Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
sein.
    Eine Stunde später saß er draußen auf Punta del Raisi in einem Kabuff neben dem Buchungsbüro der Alitalia und buchstabierte sich durch die Passagierlisten nach Rom und Mailand vom Vortag.
    »Bingo«, flüsterte er leise vor sich hin, als er plötzlich den Namen las. Es sah fast unwirklich aus. Die Italiener hatten sich nicht einmal verschrieben, und sämtliche Namen waren voll ausgeschrieben, so daß es nicht einmal theoretisch ein Mißverständnis geben konnte: Carl Gustaf Gilbert Hamilton, Mr.
    Daraus waren einige ebenso blitzschnelle wie selbstverständliche Folgerungen zu ziehen. Erstens konnte man all dieses Gequatsche vergessen, Schweden habe sich nicht Mühe gegeben, seinen gefangenen Staatsbürgern zu helfen. Wenn man schon den abgefeimtesten offiziellen Mörder des Landes mit mindestens einem weiteren von gleichem Schrot und Korn entsandt hatte, so sprach das eine nur zu deutliche Sprache. Überdies war es in Zusammenarbeit mit italienischen Behörden geschehen, was aus der Mauer des Schweigens hervorging, welche die Carabinieri in Palermo errichtet hatten. Schweden hatte mit Billigung des italienischen Staates Personen geschickt, die eine Lizenz zum Töten besaßen. Das waren keine schlechten Neuigkeiten.
    Allerdings hatte Schweden verloren, zumindest die erste Runde.
    Åke Malm wußte, daß kein Konkurrent es schaffen konnte, bis zur Mittagszeit nach Palermo zu kommen und die gleichen Erkenntnisse zu gewinnen. Er würde den Scoop ganz für sich allein haben.
    SCHWEDEN ENTSENDET MÖRDER MIT DEM RECHT ZU TÖTEN, ungefähr so. Keine schlechte Story. Na ja, vielleicht sollte man das Wort Mörder in Agenten ändern.
    The Sunset Farm sah aus wie immer. Hier schien sich nie etwas zu ändern. Der Wachposten am Tor hatte Carl wiedererkannt und ihn sofort in die kleine vollklimatisierte Baracke in der Nähe gebeten, in der die Verwaltung untergebracht war. Carl bat um einige Anforderungsformulare. Soweit er sich erinnerte, waren es die Formulare, die bei top security clearance verwendet wurden.
    Er erhielt eine Schreibmaschine, zog seine Notizen hervor und leerte eine Flasche Pepsi, bevor er seine Materialanforderungen aufschrieb und unterzeichnete.
    Oberst Skip Harrier würde in etwa einer Stunde da sein. Leutnant Luigi Bertoni-Svensson kam mit dem Wagen aus San Diego und würde in etwa einer weiteren Stunde hier sein; Carl hatte sich während der Autofahrt von L. A. bei beiden gemeldet. Er hatte nicht viel gesagt, weder Skip noch Luigi. Es genügte die Erklärung, daß er im Lande sei und vom Wagen aus telefoniere. Außerdem hatte er noch erklärt, es gehe um eine Angelegenheit von größter Wichtigkeit. Einem solchen Bescheid konnte niemand widerstehen, zumindest niemand aus ihrer Bruderschaft. Carl würde nicht plötzlich aus Europa angeflogen kommen, nur um ein paar private Besuche zu machen. Skip und Luigi würden sich natürlich hereinlegen lassen, unter Umständen sogar völlig freiwillig, doch es war eine andere Frage, wie es weiter oben im System gehen würde. Es war immerhin kein kleiner Bluff, der hier vom Stapel laufen sollte.
    »Fett, alt und stinkend wie ein Skunk!« brüllte Skip Harrier als ersten Gruß, als er mit gerötetem Gesicht und schweißblank mit einer Bierdose in der Hand durch die dünne Holztür trat.
    »Ist das ein Urteil über mich, oder stellst du dich nur vor?« lächelte Carl schwach. Skip Harrier war unverändert. Er wurde mit jedem Jahr zwar etwas grauhaariger, blieb aber auf eine selbstverständliche Weise immer der Alte.
    »Stelle mich vor, verdammt! Du glaubst doch wohl nicht, daß ich etwas so verflucht mutterfickend Herabsetzendes über einen meiner gottverfluchten Lieblingsmörder sagen könnte«, erwiderte Skip. Er kam entschlossen näher und umarmte Carl, entdeckte etwas in dessen Augen und setzte sich ein Stück weiter weg schnell hin. Dann trank er langsam die halbe Dose aus, bevor er etwas sagte.
    »Okay, Kleiner. Spuck’s aus. Irgendwas Beschissenes ist passiert. Was?« Er strich seufzend mit der Handfläche über sein graues, kurzgeschnittenes Haar.
    »Joe ist tot«, erwiderte Carl leise.
    »Verflucht. Verflucht, verflucht!«, sagte Skip Harrier, sah seine Bierdose an, trank den Rest aus, drückte sie mit einer Hand zusammen und warf sie in den Papierkorb auf der anderen Seite des Raums, ohne zu zielen und ohne ihn zu verfehlen.
    »Das sind eure ersten Verluste, nicht wahr?«
    »Ja«, flüsterte Carl fast. »Vorher hatten wir noch keine Verluste.«
    »Wie

Weitere Kostenlose Bücher