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Unternehmen Grüne Hölle

Unternehmen Grüne Hölle

Titel: Unternehmen Grüne Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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( unangenehmer )
Weise an die Besenkammer-Telefonzelle im TKKG-Internat. Freilich — so beengt
wie dort war es hier nicht. Und die massige Tür mit dem Guckloch-Spion wurde
auch gleich geöffnet, nachdem Friedhelm geklingelt hatte.
    Ein Serviermädchen mit weißer Schürze
und noch weißerer Schleife im Haar ließ ein.
    Friedhelm nickte ihr zu, um sich dann
gleich zu Tim und Klößchen umzusehen.
    „Hier ist eine geschlossene
Gesellschaft, ihr Tölpel. Ihr seid in der falschen Etage.“
    „Nicht doch!“ erwiderte Tim. „Wir sind
richtig hier. Frau von Jaburg hat uns als Geschirrspüler engagiert. Außerdem
dürfen wir die Mitternachtssuppe zubereiten. Wenn wir jemanden zum Umrühren
brauchen, holen wir Sie. Abgemacht?“
    Friedhelm nahm zwar die Zähne
auseinander. Aber seine Erwiderung unterblieb.
    Denn in diesem Moment stürmten Elisa,
Gaby und Karl in den Empfangsraum — oder was immer das sein mochte. Jedenfalls
standen Sessel und Zimmerpalmen gelangweilt herum.
    „Endlich!“ rief Elisa und rauschte an
Friedhelm vorbei, als gäbe es den nicht. „Gratuliere, Tim! Gratuliere, Willi!
Ihr seid ja so was von heldisch — mich haut’s aus dem Schaukelstuhl. Auch Mutti
ist hingerissen. Sie hat gleich was angeleiert.“
    „Heldisch war’s eigentlich nicht“,
meinte Tim.
    „Aber lustig“, sagte Klößchen.
    Er hatte die Nüstern gebläht und schnupperte
zur nächsten Tür. In der Richtung vermutete er das kalte Buffet.
    Goldjacke — so hatte Tim ihn im stillen
getauft — empfand sich als überflüssig in der Gruppe und schob ab.
    „Wer ist denn das?“ wandte Tim sich an
Elisa.
    „Der? Ach, Mutti kennt ihn von
irgendwoher. Ich kann ihn nicht leiden. Friedhelm Merpe ist so zuvorkommend,
daß man darauf ausrutscht. Aber sicherlich nur, damit er Mutti anpumpen kann.“
    „Uns kam er rüde“, erklärte Tim. „Aber
wir sind ja in friedlicher Absicht hier.“
    Ganz nebenbei hatte er seine Augen an
Gaby gelabt. Wie tauschön sie wieder aussah! In dem neuen tollen Kleid.
    Um dem festlichen Anlaß zu genügen,
hatte sie die Haare hochgesteckt. Aber hier und da entschlüpfte eine
Goldsträhne den Kämmchen und rankte sich abwärts.
    Karl sagte, daß er die Blumen schon
überreicht habe — in aller Namen. Und daß er von jedem noch fünf Mark fünfzig
kriege. Rot-blau sei der Strauß, und Elisas Mutter habe sich riesig gefreut.
    Elisa zeigte den Jungs, wo sie die
Capes ablegen konnten.
    „Sobald der letzte Gast da ist“,
erklärte sie, „wird hier dichtgemacht. Ist ein Trick von Mutti, damit niemand
vorzeitig geht. Es sei denn, dem Betreffenden wird übel, oder Feuer bricht aus.
Ihr müßt doch nicht noch mal runter?“
    Tim äußerte Zweifel, ob ihre Drahtesel
beim Portal stehen durften. Aber Elisa meinte, das wäre in Ordnung, und führte
ihre Gäste ins Zentrum der Party.
    Drei große Räume gingen ineinander
über. Jede Schiebetür war geöffnet und der Lärm überall gleich. Nicht 40
geladene Gäste waren erschienen, sondern mindestens 70.
    „Etliche haben ihre Freunde
mitgebracht“, flüsterte Elisa der TKKG-Bande zu. „Alles Nassauer (jemand,
der sich bei anderen durchißt )!“
    Tim spähte umher. Zig Grüppchen hatten
sich gebildet. Jeder redete. Keiner hörte dem andern zu. Die Mienen verrieten,
daß es sich um weltbewegende Weisheiten handelte. In einer Ecke wurden Witze
erzählt, und das Gelächter ließ den Kronleuchter erzittern. In anderen Ecken,
wo es nichts zu lachen gab, flackerten neidische Blicke auf.
    Tim sah Abendkleider, Partyanzüge,
saloppe Garderobe und Herren im Smoking. Friedhelm Merpe schoß mit seiner
Goldjacke den Vogel ab — bzw. den Goldfasan.
    Eben landete er einen Handkuß bei
Elisas Mutter und überreichte ihr den Klarsichtkarton mit der miesen Orchidee.
    Die TKKG-Bande zog Blicke auf sich.
    Was will denn das junge Gemüse hier?
dachten sicherlich einige.
    Im mittleren Raum, an der Längswand,
hatte ein städtischer Party-Service das kalte Buffet aufgebaut: zehn Meter weit
reihte sich eine Köstlichkeit an die andere.
    Tim packte Klößchen am Oberarm und
zerrte ihn weiter.
    Sie stolperten einem Serviermädchen in
den Weg. Es balancierte ein Tablett mit Gläsern.
    „Darf ich Ihnen... äh“, verbesserte sie
sich, „möchtet ihr was trinken?“
    Mißtrauisch beäugte Tim den Inhalt.
    „Sieht aus wie Mineralwasser, riecht
aber anders.“
    „Das ist Champagner.“
    „Danke!“ schmetterte er das Angebot ab.
„Wir sind keine Alkoholiker, sondern Fitneß-Fans. Elisa

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