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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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veröffentlichten. Wenigstens dieses eine Mal zeigte man zu Hause Interesse an einem Mafia-Mord, aber das war schließlich kein Wunder. Ein Offizier des schwedischen Nachrichtendienstes, der auf klassische Gangstermanier ermordet worden war, während gleichzeitig zwei schwedische Industriebosse von der Mafia entführt worden waren. Das konnte nichts anderes werden als eine gute Story.
    Die Witterung war während der ersten paar Stunden Arbeit in Palermo schnell immer stärker geworden. Die Carabinieri errichteten eine steinerne Mauer aus kein Kommentar um das Ereignis, und im Grand Hotel et Des Palmes, dem klassischen Mafia-Hotel, hatte das Personal mit fast verängstigter Beharrlichkeit immer wieder behauptet, man wisse von nichts, könne keine einzige Frage beantworten, und so weiter.
    Jemand war dabei, einen eisernen Vorhang des Schweigens um das Ereignis zu legen, und folglich war es besonders interessant.
    Åke Malm war seit fast zwei Jahren nicht in Palermo gewesen, gerade weil man zu Hause süditalienische Morde als uninteressant ansah, selbst wenn es sich jedesmal um Dutzende handelte. Er hatte jedoch immer noch gute Kontakte und vertraute sich wie gewohnt der Fotoagentur Labruzzo an, in der man über alles Bescheid wußte, was Mafia-Morde anging, und wo - noch besser - bekannt war, wer in Palermo was wußte.
    Sie hatten damit begonnen, das Krankenhaus aufzusuchen. Einer der Ärzte in der Intensivstation hatte in etwa erklärt, was zu erwarten gewesen war: mehrfache Schußverletzungen, Automatikwaffe aus nächster Nähe, und so weiter. Er hatte jedoch auch etwas Überraschendes verraten: Es war noch ein Schwede beteiligt, ein Schwede, der offenbar über sehr gute Verbindungen zu den Carabinieri verfügte, da deren Chef, ein Oberst Da Piemonte, ihm persönlich assistiert hatte. Und damit nicht genug. Da Piemonte und der Schwede hatten die Mauern der gewohnten Bürokratie geradezu niedergewalzt, hatten sogar in größter Eile Gerichtsbeschlüsse erwirken können, so daß der ermordete Schwede schon an dem Tag, an dem er umgebracht worden war, nach Hause transportiert werden konnte. Es mußte sich also um einen sehr einflußreichen Schweden handeln.
    Die Spur führte dann zum schwedischen Konsulat, das ja an allem beteiligt gewesen sein mußte, was mit dem Leichentransport zu tun gehabt hatte. Doch der schwedische Konsul, ein Sizilianer namens De Luca, schien völlig verängstigt und behauptete im Brustton der Überzeugung, er könne nichts darüber sagen, wer der andere Schwede gewesen sei. Er verwies an die schwedische Botschaft in Rom.
    Und in der Botschaft, die Åke Malm schon vom Konsulat in der Via Roma aus anrief, lief er erneut gegen eine Steinmauer: kein Kommentar.
    Wie er schon erwartet hatte, erwies sich dieser Oberst Da Piemonte als liebenswürdig und höflich, legte dafür aber ein totales Desinteresse an einem Gespräch über Schweden an den Tag, über das, was Schweden auf Sizilien vielleicht zu suchen hatten oder wer oder welche sich außer dem ermordeten Hauptmann Lundwall dort vielleicht aufgehalten hatten. Eines gestand der Oberst jedoch gezwungenermaßen ein: Es gebe einen Zusammenhang zwischen dem Besuch schwedischer Militärs auf Sizilien und der Entführung zweier schwedischer Industriebosse. Mehr könne er im Augenblick aus naheliegenden polizeilichen Gründen nicht sagen.
    Åke Malm bekam eine sehr kräftige Witterung in die Nase. Hier sollte um jeden Preis die Identität eines anderen Schweden geschützt werden. Folglich mußte diese Identität um jeden journalistischen Preis enthüllt werden. Eine sehr einfache Logik.
    Über das Krankenhaus war es jedoch nicht möglich, ebensowenig über das Hotel, nicht einmal mit Bestechungsgeld, und die Carabinieri schwiegen ebenfalls eisern. Dann bleibe nur noch eine Möglichkeit, erklärte der freiberufliche Fotograf der Fotoagentur Labruzzo: Die Schweden müßten nach Hause geflogen sein, sowohl der tote wie der lebende. Der Fotograf namens Mario Genco, der kaum älter als zwanzig oder zweiundzwanzig Jahre zu sein schien, hatte einen Vetter, der draußen am Flughafen bei der Alitalia arbeitete. Es sei natürlich streng verboten, die Passagierlisten einzusehen, aber, nun ja, es gebe da Möglichkeiten gegen eine gewisse finanzielle Kompensation.
    Åke Malm zögerte keine Sekunde. Ein Schwede, der von allen Beteiligten derart geschützt wurde, daß nicht mal die italienische Presse seinen Namen in Erfahrung gebracht hatte, mußte interessant

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