Unternehmen Pegasus
sofort schießen würde. In uns waren Instinkte erwacht, die uns dazu zwingen mußten, beim geringsten verdächtigen Geräusch den Abzug durchzuziehen.
Es war keinesfalls unsere Absicht, Menschen, mutierte Menschen, zu töten. Wir sollten nur Beweise gegen Emanuel Kastro erbringen und dann wieder verschwinden.
Was aber konnten wir gegen unseren Überlebenswillen unternehmen, wenn er uns zum Reagieren zwang? Vielleicht war es von dem Alten ein Fehler gewesen, uns die Raubkatze zu zeigen.
Während ich darüber nachdachte und aufmerksam die Gegend beobachtete, schritt ich langsam auf das Waldstück zu, das weit in die offene Lichtung hineinragte. Aus meinem Lautsprecher klangen Hannibals Atemzüge. Er schien sehr nervös zu sein.
Die dichte Pflanzenmauer kam immer näher. Schließlich sah ich die bläulichen Gewächse, die wie dicke Schlangen wirkten. Es schien sich um mutierte Lianen zu handeln. Als ich dichter herankam, richteten sie sich auf. Plötzlich war Bewegung in dem verworrenen Gebilde.
Fluchend sprang ich zurück. Gleichzeitig sah ich Hannibals entsetzte Augen.
»Was ist das? Sieht so aus, als hätten uns die Pflanzen bemerkt.«
Ich erkannte, daß hier meine schlimmsten Befürchtungen übertroffen wurden. Als ich mich zurückzog, wiegten sich die armdicken Gewächse in der schwülen Luft. Dann sanken sie langsam auf den Boden zurück. Alles war wie vorher.
Schweiß perlte auf meinem Gesicht. Da erst bemerkte ich, daß ich die Klimaanlage des Schutzanzuges nicht eingeschaltet hatte. Die Körperfeuchtigkeit mußte unbedingt absorbiert werden, wenn ich nicht in wenigen Minuten in einem feuchtheißen Treibhaus stehen wollte.
Auch Hannibal hatte nicht daran gedacht. In der Kabine war es angenehm kühl gewesen.
Wir schalteten sofort die Anlagen ein. Nun wurde es besser. Mit der Innenseite der faltigen Kopfhülle wischte ich mir den Schweiß vom Gesicht. Die Folge war, daß die Sichtscheibe beschlug.
Als sie von dem gefilterten Luftstrom gereinigt war, ging ich vorsichtig weiter. Um die Pflanzenschlangen machte ich einen weiten Bogen. Es gelang mir schließlich, die Waldnase zu umwandern.
Nachdem wir so weit vorgedrungen waren, erkannten wir plötzlich die schattenhaften Umrisse des Tempels. Er war total überwuchert. Nur wenige Mauerreste waren frei von Pflanzenbewuchs.
Der Tempel hatte die Form einer abgestumpften Pyramide mit einigen zerfallenen Nebengebäuden. In diesem Augenblick dachte ich nicht darüber nach, in welcher Kulturepoche er wohl erbaut worden war. Das war jetzt nebensächlich und bedeutungslos.
Knapp dreißig Meter vor uns begannen die ersten Mauern. In den Fugen wucherten Gräser und Moos, die teilweise in bläulichen Farbtönen glänzten. Was hatte die Gammastrahlung aus den Pflanzen gemacht?
Mit schußbereiter MP ging ich auf die Mauern zu, in denen ich einen breiten Durchschlupf entdeckte. Es war ein Gang zwischen zwei Gebäuden, von denen nur noch Wandreste standen.
Aus meinen Informationen wußte ich, daß das geheime Atomwerk in unmittelbarer Nähe liegen mußte.
Ich ging weiter in die Felstrümmer hinein, die von gewaltigen Baumriesen überschattet wurden. Der Durchgang führte ziemlich steil nach oben – und plötzlich konnte ich einen Teil der ehemaligen Bauwerke erkennen.
Die Anlage war viel ausgedehnter, als es bei flüchtiger Betrachtung den Anschein gehabt hatte. Erhalten war jedoch nur die Pyramide, die etwa vierzig Meter hoch in den Himmel ragte. Da die Bäume aber noch viel höher waren und ihr unheimliches Zweiggewirr sich nach allen Richtungen ausstreckte, erschien es mir nicht mehr verwunderlich, daß wir den Bau erst
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