Unternehmen Pegasus
Mauerspalt. Er war erschöpft und stützte sich schwer auf meinen Arm. Sein Atem ging schwer.
Als wir uns entfernt hatten, keuchte er:
»Ich habe genug! Wenn wir jetzt nicht abgeholt werden, fliege ich mit der Maschine ab. Von mir aus kannst du hier bleiben. Was war das eigentlich?«
Zitternd deutete er auf die Überreste. Ich mußte erst tief Luft holen, ehe ich ihm antworten konnte.
»Ich weiß auch nicht, wie man das Biest nennen soll. Ich halte es für eine mutierte Schlange, vielleicht der Nachkomme einer Anakonda.«
»Was? Schlange?« röchelte der Kleine. »Es hat doch Beine und ist gepanzert wie – wie ein Alligator. Außerdem hat es gebrüllt, daß mir der Kopf dröhnte. Wenn ich nicht in letzter Sekunde die Nische erreicht hätte, wäre ich bestimmt drauf gegangen. So schnell, wie das Ungeheuer aus dem Torbogen herausschnellte, habe ich gar nicht schießen können. Seit wann brüllen Schlangen?«
Diese Frage stellte ich mir auch. Aber wir hatten die Laute vernommen, daran konnte kein Zweifel bestehen.
Wir standen etwa zehn Meter über dem Urwaldboden. Um uns herum war alles wieder still. Dessen ungeachtet vibrierten unsere Nerven. Wir hatten lernen müssen, daß die Gegend alles andere als harmlos war.
Gerade wollte ich Hannibal eine Anweisung geben, als das geschah, was ich seit einer Stunde erwartet hatte. In unseren Kopfhörern knackte es. Die Stimme eines Mannes klang auf, der einwandfrei auf unserer Sprechfunkfrequenz lag.
»Hallo, Vilmar, bleiben Sie stehen, wo Sie jetzt sind. Es gibt noch mehr Tierchen von der Art. Sie bevorzugen die alten Gemäuer.«
Der Sprecher lachte amüsiert. Ich preßte die Zähne aufeinander. Hannibal war mit schußbereiter Waffe herumgefahren; doch es war niemand zu sehen.
»Keine Aufregung, Cyner«, ertönte wieder die Stimme. »Ich habe Sie auf dem Bildschirm. Warten Sie, ich lasse Sie abholen. Kommen Sie aber nicht auf den dummen Gedanken, den Mann zu erschießen, auch wenn er etwas ungewöhnlich aussieht.«
Unser Gesprächspartner lachte erneut. Da wußte ich, was er mit den Worten andeuten wollte. Schwer atmend fragte ich zurück:
»Wer sind Sie? Wo stecken Sie? Wie kommen Sie in diese Hölle? Gehören Sie zu Kastros Leuten? Wir sollten hier warten. Ich habe mit ihm gesprochen.«
»Ich weiß, ich weiß. Die Nachricht kam aber erst vor zwei Stunden durch. Seien Sie froh, daß Sie so lange gebraucht haben, bis Sie den Tempel fanden. Sie würden kaum noch leben, wenn ich nicht informiert worden wäre. Wir haben etwas gegen unangemeldete Besucher.«
»Zum Teufel!« schrie Hannibal mit überkippender Stimme. »Warum haben Sie sich nicht gleich gemeldet? Warum haben Sie uns eine Ewigkeit warten lassen? Sie hätten uns wenigstens etwas über diese Monstren sagen können. Ein Exemplar hätte mich fast erwischt.«
»Vilmar hat schnell und sicher geschossen. Außerdem wollte ich erst einmal hören, ob Sie auch zuverlässig sind.«
»Also haben Sie unsere Funkgespräche abgehört, was?« sagte ich kalt.
»Natürlich«, erwiderte der Unbekannte.
Hannibal und ich sahen uns an. Wir waren durchaus nicht zu vorsichtig gewesen. Ein falsches Wort hätte uns verraten.
»Das wäre alles. Warten Sie einige Minuten, und halten Sie die Augen offen. Die Kotas sind noch flinker als die Schlangen.«
»Kotas? Was ist das?« fragte ich beunruhigt.
»Oh, niedliche Tiere, die sehr blutdürstig sind. Sie sehen aus wie Tiger, nur sind sie von einem Hornpanzer umgeben. Ein Tiger ist im Vergleich ein harmloses Kätzchen. Passen Sie auf, aber schießen Sie nicht auf meinen Mann. Ende.«
Die Stimme verstummte. Nun wußten wir, welche Tiere Kotas genannt wurden. Wir hatten ein Exemplar gesehen; aber das schien noch jung gewesen zu
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