Unternehmen Hongkong
ich Sie geschickt habe. Er wird das Kind schon schaukeln .«
Gegen halb zehn war ich wieder
zu Hause und rief Cheng abermals an. Er war noch im Laden, wie immer. Wenn er
überhaupt ein Privatleben besaß, dann spielte es sich im Hinterzimmer ab.
»Ja, Mr. Kane ?« sagte er geduldig.
»Die beiden werden Sie morgen
früh aufsuchen«, berichtete ich. »Sie werden sagen, Sie seien Freunde von mir,
und das stimmt ja auch. Wenn sie Sie bitten, die Fahrt zu arrangieren, dann
stimmen Sie zu, für einen Preis von zweitausend Dollar. Gehen Sie bis auf
tausend runter, wenn sie handeln, aber nicht niedriger .«
»Ja, Mr. Kane.«
»Wenn sie aufbrechen, führen
Sie sie zur Dschunke. Dort wird man ihnen weitere fünfhundert für mich
übergeben, Cheng. Die habe ich mir gerade verdient. Die anderen tausend können
wir uns teilen, damit Sie auch etwas an der Sache verdienen .«
»Ich bin begeistert, Mr. Kane«,
sagte er höflich. »Ich werde die Vorbereitungen in kürzester Zeit treffen .«
»Ich möchte wissen, wann und
wie die beiden fahren«, sagte ich. »Rufen Sie mich an, wenn alles feststeht .«
»Gewiß«, erwiderte er.
»Wenn ich nicht da sein sollte,
können Sie Charlie, meinem Hausboy, Bescheid geben. Kennen Sie ihn ?«
»Ich habe ihn kennengelernt«,
erwiderte Cheng. »Er ist ein sehr aufgeweckter Junge, aber der westliche
Einfluß, dem er in Ihren Diensten ausgesetzt ist, Mr. Kane, macht sich allzusehr bemerkbar .«
»Ist das so schlimm ?«
»Möglicherweise — für ihn, aber
das spielt im Augenblick keine Rolle. Gute Nacht, Mr. Kane.«
»Gute Nacht, Cheng«, sagte ich.
Während ich auflegte, überlegte ich, was er mit seiner letzten Bemerkung
gemeint haben mochte.
Am nächsten Tag, nach einem
ausgiebigen Frühstück, hörte ich wieder von Cheng.
»Es lief genau, wie Sie
erwarteten, Mr. Kane«, erzählte er. »Wir einigten uns auf tausend Dollar,
zahlbar vor der Abreise. Außerdem sind sie bereit, mir gleichzeitig fünfhundert
Dollar für Sie zu übergeben .«
»Und was haben Sie unternommen ?« fragte ich.
»Die beiden möchten so bald wie
möglich aufbrechen«, berichtete er. »Ich habe nichts dagegen. Je eher sie
fahren, desto eher zahlen sie auch, nicht wahr, Mr. Kane ?«
Ich holte tief Atem und zählte
im stillen bis fünf.
»So ist es, Cheng«, stimmte ich
zu.
»Sie fahren heute
abend «, fuhr er fort. »Um Mitternacht. Ich sagte ihnen, sie sollten die
Fähre nehmen, und ich würde am Pier in Kowloon zu ihnen stoßen. Einer meiner
Neffen wird in einem Sampan auf sie warten, um sie an Bord seiner Dschunke zu
bringen .«
»Sehr gut, Cheng«, lobte ich.
»Ich komme morgen vormittag bei Ihnen vorbei und hole
das Geld ab .«
»Ich werde es für Sie
bereitlegen, Mr. Kane .«
Ich legte auf und rief Charlie.
Er kam unverzüglich angerannt.
»Ja, Chef?«
»Jetzt muß es schnell gehen«,
befahl ich. »Setz dich sofort mit Leung in Verbindung und sag ihm, daß wir heute abend um sechs losfahren —
von Aberdeen aus. Er soll heute nachmittag die Dschunke hinausfahren und ungefähr einen Kilometer von der Küste entfernt
vor Anker gehen. Dort soll er auf uns warten. Er soll ein paar blaue Lichter an
den Mast stecken, damit wir ihn ausmachen können. Kapiert ?«
Charlie nickte eifrig. »Klar,
Chef.«
»Okay. Dann besorgst du mir bis
spätestens heute nachmittag um vier drei Kuli-Anzüge. Aber sie müssen sauber sein. Jacken und Hosen. Geht
das ?«
»Okay, Chef.«
»Pack mir eine Reisetasche. Den
Rasierapparat und das übliche Zeug. Außerdem sechs Flaschen Whisky und ein paar
Magazine für meine Pistole.«
»In Ordnung, Chef.«
»Dann fahren wir jetzt los«,
sagte ich. »Du kannst mich beim Oriental Hotel absetzen, bevor du nach Aberdeen fährst. Kennst du jemanden, der
einen Sampan hat ?«
»Klar .« Er grinste. »Ein Neffe von mir.«
»Leih ihn dir für heute abend aus. Aber ohne den Neffen. Sag ihm, daß du
allein auch zurechtkommst. In Ordnung?«
»In Ordnung, Chef.«
Wir gingen hinaus zum Wagen.
Ich schloß die Augen, während Charlie in wilder Fahrt den Hügel hinunterschoß . Ich fahre meistens im ersten oder zweiten
Gang hinunter, einen Fuß ständig auf der Bremse, aber schließlich sind ja
hinter mir auch nicht die chinesischen Dämonen her, die Charlie im Nacken
sitzen.
In einer Staubwolke gehüllt,
brachte Charlie den Wagen vor dem Oriental zum
Stehen.
»Ich bin um vier wieder zurück
und bringe Freunde mit«, sagte ich. »Wenn du rechtzeitig wieder da bist, kannst
du gleich
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