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Unternehmen Hongkong

Unternehmen Hongkong

Titel: Unternehmen Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Kwan-Po-Bucht, und ich öffnete
die zweite Flasche Whisky.
    »Seid ihr sicher, daß ihr das
ganze Gebiet abgesucht habt ?« fragte Corvo.
    »Natürlich«, erwiderte Tess
müde. »Jeden Zentimeter.«
    »Vielleicht ist die Tasche
abgetrieben ?« meinte er.
    » Das ist nicht möglich«, widersprach ich bestimmt. »Da unten ist nicht die geringste
Strömung. Es kann nur eines geschehen sein, vorausgesetzt, daß die Tasche
überhaupt existierte .«
    »Und das wäre ?« fragte er.
    »Der Felsboden ist voller
Löcher. Die Tasche kann in eines der Löcher gefallen sein .«
    »Warum seht ihr dann nicht in
den Löchern nach ?«
    »Das werden wir tun«, versetzte
ich. »Morgen.«
    »Andy«, sagte Tess langsam.
»Einige von diesen Löchern sind ziemlich groß .«
    »Ja.«
    »Vielleicht sind da Tiere drin ?«
    »Ganz bestimmt sogar«,
erwiderte ich. »Haifische, Quallen, Kraken —«
    »Sie wollen ihr angst machen«,
unterbrach Corvo unwillig.
    »Das braucht er gar nicht erst
zu versuchen«, gestand Tess schaudernd. »Mir reicht allein der Anblick dieser
Löcher schon .«
    Ich schenkte die Gläser wieder
voll. »Wie war es heute hier oben ?«
    »Wie gestern«, antwortete
Corvo. »Keine Dschunke ist in unsere Nähe gekommen .«
    »Und keine Spur von der roten
Küstenpolizei?«
    »Nichts.«
    »Das ist Glück .« Ich stand auf. »Ich gehe zu Bett. Bis morgen.«
    »Wieder um sieben ?« erkundigte sich Tess seufzend.
    »Um sieben«, bestätigte ich.
    »Möchtest du nicht mal zur
Abwechslung dein Glück als Taucher versuchen, Phillippe ?« fragte Tess hoffnungsvoll.
    »Bestimmt nicht«, versetzte
Corvo rasch.
    Ich schritt zum Steuerruder.
Leung saß bewegungslos da und starrte ins Weite.
    »Mr. Kane ?« sagte er fragend, als ich mich neben ihn setzte.
    »Wie war der Tag, Leung ?«
    »Es ist niemand in unsere Nähe
gekommen, Mr. Kane«, antwortete er. »Der mit dem Rattengesicht raucht den
ganzen Tag Zigarren. Sonst geschieht nichts .«
    »Das gefällt mir nicht«, meinte
ich. »Es geht alles zu einfach .«
    Ich verließ ihn und ging
hinunter zum Schrank. Ich sperrte auf und nahm die Teile der Breda heraus, die
wasserdicht verpackt waren. Ich löste die Verpackungen und setzte das Gewehr
sorgfältig zusammen. Dann lud ich es, verstaute es wieder im Schrank und
sperrte ab. Ich ging zurück zu Leung und gab ihm den Schlüssel.
    »Wenn etwas los sein sollte und
ihr euch nicht rechtzeitig davonmachen könnt«, sagte ich, »im Schrank liegt ein
leichtes Maschinengewehr. Schußbereit. Wenn es sich nicht vermeiden läßt, dann
benutzen Sie es .«
    »Ja, Mr. Kane.«
    »Aber lassen Sie ja das
Rattengesicht nicht dran«, befahl ich. »Das könnte ihm zu Kopf steigen .«
    »Ich verstehe, Mr. Kane .« Er lächelte plötzlich. »Es wäre wahrhaftig ein Vergnügen,
ihm die Gurgel durchzuschneiden .«
    »Hoffen wir, daß sich die
Notwendigkeit nicht ergibt«, versetzte ich. »Morgen früh um sieben tauchen wir
wieder .«
    Ich gesellte mich wieder zu
Corvo und Tess.
    »Worum ging es denn bei Ihrem
geheimnisvollen Gespräch ?« erkundigte sich Tess.
    »Ich erzählte Leung, daß ich
die Aktentasche gefunden und unter einem Tintenfisch versteckt habe«, erwiderte
ich. »Ich habe ihm die Anweisung gegeben, Ihnen beiden die Hälse abzuschneiden,
sobald Sie schlafen .«
    »Ich finde das keineswegs
witzig, Kane«, sagte Corvo scharf.
    »Aber es ist ein guter Witz«,
entgegnete ich. »Er bringt Sie um .«
    Tess zuckte zusammen. »Mir
reicht’s. Ich gehe jetzt zu Bett und gönne meinen schmerzenden Knochen etwas
Ruhe .«
    »Was, unter all den herrlichen
Rundungen haben Sie Knochen ?« fragte ich. »Sie
enttäuschen mich .«
    »Ich bin froh, daß Sie Ihre
überschüssige Kraft mit Tauchübungen erschöpfen«, meinte sie nachdenklich. »Da
fühle ich mich sicherer .«
    »Solange ich da bin, hast du
nichts zu fürchten«, erklärte Corvo.
    Ich seufzte.
     
    Am nächsten Morgen nahm ich die
Unterwasser-Taschenlampe mit, und wir machten uns daran, die Löcher im
Felsboden zu untersuchen. Ab und zu überraschten wir ein Tier, einmal einen
Tintenfisch, dessen gelbe Augen sekundenlang aus einer Felshöhle glommen, bevor
er die tintenartige Flüssigkeit zu seinem Schutz verspritzte und floh. Seetang
umklammerte unsere Beine, kalt und glitschig wie die Berührung des Todes. Aber
die Aktentasche fanden wir nicht.
    Nach einem leichten Mittagessen
und einer Stunde in der Sonne tauchten wir wieder und stießen auf ein riesiges
Loch, das alle anderen an Größe übertraf. Es

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