Unternehmen Pegasus
sofort den Kurs zu ändern und die Atomhölle zu umfliegen.
Hannibal sah mich nur an, als ich mich schwerfällig in meinen Sitz sinken ließ. Das Gewicht des Schutzanzuges war erheblich.
»Es ist soweit.«
Als Antwort schob ich den Schubhebel nach hinten und zwang die Maschine in einen sanften Sturzflug. Die Erde schoß auf uns zu – und wir kamen der Gefahrengrenze immer näher.
Die Funksignale wurden lauter und dringender. Immer wieder vernahmen wir die gleiche stereotype Warnung.
Als ich die Maschine zweitausend Meter über dem Boden auffing, befanden wir uns bereits über verseuchtem Gebiet.
Weit hinter uns lag der Rio Negro, den wir noch in sicherer Höhe überquert hatten. Dort waren wir bestimmt geortet worden, da wir ihn in der Nähe von Tapera und Vista Alegre überflogen hatten.
Beide Urwaldstädte besaßen große Flugplätze und weitreichende Radarstationen. Es wurde daher allerhöchste Zeit, daß wir verschwanden.
Unter uns hatte sich der Urwald verwandelt. Von hier oben bot er das Bild einer kompakten Pflanzenmauer. Wenn ich aber das Radar-Fernbild vergrößerte, tauchten Pflanzenformen auf, die ich noch nie zuvor gesehen hatte.
Hannibal preßte die Lippen zusammen, als der Gammazähler an seinem Handgelenk zu ticken begann. Das war der Beweis, daß wir uns tatsächlich über dem tödlichen Gebiet befanden, das über zweiundzwanzigtausend Quadratkilometer umfaßte.
Wortlos schob ich mir die Atemmaske über Mund und Nase. Die magnetische Halterung rastete ein. Von dem Augenblick an atmete ich über die Filteranlage, die nach dem Prinzip der modernen Absorber-Duschen arbeitete.
Ich schaltete die eingebaute Funksprechanlage ein und sagte einige Worte in das Masken-Mikrophon. Wenn man sich ohne die Funkverbindung hätte verständigen müssen, wären die Worte kaum zu deuten gewesen.
Wurden die Köpfe außerdem noch von den schweren Schutzhauben verdeckt, dann drang nicht mehr als ein dumpfes Gemurmel nach draußen.
»Anlage einwandfrei. Verständigung gut«, dröhnte Hannibals Stimme aus meinen Kopfhörern, die in die Kappe eingearbeitet waren. »Sollen wir nicht die Schutzhauben überstreifen? Je weiter wir in das Gebiet vorstoßen, um so wilder fängt das Zählrohr an zu ticken.«
»Wir müssen es sogar«, lachte ich bitter.
Wir streiften die Hauben über und ließen die Verschlüsse einschnappen. Nun waren wir von der Außenwelt völlig abgeschlossen.
An meinem Handgelenk tickte auch der Geigerzähler. Es war ein aufregendes Geräusch. In einer abgeschirmten Spezialmaschine wäre mir jetzt entschieden wohler gewesen. Da wir uns aber ein solches Transportmittel nicht erlauben konnten, flogen wir in einer Maschine, die jetzt schon radioaktiv geworden war.
Ich ging bis auf tausend Meter herunter – und da sahen wir die Hölle – die mutierte Hölle des Amazonas, die sich über einundzwanzig Jahre hin in dem sumpfigen Boden der Tiefebene entwickelt hatte. Alles strotzte vor üppiger Fruchtbarkeit. Die Lebensformen waren grausig verunstaltet. Alles hatte darauf reagiert, nur die Steine nicht.
Vor meinen Augen hing die breite Plastikscheibe. Die Sicht war gut, trotzdem konnte ich nicht mehr so klar sehen. Am elektronischen Positionsschreiber stellte ich fest, daß wir die Grenzen dreihundert Meter hinter uns gelassen hatten.
Nun wurde es ernst.
7.
Wir hatten vier Stunden lang gesucht. Der Amazonas-Urwald war schon immer berüchtigt gewesen für seine Dichte und Undurchdringlichkeit. Das aber war kein Urwald mehr! Wenn es auf dem Planeten Venus urweltliche, dampfende Dschungel gab, konnten sie nicht wilder und heimtückischer sein als diese
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