Unternehmen Pegasus
wiedergefunden.
Bei meinen Wanderungen stellte ich fest, wie reizvoll es war, die kanadische Tierwelt zu beobachten. Von da an bestand meine Bewaffnung nur noch aus der Kameraausrüstung.
Es waren wunderschöne Tage gewesen. Aber nun hatte sich dieser Vorfall ereignet. Leise schlich ich mich davon. Ich schämte mich plötzlich, ein Mensch zu sein.
Der Wald hatte mich aufgenommen. Mit weitausholenden Bewegungen schwang ich die Schneeschuhe über die weiße, pulverige Masse.
Ich machte mir klar, daß man auf dieser Welt nirgendwo mehr völlig allein sein konnte. Überall, auch in den entlegensten Gebieten, waren Menschen. Mein Urlaub kam mir plötzlich sinnlos vor. Ich beschloß daher, noch am gleichen Tage abzufliegen. In dieser Gegend hatte ich nichts mehr verloren.
Drei Stunden hatte ich zu laufen, bis ich die Ufer der zugefrorenen Gewässer erreichte.
Dann lag der Große Sklaven-See vor mir. Ich blieb einige Zeit stehen und ließ das Bild auf mich einwirken. Trotzdem wollte die Erinnerung an den zusammenbrechenden Hirsch nicht verblassen. In meinen Ohren dröhnten noch die Schüsse.
Langsam ging ich weiter. Nach einer knappen halben Stunde tauchte vor mir die kleine Anhöhe auf. Sie erhob sich dicht am Seeufer. An dieser Stelle hatte der alte Mann sein Blockhaus errichtet, das ich bewohnte.
Ich war wirklich in einer eigenartigen Stimmung.
Das Jagdgeschehen hatte mich erschüttert. Meine Reaktion ließ mich erkennen, daß sich Gefühle nicht nach Vorschriften richteten.
Ich ertappte mich bei Gedanken, die für einen Mann in meinem Beruf mehr als gefährlich waren.
Ich war sogar so leichtsinnig, ohne besondere Vorsichtsmaßnahmen auf das Blockhaus zuzugehen. Seltsamerweise fiel mir das in diesem Augenblick auf, obwohl ich drei Wochen lang ohne Argwohn nähergetreten war.
Ich testete mich und erkannte, daß mich die peitschenden Schüsse wieder in den Alltag hineingerissen hatten.
Während ich noch einmal stehenblieb und nachdenklich in den Schnee starrte, klang in unmittelbarer Nähe eine Stimme auf.
»Wenn ich zufällig ein Mann wäre, der mit der Existenz eines gewissen GWA-Captains nicht einverstanden ist, wären Sie längst eine Leiche.«
Plötzlich war ich hellwach. Meine rechte Hand griff automatisch an die linke Brustseite, wo ich meine Dienstwaffe zu tragen pflegte.
Als ich mir die Knöchel an der Filmkamera anschlug und deswegen leise fluchte, vernahm ich mißbilligende Töne, die mir nur zu gut vertraut waren. Im gleichen Augenblick wurde der stabile Fensterladen aufgestoßen. Das markante Gesicht eines grauhaarigen Mannes erschien in der Öffnung.
General Arnold G. Reling, Chef der Geheimen-Wissenschaftlichen-Abwehr, hatte sich überhaupt nicht verändert.
Langsam ließ ich die Rechte sinken und versuchte, die eingetretenen Schluckbeschwerden zu beseitigen.
Ehe ich mich von der Überraschung erholen konnte, fuhr mich der Alte an:
»Sie können für sich in Anspruch nehmen, der erste GWA-Schatten zu sein, der mich erschüttert sieht! Mensch – sind Sie wahnsinnig geworden? Wir stehen im härtesten Abwehrkampf, und Sie laufen in der Gegend herum, ohne Waffen zu tragen. Ich habe Sie nach Kanada geschickt, weil mir das geraten wurde. Wenn ich allerdings geahnt hätte, daß sich Ihre vom Mondeinsatz angegriffenen Nerven derart abstumpfen würden, dann hätte ich Sie besser nach China expediert. Dort gibt es allerlei zu tun. Wo ist ihr Kleinsender, Mr. Konnat?«
Der Alte gab sich ausgesprochen zynisch. Mit allen Möglichkeiten hätte ich gerechnet, nur nicht mit dem unverhofften Auftauchen des mächtigsten Mannes in der westlichen Welt! Welche Umstände hatten
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