Unternehmen Hongkong
Ahnung«,
meinte ich.
»Und?«
Ich ging an ihr vorbei auf den
Balkon und blickte hinunter auf den Strand, der im Mondlicht leuchtet, und auf
das stille Meer. Nach einigen Minuten kam Natalie nach und stellte sich neben
mich.
»Schön, nicht ?« sagte ich. »Hier ist die Luft noch rein und klar. Das ist der zauberhafte
Osten. Ich muß gestehen, daß er mich in seinen Bann geschlagen hat .«
»Ich sollte Sie hinauswerfen,
statt mir Ihr sinnloses Gerede anzuhören«, versetzte sie. »Aber falls Sie einen
Vorschlag haben, kann ich ihn mir ja anhören .«
»Ich habe nachgedacht«, begann
ich. »Sie haben mich wegen dieses Joe Kahn fallengelassen .« Ich zuckte die Schultern. »Das kommt vor — ich bin zu lange im Geschäft, um
einer Abmachung, die sich zerschlagen hat, nachzuweinen. Ich bin sowieso nicht
besonders scharf auf Ihr Angebot gewesen. Ich habe andere Vorstellungen von
einer erholsamen Freizeitbeschäftigung, als in der Kwan-Po-Bucht nach
versunkenen Schätzen zu fischen. Aber dann begann die Rechenmaschine in meinem
Kopf zu arbeiten. Vielleicht, dachte ich im stillen, kann sich der gute Andy
Kane bei dem Geschäft doch noch ein paar Groschen verdienen .«
»Kommen Sie doch endlich zur
Sache .«
»Ich bin so an die chinesische
Art gewöhnt«, erklärte ich. »Die Chinesen kommen fast nie zur Sache. Ich kann
Sie mit einem Mann zusammenbringen, der Sie zur Bucht fahren könnte,
vorausgesetzt, ich empfehle Sie .«
»Und Sie werden uns natürlich
empfehlen ?« fragte sie sarkastisch.
»Selbstverständlich«, stimmte
ich zu. »Wenn die finanzielle Seite stimmt .«
»Aha, darum geht es also ?«
»Genau. Darum geht es .«
»Sie glauben offenbar, ich bin
ein Dummkopf«, sagte sie.
»Aber ein schöner«, schränkte
ich ein.
»Sie empfehlen uns einem Mann,
den Sie kennen, und er dreht uns den Kragen um ?«
»Dieses Risiko müssen Sie bei
der Sache immer eingehen«, erwiderte ich. »Wenn Joe Kahn nicht ganz weltfremd
ist, kann er das Risiko verringern .«
»Wie?«
»Auf alle möglichen Arten. Er
muß darauf achten, daß nur ein Mann mitfährt, daß er unbewaffnet ist, daß auf
dem Boot keine Waffen versteckt sind — und dergleichen mehr .«
Sie blickte mich an.
»Angenommen, ich glaube Ihnen. Wieviel kostet uns das ?«
»Fünfhundert jetzt, für den
Namen des Mannes, und weitere fünfhundert, wenn Sie zurückkommen.«
»Das ist ja lächerlich .«
»Es ist billig«, sagte ich.
»Ich kann Ihnen schon jetzt sagen, daß er tausend Dollar für die Fahrt
verlangen wird, aber wenn Sie versuchen, mit ihm zu feilschen, dann zahlen Sie
am Schluß das Doppelte .«
Sie schritt ins Zimmer zurück,
mixte sich einen frischen Drink und trank das Glas mit einem Zug leer. Dann
schenkte sie sich noch einmal ein.
»Woher soll ich wissen, daß es
keine Falle ist ?« fragte sie mit gepreßter Stimme.
»Ich lese Zeitung, Andy. Carter ist in Ihrem Haus ermordet worden .«
»Das ist ein Grund, weshalb ich
an dem Unternehmen kein Interesse mehr habe«, erklärte ich. »Mir gefällt es
nicht, wenn der Tod mir so nahe kommt, und noch dazu auf gewaltsame Weise. Der
Bursche, der Carter erschossen hat, war glücklicherweise ein guter Schütze .«
»Seine Freunde sind hier«, fuhr
sie fort. »Das wissen wir. Woher soll ich wissen, daß Sie nicht mit ihnen unter
einer Decke stecken und uns den Vorschlag lediglich machen, um uns außer
Gefecht zu setzen ?«
»Das können Sie natürlich nicht
wissen«, brummte ich. »Das ist ein weiteres Risiko, das Sie eingehen müssen. Im
Augenblick bin ich der einzige, der Ihnen helfen kann, Hongkong zu verlassen.
Glauben Sie vielleicht, daß ich für lumpige fünfhundert Dollar einen solchen
Plan aushecken würde ?«
»Ich weiß es nicht«, gestand
sie. »Aber auf jeden Fall zahle ich Ihnen keinen Pfennig .«
»Okay«, sagte ich. »Dann lassen
Sie’s bleiben .«
»Ich sagte nicht, daß ich mir
Ihr Angebot nicht durch den Kopf gehen lasse, sondern nur, daß ich keinen
Vorschuß zahle«, sagte sie rasch.
»Und wann gedenken Sie zu
zahlen ?«
»Bevor wir fahren — unmittelbar
vorher. Ich könnte das Geld dem Mann geben, der uns hinbringt .«
»Das wäre vielleicht möglich«,
meinte ich. »Klar, das geht in Ordnung. Also abgemacht?«
»Abgemacht«, bestätigte sie.
»Vorausgesetzt, alles klappt. Wie heißt Ihr Freund ?«
»Cheng- tse - Thok «, gab ich zurück. »Er hat einen Antiquitätenladen in
Kowloon. Sie können ihn nicht übersehen. Gehen Sie morgen hin und sagen Sie
ihm, daß
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