Unternehmen Pegasus
sein. Es war jedenfalls nicht so groß wie ein Tiger gewesen.
Wir standen Rücken an Rücken und behielten die Umgebung im Auge. Vor uns lag der Schlangenkörper. Er bewegte sich nicht mehr.
Es dauerte einige Minuten, bis Hannibal die Bewegung sah. Er schien immer das Glück zu haben, unbekannte Objekte zuerst auszumachen.
»Vorsicht, da kommt etwas«, warnte er.
Ich drehte mich rasch um und erblickte das monströse Wesen. Es kam langsam den steinigen Weg heruntergeschaukelt und mochte 2,50 Meter groß sein. Die Beine waren sehr kurz und säulenförmig. Die Arme waren gleichfalls kurz. Es glich also keineswegs einem Affen. Wenn ich aber die Muskelbündel unter der gelbgrünen Haut betrachtete, beschlich mich heftiges Unbehagen.
Es war zweifellos ein Mutant. Er war fast ebenso breit wie hoch, ein unförmiger Koloß. Der gewaltige Kopf mit den hervortretenden Augen saß halslos auf den massigen Schultern. Die Lippen wirkten wie zwei riesige Würste. Die Stirn trat über den Augen vor.
Hannibal stöhnte leise. Meine Hände umspannten die MP fester.
Nur gut, daß wir von dem unbekannten Sprecher gewarnt worden waren.
Das Monstrum kam langsam auf uns zu. Den Kopf konnte es anscheinend nicht drehen. Ich beobachtete, daß es immer den ganzen Körper wendete. Nur die Arme und ein Teil der Brust waren nackt.
Was ich da sah, genügte mir vollkommen. Das war ein Nachkomme normaler Menschen, deren Erbmasse geschädigt worden war. Nun sah ich mit eigenen Augen, was Gamma-Radioaktivität fertigbringen kann.
»’runter mit der Waffe«, rief ich in das Mikrophon. Hannibal gehorchte widerstrebend.
Der Mutant zögerte. Seine Lippen verzogen sich zu einem furchteinflößenden Grinsen. Zähne schien er nicht zu haben. Ich vermutete Knochenbrücken an ihrer Stelle, die aber sehr scharf zu sein schienen.
Langsam senkte er das Rohr, das er in den riesigen Händen hielt. Da erst erkannte ich, daß er mit einem modernen Hochdruck-Flammenwerfer ausgerüstet war. Den Druckbehälter trug er spielerisch leicht auf dem Rücken.
Mit diesem Flammenwerfer-Modell konnte man mindestens hundert Meter weit strahlen. Das schien in der Atomhölle des Amazonas die wirkungsvollste Waffe zu sein.
Zehn Meter vor uns blieb er stehen und begann zu sprechen. Da ich die Worte klar verstand, mußte er eine beträchtliche Lautstärke entwickeln.
»Na los, worauf wartet ihr noch«, grollte es aus dem unförmigen Mund.
»Folgt mir, und haltet die Augen auf. Hier gibt es viele Kotas. Ich passe nach vorn auf, ihr nehmt die Seiten. Achtet auf die Äste. Kotas können gut klettern. Ich habe mal einen gesehen, der ist aus zwanzig Meter Höhe gesprungen und hat sein Ziel trotzdem nicht verfehlt. Los, kommt schon!«
Nach dieser Aufforderung drehte er sich schwerfällig um und stampfte den Weg zurück.
Wie mußte dieses Monstrum gebrüllt haben, wenn wir die Worte so deutlich verstanden! Wir hatten nicht nur die Schutzhüllen angelegt, sondern trugen auch noch die Kappen mit den Lautsprechermuscheln!
Diesmal ging Hannibal vor mir. Der Mutant kümmerte sich nicht um uns. Er schien sicher zu sein, daß wir ihm folgten. Sein Strahlrohr hielt er fest in den Händen. Der Tornister mit dem Brennstoff wog gut zweihundert Kilogramm, aber er schien das Gewicht überhaupt nicht zu spüren. Der Flammenwerfer war wahrscheinlich ein Einbaugerät für einen leichten Schützenpanzer. Unser Begleiter schleppte die ganze Last auf dem Rücken.
Wirklich – das »Unternehmen Pegasus« ließ sich gut an!
8.
Nach einigen Minuten fiel mir etwas auf, das ich vorher nicht bewußt registriert hatte. Ich hatte nur so ein Gefühl gehabt, daß an dem etwas fehlte!
Natürlich – er trug keinen Schutzanzug!
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