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Unternehmen Hongkong

Unternehmen Hongkong

Titel: Unternehmen Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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hab’ zwar meinen Wagen nicht da, aber ich rufe dir ein Taxi .«
    »Danke«, sagte sie bedauernd.
    Zehn Minuten später fuhr das
Taxi vor. Ich nahm Natalie behutsam am Arm und führte sie hinaus. Sie lächelte
zu mir hinauf.
    »Die kleine Episode hat sich
nicht ganz so abgespielt, wie ich es geplant hatte. Aber du wirst ja noch hier
sein, wenn wir zurückkommen. Wünsch mir Glück, Andy !«
    »Natürlich«, erwiderte ich.
»Viel Glück.«
    Sie stieg in das Taxi, das sich
unverzüglich in Bewegung setzte. Ich ging zurück ins Wohnzimmer und machte mir
noch einen Drink. Ein rhythmisches Klopfen aus dem Schlafzimmer erinnerte mich
wieder an Tess. Ich leerte mein Glas zur moralischen Aufrüstung und betrat das
Schlafzimmer. Mörderische Augen funkelten mich an. Ich drehte das Mädchen auf
die Seite und löste die Fesseln um ihre Arme und Beine. Dann zog ich ihr den
Knebel aus dem Mund.
    »Mörder !« schrie sie. »Frauenschläger! Sie — Sie brutaler, sadistischer, barbarischer,
ekelhafter —«
    »Ich glaube, ich steck’ Ihnen
lieber den Knebel wieder in den Mund«, unterbrach ich sie gelassen.
    »Unterstehen Sie sich ja
nicht«, schrie sie.
    »Dann halten Sie den Mund«,
befahl ich sanft.
    Sie starrte mich einen
Augenblick wütend an, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, und überlegte es
sich dann anders. Sie sprang aus dem Bett, schritt ins Wohnzimmer und mixte
sich einen Drink. Ich legte vier zerknitterte Hemden in meine Schublade zurück
und folgte ihr.
    Tess hielt in der einen Hand
eine brennende Zigarette, in der anderen ein Glas. Sie saß auf dem Sofa, und
das hauchdünne Spitzengewebe fiel über ihren Knien auseinander.
    »Besser ?« fragte ich.
    »Mir geht’s glänzend«,
versetzte sie kalt. »Behandeln Sie Damen immer so? Gehört es zu Ihrer Methode
als Ladykiller, Frauen zu binden und zu knebeln ?«
    »Sie waren die erste«, gestand
ich. »Doch diese Methode hat zweifellos eine Zukunft .«
    Ein ohrenbetäubendes Krachen,
als flöge das ganze Getriebe eines Autos in die Luft, traf mein Ohr. Das konnte
nur Charlie sein, der in voller Fahrt vom Peak herunterkam und in letzter
Minute herunterschaltete, um die Kurve in die Einfahrt zu erwischen. Ich schloß
wie immer die Augen und wartete auf einen Zusammenstoß, doch nichts geschah.
Vor der Tür verstummte das Getöse, und gleich darauf stürmte Charlie ins
Zimmer. Er starrte Tess an, als könnte er seinen Augen nicht trauen. Dann grinste
er von einem Ohr zum anderen und rang verlegen die Hände.
    »Das ist Miss Donavan , Charlie«, stellte ich vor.
    »Tag, Charlie«, sagte sie.
    »Guten Tag, Miss«, piepste er.
Dann wandte er sich an mich. »Alles in Ordnung, Chef.«
    »Gut«, meinte ich. »Hast du die
Kuli-Anzüge ?«
    »Klar, Chef. Im Auto. Ich hole
sie .« Er verschwand wieder.
    »Ich kann ja mal einen von den
Anzügen anprobieren«, erklärte Tess mißmutig. »Muß ich auch einen von den
platten Hüten tragen ?«
    »Und ob«, erwiderte ich. »Für
Sie ist das vielleicht eine Überraschung, mein Kind, aber ich habe noch nie
einen blonden Chinesen gesehen .«
    Charlie kehrte mit einem Bündel
Kleider und drei Hüten zurück.
    »Leg die Sachen ins
Schlafzimmer«, befahl ich.
    »Soll ich das Essen machen,
Chef ?« erkundigte er sich, als er wieder erschien.
    »Natürlich«, sagte ich. »Geht
es mit dem Sampan in Ordnung ?«
    »Ja, Chef«, erwiderte er und
eilte in die Küche.
    »Ich probier’ jetzt mal einen
Anzug an«, verkündete Tess und stand auf.
    Ich blieb sitzen und hoffte,
daß sich bei Tess’ Anblick im Kuli-Anzug mein Blutdruck wieder beruhigen würde.
Kurz darauf sagte eine Stimme hinter mir: »Na, wie sehe ich aus ?«
    Ich drehte mich um und spürte,
wie mein Blutdruck wieder bedrohlich anstieg. Tess trug den typischen
Kuli-Anzug, lange Baumwollhosen und eine Überjacke, die bis zu den Hüften
reichte. Doch der ganze Anzug war ein wenig zu eng. Wahrscheinlich gehörte es
zu Tess’ natürlichen Gaben, daß alles, was sie trug, immer ein wenig zu eng
wirkte.
    »Oh là là !« rief ich. »Das war in
Hongkong noch nie da .«
    »Der Gedanke stammt von Ihnen«,
versetzte sie kühl.
    »Der Anzug geht«, meinte ich.
»Wenn niemand zu nahe kommt .«
    Sie schenkte sich ihr Glas
voll. » Wieviel Uhr ist es ?«
    Ich warf einen Blick auf meine
Uhr. »Fast fünf. Corvo müßte jeden Augenblick kommen .«
    »Wie groß ist meine Kabine in
der Dschunke ?« fragte sie.
    »Das ist sehr witzig«,
erwiderte ich.
    »Wieso? Was soll daran witzig
sein? Wie groß

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