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Unternehmen Hongkong

Unternehmen Hongkong

Titel: Unternehmen Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ist sie denn ?«
    »Ich muß Sie enttäuschen«,
sagte ich. »Sie teilen eine Kabine mit mir und Corvo .«
    »Was!«
    »Keine Sorge«, meinte ich.
»Drei sind vielleicht viel, aber zumindest ist es hochmoralisch, zu dritt eine
Kabine zu bewohnen. Kabine ist übrigens zuviel gesagt. Es ist ein Loch zwischen
Deck und Rumpf .«
    »Wenn Sie glauben —«
    Die Klingel ertönte, und Charlie
rannte an uns vorbei, um zu öffnen. Als er zurückkehrte, hatte er Corvo im
Schlepptau, der wie immer seinen blütenweißen Tropenanzug trug.
    »War’s schwierig ?« fragte ich.
    »Keine Spur«, versetzte er.
»Ich bin sicher, daß mir niemand gefolgt ist .«
    »Gut«, sagte ich. »Trinken Sie
was .«
    »Danke, Kane.« Er blickte Tess
an. »Jetzt weiß ich, was man meint, wenn man vom geheimnisvollen Osten spricht .«
    »Spar' dir bloß deine
spöttischen Bemerkungen«, sagte Tess kalt. »Ein Witzbold in der Gruppe genügt .«
    Ich reichte ihm ein Glas. »Im
Schlafzimmer liegen noch zwei Kuli-Anzüge. Vielleicht wollen Sie sich jetzt
umziehen. Die Engländer halten es immer so, sie ziehen sich zum Abendessen um .«
    »Na schön«, meinte er.
    Ich führte ihn ins Schlafzimmer
und setzte mich dann neben Tess auf die Couch. Fünf Minuten später erschien
Corvo im Kuli-Anzug. Er sah zwar echter aus als Tess, aber für einen Chinesen
konnte man ihn trotzdem nicht halten. Dann war ich an der Reihe. Ich schlüpfte
in den letzten der Anzüge, und als ich mich im Spiegel begutachtete, mußte ich
zugeben, daß man auch mich kaum mit einem Chinesen verwechseln konnte. Als ich
ins Wohnzimmer zurückkehrte, bekam Tess beinahe einen hysterischen Anfall vor
Lachen.
    Charlie trug das Abendessen
auf. Wir tranken noch ein letztes Glas, dann bestiegen wir den Wagen, und
Charlie fuhr uns nach Aberdeen. Wir gingen zu Fuß bis zu dem wartenden Sampan,
und dann lotste uns Charlie in das Hafenbecken hinaus. Nach einer Viertelstunde
entdeckten wir die blauen Mastlichter, und Leung half uns an Bord der Dschunke.
Ich drehte mich noch einmal nach Charlie um.
    »Viel Glück, Chef«, sagte er.
    »Danke«, erwiderte ich. »Fahr’
den Wagen heim und nimm dir den Abend frei. Geh keinesfalls ans Telefon, wenn
es heute abend klingelt. Und
wenn morgen jemand anruft, dann erzählst du, ich sei ein paar Tage nach Makao gefahren .«
    »In Ordnung, Chef.«
    »Und fahr’ mir den Wagen nicht
zuschanden !«
    »Bestimmt nicht, Boss«,
versicherte er.
    Der Sampan entfernte sich leise
schaukelnd und wurde von der Dunkelheit verschluckt. Leung wartete am Heck
geduldig auf mich.
    »Segeln wir jetzt, Mr. Kane ?«
    »Auf der Stelle, Leung«, gab
ich zurück. »Sie übernehmen die Steuerung während der ersten fünf Stunden, für
den Rest der Nacht löse ich Sie ab. Sie werden tagsüber
steuern, ich nachts. Bei Tag bleiben wir unten, falls sich uns irgend jemand
nähern sollte .«
    »In Ordnung, Mr. Kane.«
    Er ging hinunter und warf den
Motor an. Wenige Minuten später tuckerten wir gemächlich durch den Hafen. Ich
ging hinüber zu Tess und Corvo.
    »Je weniger wir uns bei
Tageslicht blicken lassen, desto besser ist es«, meinte ich. »Ich übernehme die
Nachtschicht am Steuerruder. Leung wird an Deck schlafen. Ich glaube, daß unten
für Sie beide zum Schlafen genügend Platz ist .«
    »Danke«, sagte Corvo. »Wie
lange dauert es, bis wir die Kwan-Po-Bucht erreichen ?«
    »Das kommt darauf an«,
erwiderte ich. »Wenn das Wetter gut ist und wir nicht auf Schwierigkeiten
stoßen, sollten wir in etwa sechzig Stunden dort sein .«
    »Aha.« Er steckte sich eine
Zigarre an. »Ich hätte mir ein Buch mitnehmen sollen .«
     
     
     

7
     
    Von allen unbemerkt liefen wir
aus dem Hafen aus. Die Dschunke bahnte sich ihren Weg durch das Gewirr kleiner
Inseln, die dem Hafen vorgelagert waren. Als die Zeit kam, zu der Leung mich
ablösen sollte, durchschnitt unser Boot in rascher Fahrt das Wasser, und die
Maschine arbeitete nahezu auf Hochtouren.
    Um sechs Uhr morgens rüttelte
ich Leung wach, und er übernahm das Steuerruder. Ich streckte mich auf Deck zum
Schlaf aus und erwachte erst wieder, als Tess mich aus meinen Träumen riß, um
sich zu erkundigen, ob ich etwas zu Mittag essen wollte. Es war kurz nach zwei
Uhr nachmittags. Der Himmel über uns war klar und tiefblau, und die Sonne
strahlte mit ihrer ganzen Kraft. Eintönig tuckerte das Boot durch den Nachmittag,
durch die Nacht, durch einen neuen Tag, wieder eine Nacht, und ich fand
allmählich Gefallen an diesem ereignislosen Leben an

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