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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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fühlst du dich?«
    »Nicht besonders gut, nehme ich an.«
    »So was passiert. Es passiert in unserem verdammten Job ja dauernd. Du mußt ihn in Frieden fahren lassen, das siehst du hoffentlich ein?«
    »Es ist eine verdammte Sache, es zu sagen, eine ganz andere, es zu akzeptieren.«
    »Hast du dich ein wenig umgesehen, seit du heute hier bist?«
    »Nein. Ich habe hier nur mit etwas Papierkram gesessen.«
    »Was denn für Papierkram? Nein, lassen wir das bis auf weiteres, aber wenn du dich etwas umgesehen und nach ein paar alten Freunden gefragt hättest oder so, wäre dir etwas aufgefallen.«
    »Was denn?«
    »Fünfundzwanzig Prozent der Jungs sind weg. Wir haben in den letzten zwei Jahren fünfundzwanzig Prozent Verluste gehabt. Lateinamerika, Irak, diese ganze Scheiße. Es sind immer Leute wie wir, die die größten Verluste haben, und das weißt du. Meine Kumpel. Ich habe die meisten gekannt. Einige von ihnen waren auch deine Kumpel, soviel ich weiß. Teufel auch, Carl, so was passiert. Wie geht es Al?«
    »Ich nehme an, er ist okay, jedenfalls besser drauf als ich selbst, glaube ich.«
    »Du bist mir eine Runde Bier schuldig. Als du das letzte Mal hier warst, hast du dich gedrückt.«
    »Ich weiß. Wollen wir es heute abend nachholen?«
    »Das ist ein Wort. Also dann heute abend. Und dann haben wir noch einige Papiere, sagtest du. Ach, übrigens, da war doch noch was. Wie ist es passiert, und warst du dabei?«
    »Ich war dabei. Wir waren in Palermo hinter dem Mob her. Sie haben uns aus nächster Nähe erwischt, Automatikwaffe, rund zwanzig entscheidende Treffer.«
    »Scheiße! Wie viele habt ihr erwischt?«
    »Wir waren nicht bewaffnet.«
    »Gottverdammte Holzköpfe! Unbewaffnet hinter dem Mob her. Das nenne ich schlau gedacht.«
    »Ich weiß. Diese Kritik kommt nur etwas zu spät.«
    Skip Harrier seufzte und stand auf. Er trat an den Schreibtisch und riß die Anforderungen an sich, die Carl ausgefüllt hatte. Er suchte eine Zeitlang nach seiner Lesebrille, bevor er sich auf den Besucherstuhl setzte und zu lesen begann. Von Zeit zu Zeit gluckste er und lächelte bei der Lektüre leicht vor sich hin, doch dann begann er immer mehr die Stirn zu runzeln. Als er fertig war, legte er langsam die Papiere auf den Schreibtisch und warf Carl einen langen, forschenden Blick zu. Dann erweckte er den Eindruck, als wollte er es doch von der scherzhaften Seite her angehen.
    »Well, well, well. Wollt ihr Jungs in Palermo denn nie schlafen?« begann er.
    »Doch. Wieso?«
    »Nachtarbeit. Es geht ja nur um Nachtarbeit. Ihr schlaft am Tag und arbeitet nachts wie irgendwelche verfluchten mutterfickenden Vampire. Ist das der Plan?«
    »Yepp. So haben wir uns das gedacht. Palermo ist am Tag kein guter Ort für Weiße. Zu viele Indianer.«
    »Na schön, diese Infra-Pisse und einiges andere, ist ja in Ordnung, und der Mob wird ganz schön dämlich gucken. Ich möchte ihre Gesichter sehen, wenn ihr ihnen diese Sachen ins Gesicht drückt. Aber hier reden wir auch noch von anderen Dingen, nämlich von Feuerkraft, ist dir das klar?«
    »Yepp. Von erheblicher Feuerkraft.«
    »Erheblich? Hier reden wir von einem kleineren Krieg oder einer Krise mittlerer Größenordnung, wie das heutzutage heißt. Wie konntest du eigentlich vergessen, auch noch taktische Kernwaffen auf die Liste zu setzen?«
    »Das ist gegen das Gesetz, und das sollte selbst ein Früchtchen wie du wissen, Skip.«
    »Okay, okay, okay. Wir reden von Krieg. Dann laß uns auch von Krieg reden, zum Teufel. Du bist kein mutterfickender Politiker, und ich bin es auch nicht. Was du über die Operation auch sagst, es spielt keine Rolle, ob ich vor Glück einen Steptanz hinlege. In Washington wird so manches Arschloch die Augenbrauen hochziehen, wenn es diese Anforderungsliste sieht.«
    »Ich weiß. Ich wäre erstaunt, wenn sie es nicht täten. Selbst ein Politiker kann ja lesen und das eine oder andere mit seiner Phantasie ergänzen.«
    »Diese Perspektive scheint dich nicht sehr zu beunruhigen.«
    »Keineswegs. Ich bin kein bißchen beunruhigt.«
    »Dann sind wir also auch mit im Spiel, und mit wir meine ich die Vereinigten Staaten von Amerika, um jedes diplomatische Mißverständnis zu vermeiden.«
    »Yepp. Ihr seid auch dabei.«
    »Dann ist es wohl endlich an der Zeit, daß du mich ins Bild setzt. Was zum Teufel ist im Gange? Ich nehme an, wir sollen euch nicht nur irgendeine Vendetta ermöglichen?«
    Carl lächelte. Bis jetzt lief alles wie erwartet. Jetzt brauchte er nur noch

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