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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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existiert. Das war unbegreiflich, ebenso wie ihm jetzt alles unbegreiflich erschien: Kleine Zufälligkeiten, die sich selbst zu lenken schienen, konnten im Verlauf weniger Sekunden das ganze Leben von Menschen durcheinanderbringen. Wenn Eva-Britt ihn damals nicht wegen zu schnellen Fahrens angehalten hätte, wenn Tessie ganz einfach nicht zu Hause gewesen wäre, als er sie vor ein paar Jahren in Santa Barbara besucht hatte, wenn er Joar nicht gesagt hätte, sie sollten draußen unter den Palmen essen, wenn er nicht so verdammt naiv gewesen wäre und geglaubt hätte, sie würden keine Waffen brauchen - dann hätten sie ohne jede Mühe sowohl den Mörder als auch dessen Fahrer erschossen. Wenn er Tessie während der ersten fünf Jahre nicht belogen hätte, wenn er Eva-Britt schon vor einem Jahr die Wahrheit gesagt hätte, wenn nicht dies, wenn nicht das. Irgendwo in der Kette kleiner, lebensentscheidender Zufälle steckte, zumindest theoretisch, sein eigener freier menschlicher Wille, der sich erst dann deutlich zeigte, wenn es zu spät war. Etwa so wie jetzt, als er sich mit einer gelinde gesagt umfassenden Betrugsoperation befaßte, die sich gegen das meiste von dem richtete, was er normalerweise zu verteidigen behauptete. Wo befand sich sein freier Wille in all dem? Was gab es für Alternativen? Außer, wie Stålhandske es ausdrückte, einfach nur dazusitzen und Trübsal zu blasen ? Aber nichts, was in den nächsten Wochen, dem nächsten Monat oder überhaupt in Zukunft geschehen konnte, wie lange die Operation auch dauern würde, konnte Joar wieder lebendig machen. Ebensowenig würde es etwas an der Konstellation Eva-Britt, Carl, Tessie und Johanna Louise ändern. Es war dennoch alles festgelegt wie von einer höheren Macht, und von dem freien Willen war nirgends etwas zu sehen.
    Er wurde zum ersten Mal in seinem Leben beim Zoll angehalten und in einen Nebenraum geführt, um dort untersucht zu werden. Er nahm an, daß sich bald alles erledigen würde. Er hatte überdies keinen einzigen Gegenstand in seinen Taschen, der das Mißtrauen von Zollbeamten erregen konnte, wie er meinte.
    Das erwies sich jedoch mit kalter Deutlichkeit als Fehlurteil. Unter den ersten Dingen, welche die beiden schwarzen Zöllner in seiner Reisetasche hervorkramten, befanden sich ein Hemd und ein paar khakifarbene Hosen, die mit braunem Blut verschmiert waren und zusammenklebten; erst da fiel ihm wieder ein, daß man ihm in Palermo beim Packen geholfen hatte.
    Es war nicht die Situation für Erklärungen, und die wahre Erklärung war überdies nicht dazu angetan, in bürokratischer Hinsicht etwas besser zu machen. Er wies darauf hin, daß es seines Wissens kein Gesetz gebe, das einem Reisenden blutiges Gepäck verbiete, was die Sache natürlich auch nicht besser machte. Statt dessen wurden seine Kleider und das gesamte Gepäck Millimeter für Millimeter durchsucht. Es schien kein Ende nehmen zu wollen. Überdies war es zu spät, den Diplomatenpaß zu zeigen, denn er hatte schon seinen normalen Paß hochgehalten. Folglich blieb nur eine Möglichkeit.
    »Geben Sie TRIDENT und die Zahlen 547501 ein«, sagte er und zeigte auf einen der Computer im Raum. Die Zahl enthielt sein Geburtsjahr, das Jahr, in dem er sich auf der Sunset Farm eingeschrieben hatte, sowie die Nummer, die er beim Abschluß des Kurses erhalten hatte.
    Die beiden Zöllner zögerten, da sie dazu wohl noch nie aufgefordert worden waren. In Carls Haltung lag jedoch etwas Ruhiges und Selbstbewußtes, was sie dazu brachte, auf seinen Vorschlag einzugehen.
    Er selbst sah nicht, welche Information auf dem Bildschirm auftauchte, sondern sah nur den veränderten Gesichtsausdruck der beiden Zollbeamten, als sie die Informationen lasen. Anschließend packten sie sein Gepäck schnell wieder ein, verschlossen die Tasche, reichten ihm die Schlüssel, nannten ihn abwechselnd Sir und Fregattenkapitän und wünschten ihm einen angenehmen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten von Amerika.
    Åke Malm war kämpferisch zumute. Er hatte sozusagen Heimvorteil und zudem mehrere Stunden Vorsprung. Die schwedischen Konkurrenten, die in Palermo vielleicht zu erwarten waren, waren gezwungen, über Mailand zu fliegen und dort ein paar Stunden zu warten, bevor sie den Flug nach Palermo fortsetzen konnten. Überdies sprachen sie wohl wie gewöhnlich nicht Italienisch. Seine Chancen standen also sehr gut.
    Der große Alarm war ausgelöst worden, als das Außenministerium und der Generalstab ihr Kommunique

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