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Unternehmen Hongkong

Unternehmen Hongkong

Titel: Unternehmen Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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glich mehr einer Unterwasserhöhle.
Ich schwamm vor der Öffnung hin und her und knipste die Lampe an. Der
Lichtstrahl erhellte einen Teil des Inneren.
    Im nächsten Augenblick tauchte
unmittelbar vor mir ein riesenhafter schwarzer Schatten auf. Panik packte mich,
und mit zwei hastigen Schlägen meiner Flossen schoß ich davon, um aus der
Reichweite des Ungeheuers zu kommen. Der unförmige Fisch schwamm so nahe an mir
vorbei, daß ich seine Schuppen hätte berühren können. Dann sah ich Tess auf
mich zukommen. Die Augen hinter der Maske waren groß wie Untertassen. Sie wies
mit der Hand nach oben, zum Zeichen, daß sie zurückkehren wollte, doch ich
schüttelte den Kopf und deutete auf die Höhle. Ich hatte keine Lust, jetzt den
rücksichtsvollen Ritter zu spielen. Wir mußten die Höhle durchsuchen, solange
der Hausherr ausgegangen war.
    Ich schwamm etwa dreißig
Zentimeter über dem Boden in die Höhle. Der Grund war mit Sand und Muscheln
bedeckt. Vor mir kroch ein dicker Hummer über den Boden, und mir lief einen
Augenblick das Wasser im Mund zusammen, als ich mir überlegte, wie gut er sich
als Cocktail ausnehmen würde. Ich schwamm weiter und erblickte schließlich zu
meiner Linken einen kleinen sand- und muschelbedeckten Hügel. Ich steuerte
darauf zu, um ihn mir näher anzusehen.
    Ich hielt die Taschenlampe ganz
nahe an das seltsame Häufchen, um möglichst viel Licht zu haben, und dann sah
ich es. Einen Augenblick lang wollte ich meinen Augen nicht trauen. Aus der
Spitze des Hügels ragte ein Griff. Ich zog, doch er bewegte sich nicht. Ich
nahm das Messer, das ich mir um meinen Schenkel geschnallt hatte, und begann,
an dem harten, verkrusteten Haufen herumzukratzen. Ich spürte Tess’ Finger auf
meiner Schulter und bückte auf. Sie stand neben mir. Mit einer Handbewegung
bedeutete sie mir, daß sie die Taschenlampe halten würde, damit ich beide Hände
frei hatte. Ich weiß nicht, wie lange es dauerte — vielleicht fünfzehn Minuten,
vielleicht zwanzig —, aber schließlich löste sich die Tasche.
    Ich hob sie hoch, und Tess
schlug beide Hände über dem Kopf zusammen, wie ein Schwergewichtler im Boxring
von Madison Square Garden. Wir paddelten aus der Höhle heraus, und ich stellte
mit Erleichterung fest, daß ihr unheimlicher Bewohner nirgends zu sehen war,
während wir zum Anker schwammen. Wir mußten ein ganzes Stück Wegs zurücklegen,
doch schließlich sah ich ihn. Und dann bemerkte ich noch etwas. Das Tau, das
vom Haken nach oben führte, war nicht mehr straff gespannt wie zuvor. Jetzt
hing es beinahe horizontal im Wasser und trieb leicht hin und her. Der Grund
lag auf der Hand. Es war abgeschnitten worden.
    Tess entdeckte es zur gleichen
Zeit und schwamm mit fragendem Gesicht näher an mich heran. Ich gab ihr die
Aktentasche und deutete ihr an, daß ich auftauchen würde, um festzustellen, was
los war. Vorsichtig schwamm ich zur Oberfläche. Ich spürte ein Prickeln des
Unbehagens auf meiner Haut. Wir waren nur in einer Tiefe von acht Metern. Alles
sprach dafür, daß man mich von oben deutlich sehen würde, wenn ich mich der
Oberfläche näherte. Vielleicht warteten sie schon auf mich, warteten nur
darauf, mir eins auf den Pelz zu brennen.
    Behutsam streckte ich den Kopf
aus dem Wasser. Sekundenlang konnte ich nichts erkennen, da eine Welle über mir
zusammenschlug und meine Maske bespritzte. Doch dann sah ich es.
    Die Dschunke trieb in einer
Entfernung von etwa sieben Metern langsam davon. Leung saß am Steuerruder, von
Corvo war keine Spur zu sehen. Ich drehte den Kopf und überblickte die ganze
Bucht. Die anderen Dschunken hielten sich noch immer in reichlicher Entfernung,
doch dann entdeckte ich das graue Motorboot, das über die Bucht fuhr und direkt
auf uns zusteuerte. Noch war es nicht besonders nahe, doch es legte eine
beachtliche Geschwindigkeit vor. Ich überlegte rasch und tauchte wieder. Mit
einer hastigen Handbewegung gebot ich Tess, mir zu folgen, und schwamm dann
schnell in der Richtung, in der sich meiner Ansicht nach unsere Dschunke
entfernte. Als wir meiner Berechnung nach etwa die Stelle erreicht hatten, an
der sie sich befand, deutete ich mit dem Daumen nach oben. Tess nickte, und ich
schwamm zur Oberfläche. Ich hatte mich zwar um einiges verkalkuliert, doch
dieser Fehler war für uns von Vorteil — wir tauchten etwa zehn Meter vor der
Dschunke auf, die langsam auf uns zutrieb, und waren so suchenden Blicken von
dem grauen Motorboot entzogen.
    Leung entdeckte uns,

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