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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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liebst, weil sie zutiefst gut ist. Also worum geht es diesmal?«
    »Möchtest du wenigstens einmal ernst bleiben, wirklich ernst?«
    »Aber ja. Ich bin ganz dein. Papa hört zu.«
    Carl nahm einen etwas zu großen Schluck von dem selbstgebrannten Whisky und grimassierte verlegen. Bei Skip war es ein Ritual, illegal gebrannten Whisky zu trinken. Es hatte nichts mit Geschmack oder Genuß oder auch nur damit zu tun, daß er sich betrinken wollte. Es war wie bei bestimmten rituellen Anlässen in Schweden. Carl brauchte eine kurze Pause in dem zwanghaften Gespräch, um mal all den kurzen Sätzen zu entkommen, die hauptsächlich mit immer denselben Wörtern von vier Buchstaben ausgeschmückt waren.
    Dann sagte er, wie es war, jedenfalls in großen Zügen. »Ich bin unglücklich verheiratet. Falsch verheiratet, könnte man sagen. Die Frau, die ich wirklich liebe, ist jetzt in Stockholm. Ich habe ihr versprochen, mich scheiden zu lassen, habe aber noch nicht die richtige Situation gefunden, um es meiner Frau zu sagen. Außerdem habe ich eine Tochter, die noch nicht mal ein Jahr alt ist, und ich habe keine Ahnung, wie ich mich aus dieser Situation herauswinde.
    Vielleicht habe ich von dir als meinem alten Lehrer und guten Freund vorsichtige Nachdenklichkeit erwartet, ja sogar so viel Diplomatie und Feingefühl, wie ein Skip Harrier in seinen besten Augenblicken vielleicht aufbringen kann.«
    So kam es jedoch nicht. Statt dessen explodierte Skip und hielt eine Ansprache, die nicht nur der Länge, sondern auch der Häufigkeit von four-letter-words nach die längste war, die Carl bei dem Choleriker je gehört hatte.
    »Jetzt hör mal zu, du mutterfickender Scheißkerl«, begann Skip weich und holte dann Luft, um festzustellen, ob Carl bereit war, bevor er fortfuhr. »Von allen gottverdammten Idioten, Scheißkerlen und Schleimern, die im Lauf der Jahre hier durchgekommen sind, glaube ich tatsächlich, daß du Arsch von Mutterficker die Krone bist. Du bist wirklich einzigartig. Wenn man dich bei sechzig Grad Kälte in Badehosen aus elftausend Meter Höhe ohne gottverdammten Fallschirm mitten in der Nacht und über irgendeinem gottverdammten mutterfickenden Negerland und fünfzigtausend hungrigen Kannibalen da unten abwirft, so setzen wir als selbstverständlich voraus, daß du nicht nur wohlbehalten auf den Füßen landest, sondern auch wohlbehalten das Stückchen Holz apportierst wie so ein gottverfluchter Bernhardiner. Gottverdammt verflucht einfach, was? Sieh dich doch nur an, zum Teufel, sieh dich doch nur an. Du bist hochdekoriert wie so ein verdammter Operettengraf, und außerdem bist du sogar noch ein echter verdammter Graf, und reich bist du auch noch, du Scheißkerl, und siehst gut aus, und, soviel ich weiß, bist du zwischen den Beinen auch normal ausgerüstet, und so ein verfluchter Nationalheld bist du auch noch und Mann des Jahres von Time Magazine im letzten Jahr, und es kann in ganz Skandinavien keine einzige Möse geben, die sich nicht gern an dir festsaugen würde, wenn du näher als auf zehn Kilometer an sie rankommst, und statt gezwungen zu sein, in der Weltgeschichte herumzureisen und in der Lateinamerikahölle Dagos zu erdrosseln wie deine amerikanischen Waffenbrüder, hast du sogar das Glück gehabt, einen Haufen gottverdammter edler Operationen durchzuführen, hörst du das, du Arschloch, edle Operationen, und hast geholfen, den gottverdammten Weltfrieden zu bewahren, und ich weiß nicht was noch für Scheiße. All das bist du, du elende Arschgeige. Ich möchte nicht prätentiös sein, aber einfach nur als Vergleich, vergleich dich doch mal mit Onkel Skip, verdammt noch mal, sieh dir diese elende Bruchbude hier an, die Alte ist mit dem Rest abgehauen, wie du weißt, und zwar mit zwei Katzen, einem Hund und zwei undressierten Teenagern, nimm doch einfach nur das als Vergleich, wenn du das in deinen dicken Schädel reinkriegst, du Arschgeige! Was soll ich also über dein strahlendes Leiden sagen, das dich jetzt so krank macht? Soll ich dich in den Schlaf wiegen und dir kleine Wiegenlieder vorsingen oder dir nur eine Weile Sonnenschein in den Hintern blasen? Du solltest mal deinen Kopf untersuchen lassen, weißt du das, du elender Scheißgraf. Du kapierst wohl gar nichts, was?«
    Carl hatte unter stark schwankenden Stimmungen zugehört, unter zunehmender Verblüffung, der ein kurzer Stich von verletztem Selbstgefühl folgte, das sich schnell in überbordende Heiterkeit verwandelte.
    »Ist das alles?« fragte

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