Unternehmen Hongkong
und
machte ihr etwas zu trinken.
»Machen Sie sich’s bequem«,
sagte ich. »Charlie, mein Hausboy, wird vor vier nicht wieder da sein, und
Corvo sagte ja, daß er um fünf kommen würde. Sie können sich’s also gemütlich
machen .«
Sie setzte sich in einen Sessel
und schlug die Beine übereinander. Das Seidenkleid rutschte ein wenig hoch, und
ich starrte fasziniert auf ihre Knie.
»Gefallen Ihnen meine Knie ?« erkundigte sie sich nach einer Weile.
»Sie sind so hübsch rund«,
erwiderte ich vorsichtig.
»Nicht so eckig, wie bei vielen
Frauen ?« fragte sie.
Ich hielt es für ratsam, das
Thema zu wechseln.
»Sie scheinen Carter nicht sehr
zu vermissen«, meinte ich. »Er muß viel von Ihnen gehalten haben, wenn er Sie
hierher mitgenommen und Ihnen ein Drittel von dem Geld versprochen hat .«
»Ja«, erwiderte sie kurz.
Ich dachte über ihre Antwort
nach.
»Ja was? Ja, Sie vermissen ihn
nicht? Ja, er hat viel von Ihnen gehalten? Ja, er hat Ihnen ein Drittel des
Geldes versprochen ?«
»Ja.« Sie lächelte süß.
»Ich versuche nur, Konversation
zu machen .« Hilflos zuckte ich die Schultern.
»Sehr viel ist nicht dabei
herausgekommen, nicht wahr ?«
»Möchten Sie noch einen Drink ?«
»Ja.«
Ich stand auf, nahm ihr das
Glas ab, füllte es auf und setzte mich dann wieder. Vielleicht bildete ich es
mir nur ein, aber es schien, als sei der Rock noch ein wenig weiter
hinaufgerutscht, während ich ihr den Rücken zugewandt hatte.
»Gibt es ein Thema, über das
Sie sich gern unterhalten würden ?« fragte ich.
»Ja«, erwiderte sie schlicht.
»Meine Knie.«
»Ich dachte, das hätten wir
erschöpfend behandelt .«
Sie lächelte träge. »Wovor
haben Sie eigentlich Angst, Andy? Vor mir oder vor sich selbst?«
»Ich habe vor niemanden Angst,
auch nicht vor mir selbst«, versicherte ich.
»Also im Moment haben Sie auf
jeden Fall vor mir Angst«, behauptete sie. »Sie fürchten sich davor, in mir
mehr zu sehen als eine Geschäftspartnerin, weil möglicherweise bald der
Zeitpunkt kommt, da Sie mir den Kragen umdrehen müssen und weil das wesentlich
schwieriger ist, wenn Sie gefühlsmäßig nicht völlig unbeteiligt sind .«
»Ich habe noch niemals einer
Frau den Kragen umgedreht«, erklärte ich. »Das verträgt sich nicht mit meinen
Prinzipien. Ich schieße höchstens, aber würgen — nie !«
»Ich atme erleichtert auf«,
verkündete sie. »Ich möchte gern duschen. Haben Sie etwas dagegen ?«
»Nur zu«, forderte ich sie auf.
Sie verließ schwingenden
Schritts das Zimmer. Ich trank mein Glas leer und stellte fest, daß sie nicht
die einzige war, die eine Abkühlung nötig hatte. Als ich aufstand, um mir noch
einen Whisky einzugießen, klingelte es.
Ich ging öffnen, während ich
überlegte, ob das bereits Corvo sein konnte. Oder vielleicht mein alter Freund
Unterinspektor Cross? Meine Mutmaßungen erwiesen sich als falsch. Vor der Tür
stand Natalie Dove und lächelte mich an.
»Ich mußte kommen, um Ihnen zu
danken, Andy«, verkündete sie.
Ehe ich eine Antwort
hervorbrachte, ging sie an mir vorbei ins Wohnzimmer. Ich schloß die Tür und
folgte ihr. Tess hatte ihre riesenhafte Handtasche mit ins Badezimmer genommen,
so daß keine Spur ihrer Anwesenheit zu entdecken war. Natalie lächelte noch
immer, und ihre volle Unterlippe bebte leicht.
»Ich bin eigentlich gekommen,
um Ihnen auf Wiedersehen zu sagen. Es tut mir leid, daß wir nicht zusammen
fahren, aber es geht nicht. Ich möchte, daß Sie mich nicht vergessen, Andy .«
Sie trat näher an mich heran.
»Joe weiß nicht, daß ich hier bin«, erklärte sie. »Ich bin nicht in Eile, wir
fahren erst heute nacht um zwölf .«
»Das ist schön«, krächzte ich
heiser.
»Ich habe also Zeit genug, um
mich von Ihnen zu verabschieden«, meinte sie verheißungsvoll. »Sie wären doch
traurig, wenn ich das nicht täte, nicht wahr ?«
»Nein«, erwiderte ich.
»Was?«
»Ich meine — natürlich .«
Sie lächelte wieder. »Ich bin
so froh, daß du ebenso empfindest wie ich, Andy .« Ihre
Lippen kamen näher, und ihre Arme umschlangen meinen Hals.
Ich war plötzlich von allen
Sorgen befreit. Als Natalie mich küßte, hatte ich gar keine Zeit mehr, an meine
Sorgen zu denken. Ich konnte mich nur noch auf Natalie konzentrieren.
Ich konzentrierte mich also
fünf Minuten lang und hätte es auch weiter getan, wenn ich dabei nicht
unterbrochen worden wäre. Zufällig öffnete ich einen Moment lang die Augen und
bemerkte, daß sich im Zimmer etwas
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