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Unternehmen Hongkong

Unternehmen Hongkong

Titel: Unternehmen Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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rannte
nach vorn und warf ein Seil über Bord. Als der Bug der Dschunke fast über
unseren Köpfen war, faßte ich Tess’ Arm mit der einen Hand und hielt mich mit
der anderen am Tau fest. Leung kniete auf dem Deck und beugte sich hinüber, um
uns zu helfen. Tess reichte ihm die Aktentasche und die Lampe. Leung umfaßte
ihre Schultern und zog sie an Deck. Ich zog mich an dem Seil hoch, und dann
packten auch mich Leungs kräftige Hände und zogen mich hoch. Tess nahm die
Aktentasche und verschwand unter Deck. Ich folgte ihr, während ich die Maske,
die Aqualunge und die Flossen abstreifte.
    Corvo sah uns mit blitzenden
Augen an. »Ihr habt sie gefunden !«
    »Ja«, erwiderte ich
unfreundlich, »und wenn den Leuten auf dem Patrouillenboot Leungs Gesicht nicht
gefällt, dann können wir uns höchstens ganze zehn Minuten an ihrem Besitz
freuen .«
    »Ihr habt sie gefunden«,
wiederholte er atemlos. »Wir müssen sie öffnen .«
    »Jetzt nicht«, widersprach ich
scharf.
    Leungs Stimme drang zu uns
herunter. »Mr. Kane!«
    »Ja, Leung?«
    »Sie kommen näher. Was soll ich
tun ?«
    »Sagen Sie, daß Ihr Bruder
krank ist«, erwiderte ich. »Sagen Sie, er habe Typhus .«
    »Ja, Mr. Kane.«
    »Und werfen Sie mir den
Schlüssel herunter !«
    Der Schlüssel fiel klirrend zu
Boden. Ich hob ihn auf, schloß den Schrank auf und nahm die Breda heraus. Tess
sah mir mit aufgerissenen Augen zu.
    »Ein Maschinengewehr !« sagte sie überrascht.
    »Kluges Kind«, versetzte ich
brummend. »Haben Sie eine Waffe ?«
    »Nein«, erwiderte sie. »Aber
Phillippe hat eine .«
    Es kostete Corvo sichtliche
Anstrengung, seine Augen von der Aktentasche zu wenden. Er fuhr mit der Hand in
seine Tasche und holte eine Automatic hervor.
    »Da ist sie«, verkündete er.
    »Sie brauchen sie vielleicht«,
erklärte ich. »Tess, in dem Schrank da drüben liegt meine Mauser. Wissen Sie,
wie man mit einer Pistole umgeht ?«
    »Klar«, sagte sie kühl und trat
zum Schrank.
    »Vielleicht wissen Sie auch ein
paar Gebete«, meinte ich nüchtern.
     
     
     

8
     
    Das knatternde Motorengeräusch
der grauen Barkasse wurde lauter, schwoll zu einem Crescendo an und verstummte
abrupt. Wir drei standen unten und lauschten angespannt. Eine scharfe Stimme
ertönte, dann hörte ich Leungs Antwort.
    »Was sagen sie ?« flüsterte Tess.
    »Sie fragen Leung, was er so
nahe an der Küste zu suchen hat. Er erwiderte, sein Bruder sei krank, und er
glaube, es handle sich um Typhus .«
    Ich lauschte, als der Offizier
auf dem Motorboot sprach. Er schien mit Leungs Antwort nicht zufrieden und
wollte selbst an Bord der Dschunke kommen. Ich dolmetschte für Corvo und Tess.
    »Dann müssen wir schießen ?« fragte Corvo.
    »Vielleicht«, erwiderte ich.
»Hoffen wir, daß er wirklich allein kommt .«
    Gleich darauf erklangen schwere
Schritte über uns.
    »Ist Ihr Bruder da unten ?« wollte der Offizier wissen.
    »Ja, Herr«, erwiderte Leung
demütig.
    »Ich werd’ ihn mir ansehen .«
    Ich bedeutete Tess und Corvo
zurückzutreten und preßte mich an die Holzwand. Unmittelbar vor mir erschienen
die weißbehosten Beine des Offiziers, dann sein Körper und schließlich sein
Gesicht. Er hielt eine Automatic in der Hand, doch als ich ihm das
Maschinengewehr an die Rippen drückte, ließ er sie schleunigst fallen. Er
starrte mich an. Seine Augen traten aus den Höhlen.
    »Sohn eines Sohns eines
Schweins«, sagte ich samtweich. »Sie tun, was ich Ihnen befehle, oder dieses
Gewehr wird Sie in Stücke zerreißen .«
    »Ja.« Sein Adamsapfel hüpfte
erregt.
    »Sie geben jetzt Ihren Leuten
Befehl, an Bord der Dschunke zu kommen«, fuhr ich ihn an. »Alle, verstanden?
Wenn einer fehlt, sind Sie ein toter Mann .«
    »Ja«, krächzte er rauh .
    »Dann geben Sie jetzt den
Befehl !«
    Er streckte den Kopf durch die
Luke aufs Deck und rief schallend den Befehl. Innerhalb von dreißig Sekunden
stellten sich sieben Matrosen auf Deck der Dschunke auf.
    »So ist es gut«, sagte ich zu
ihm. »Jetzt gehen wir an Deck. Sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen keinen
Widerstand leisten. Ich bin ein nervöser Mensch, und mein Finger braucht nur
einmal am Abzug zu zucken .«
    Ich winkte Corvo und Tess, und
sie folgten mir. Wir stiegen an Deck. Ich stellte mich hinter dem Offizier auf
und preßte ihm das schwere Gewehr in den Rücken, während er seinen Leuten riet,
keinen Widerstand zu leisten. Das Motorboot war mit der Dschunke durch Seile
verbunden, und beide Fahrzeuge trieben langsam im Wasser. Ich rief Corvo

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