Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
darauf antworten. Diese Frage darf ich mit Rücksicht auf Angehörige nicht berühren, ich muß auf die Arbeit der italienischen Polizei Rücksicht nehmen und kann die Frage deshalb nicht beantworten, ich kann, da ich beim Generalstab arbeite, nichts über das Tun und Lassen des Außenministeriums sagen, das müssen Sie doch verstehen, ich kann bestätigen, daß sich Carl Hamilton im Dienst befindet, nein, ich kann nichts darüber sagen, womit das Personal unseres Nachrichtendienstes beschäftigt ist, dazu äußern wir uns nie, nein, es ist unsere Politik, in solchen Fragen weder etwas zu bestätigen noch zu dementieren, mit wie phantasievollen Szenarien Journalisten auch kommen mögen, nein, das bedeutet also nicht, daß ich etwas dementiert habe, aber bestätigt habe ich auch nichts.«
    Und so weiter.
    Nach etwa einer Stunde war es ihm gelungen, den Ball ans Außenministerium weiterzugeben. Dort wurde erst bedeutend später mit der Arbeit begonnen. Nach einer weiteren Stunde erfolgte eine Mitteilung des Außenministeriums, durch die bestätigt wurde, daß sich Carl Hamilton, Fregattenkapitän des SSI, in einer dienstlichen Angelegenheit in Palermo aufgehalten habe. Punkt.
    Damit kam Samuel Ulfsson glimpflicher davon. Immerhin akzeptierten die Journalisten, daß er Telefonnummer und Aufenthaltsort von Fregattenkapitän Hamilton nicht angeben durfte. Das Problem bestand darin, daß es ihm gar auch nicht möglich gewesen wäre.
    Er rief den Alten an, der zu seinen Äpfeln und Enkelkindern unten in Kivik zurückgekehrt war. Der Alte meinte, man solle mindestens vierundzwanzig Stunden abwarten, ehe es Zeit sei, irgendwelche Maßnahmen zu ergreifen. »Es kommt mir immer noch am wahrscheinlichsten vor, daß die Jungs auf irgendeiner Insel sitzen und sich ausheulen. Es scheint mir ziemlich sicher zu sein, daß Carl sich zur Beerdigung einfindet. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen. Außerdem findet die bald statt, und falls es sich als nötig erweist, können wir dann immer noch so etwas wie ein Flugverbot erteilen. Wir sollten aber zunächst die Beisetzung abwarten, denn aller Voraussicht nach werden wir ihn dort sehen. Bis dahin sind es ja nur ein paar Tage. Natürlich wird Carl zur Beerdigung kommen. Er stammt aus einer guten Familie, und da nimmt man es in solchen Dingen sehr genau.«
    Samuel Ulfsson gab sich zunächst damit zufrieden.
    Im Außenministerium war die Lage erheblich ruhiger. Der Außenminister war ziemlich schnell zu dem Schluß gekommen, daß es der Partei im Wahlkampf keineswegs schaden könne, wenn die Regierung zu einer so kraftvollen Maßnahme wie der Entsendung von Schwedens bekanntestem »Agenten« nach Palermo greife. Er sprach das Wort langsam und absichtlich ironisch aus. Die anschließende Tragödie sei jedoch zumindest politisch neutral. Denn dieser Carl Bildt beispielsweise könne doch kaum behaupten, die Herren Hamilton und Lundwall hätten unter einer bürgerlichen Regierung mehr Glück gehabt? So etwas könne er doch unmöglich behaupten, jedenfalls nicht dadurch, daß er auf die besseren Verbindungen der Konservativen zur italienischen Mafia hinweise. Nein, die Sache schade weder der Partei noch der Regierung. Ganz im Gegenteil, Bildt werde vor Neid mit den Zähnen knirschen, wenn man ihn nicht zur Beerdigung einlade, von der jetzt schon zu vermuten sei, daß sie ein halbes Staatsbegräbnis werde mit Fernsehen und Presse.
    Außenminister Anders Stensson hatte sich entschlossen, selbst an der Beisetzung teilzunehmen. Er überlegte sich sogar, ob er eine Rede halten sollte, eine Rede über die Opfer der kleinen neutralen Nation in einer brutalen Welt, eine Rede über die Bedeutung des inneren Zusammenhalts bei äußerer Bedrohung, über die Bedeutung von Männern und Frauen in Schweden, die bereit seien, ihr Leben für die Nation hinzugeben - also in erster Linie eine Rede für die Außenpolitik sowie die Renten und Steuerreformen der Sozialdemokraten.
    Am Horizont des Außenministeriums waren folglich durch die jüngsten Enthüllungen in der Presse keine Probleme zu erwarten - zumindest solange die beiden schwedischen Entführungsopfer nicht in Form weiterer Kleinteile in wattierten Umschlägen nach Hause geschickt wurden. Falls es doch dazu komme, so der Außenminister, dürfe es um keinen Preis herauskommen, einmal aus Rücksicht auf die Angehörigen, zum andern im Hinblick auf bestimmte andere Dinge.
    Carl war es ohne Mühe gelungen, den größeren Teil des Fluges schlafend zu

Weitere Kostenlose Bücher