, daß das
seiner Person gilt — oder etwa mir, der Gastgeberin. Was ich euch — und Erwin —
zu bieten habe, ist was anderes, nämlich eine echte Sensation. Ich darf euch
vier junge Gäste vorstellen, die heute nachmittag ein Bravourstück vollbracht
haben. Gaby, Tim, Willi, Karl — geniert euch nicht. Kommt doch bitte mal her!“
    Klößchen knurrte. Zwar ärgerlich, aber
gedämpft. Er war mit seiner dritten Tellerportion noch nicht fertig und
entfernte sich nur ungern von der Futterstelle.
    Meine Ahnung war richtig, dachte Tim.
Er nahm Gaby bei der Hand und marschierte los.
    Ringsum prasselte Beifall auf. Wer zwei
Hände hatte, klatschte. Zwar wußte keiner, weshalb er das tat. Aber man hatte
schon aus geringerem Anlaß applaudiert (Beifall spenden).
    Erwins Blitzlichtgerät gleißte die
TKKG-Bande an.
    Nebeneinander mußten sie sich
aufstellen. Gaby lehnte sich an ihren Freund. Klößchen kaute noch. Karl nahm
die Brille ab. Am Ärmel wurden die Gläser poliert — wie immer, wenn er
aufgeregt ist.
    „Wenn ihr alle mal ruhig seid“, rief
Stefanie in die atemlose Stille, „könnt ihr dem Interview lauschen. Ist einfach
zum Staunen.“
    Tim drückte Gabys Hand, dann hatte
Erwin Kusch die zweite Kamera startklar gemacht. Aber es war keine Kamera,
sondern ein Tonbandgerät - wie es Reporter gern benutzen, die der Stenografie ( Kurzschrift )
nicht mächtig sind.
    „Zunächst eure Namen!“ sagte Erwin —
und hielt jedem das Mikrofon vors Gesicht.
    Die Antwort fiel zufriedenstellend aus,
denn jeder merkte auch seinen Spitznamen an. Wobei Klößchen Gelächter erntete.
    „Also“, sagte der Reporter, „wie ich
inzwischen von der Pressestelle im Polizeipräsidium erfahren konnte, wurde
heute nachmittag versucht, das Juweliergeschäft Kantschliff auszuplündern. Zwei
Gangster waren beteiligt. Aber nur einer, nämlich ein Kleinganove namens Horst
Dungert, trat in Erscheinung —

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