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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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er.
    »Nein, zum Teufel! Das ist noch lange nicht alles, ich muß nur auftanken, bevor ich wieder abhebe!« brüllte Skip Harrier, leerte sein Whiskyglas und sah aus, als wollte er tatsächlich wieder abheben.
    »Was soll ich deiner Meinung nach also tun? Etwas konkreter, bitte. Ich brauche nicht nur den Rat, meinen Kopf untersuchen zu lassen«, lachte Carl.
    »Du kannst wenigstens eins dieser Weiber erschießen, am besten die Frau, die dir am unsympathischsten ist, dann bleibt dir nur noch eine Wahl!« brüllte Skip Harrier mit teils gespielter, teils echter Wut. »Übrigens«, fügte er mit plötzlich tiefernster Miene hinzu, »habe ich das mit dem Erschießen nur bildlich gemeint. Ich bin überzeugt, daß es dir gelingt, eine nicht nur geschmackvollere, sondern auch sehr viel edlere Lösung zu finden!«
    Carl lachte laut und lange. Er hatte Tränen in den Augen. Er konnte sich nicht erinnern, je so gelacht zu haben.
    »Okay, okay, okay«, sagte er, als er wieder einigermaßen zu sich gekommen war und ergeben die Hände hob, »ich glaube, ich habe verstanden, worauf du hinauswillst, Skip. Ich gebe mich geschlagen. Bedingungslose Kapitulation. Ist es das, was du hören willst?«
    »Gut«, knurrte Skip Harrier, der seinem normalen Selbst jetzt schon wieder ähnlicher war. »Ausgezeichnet. Dann können wir vielleicht zu einem etwas ernsthafteren Saufen übergehen, statt uns diesem Mutterfickergequatsche zu widmen.«
    Danach war es, als hätte sich ein heißer Sommertag nach einem Gewitter abgekühlt. Das Gespräch strömte träge wie eine leichte Brise dahin und wechselte von sentimentalen Erinnerungen an Joar - Skip Harrier erzählte einiges von dem, was Joar während des ersten Ausbildungsjahrs widerfahren war - zu etwas gröberen Zwischenfällen, als einige mit einem Fußtritt aus der Sunset Farm rausgeflogen waren, um dann zu den urkomischen Besuchen hoher Tiere und in einem Fall sogar eines Politikers zu kommen, ganz zu schweigen von einigen Journalisten der Los Angeles Times, die nachts einmal versucht hatten, sich heimlich auf das Gelände zu schleichen, um etwas zu fotografieren, und die von einer der Hundestreifen erwischt worden waren - »ja, du glaubst nicht, wie deren Ärsche hinterher aussahen« -, bis hin zu einer ausgewachsenen Schlägerei, denn es war ein so ungeheurer Spaß, sich wie John Wayne auf Bauerntölpelweise zu prügeln, etwa so wie Zwerge im Zirkus mit platten Boxhandschuhen. Sind Zwergenkämpfe in Schweden verboten? Und Zwergewerfen auch? Was zum Teufel soll das? Was soll aus der Freiheit der zivilisierten Welt werden, wofür kämpfen wir denn eigentlich?
    Als Carl Skip nach Hause führte - er selbst hatte zumindest versucht, mäßig zu trinken -, fühlte Skip sich genötigt, ein Lied des Marinekorps anzustimmen, worauf jemand aus der Nachbarbaracke des schäbigen Hausgewimmels einen Militärstiefel nach ihnen warf und sie nur haarscharf verfehlte, worauf beide johlend lachten.
    In Schweden, wo es durch den Zeitunterschied neun Stunden früher war, begann soeben ein neuer Arbeitstag.
    Samuel Ulfsson hatte schon eine Stunde am Telefon gesessen und versucht, den bohrenden Fragen mit immer neuen Manövern auszuweichen. Es war nicht leicht, Varianten des Ausdrucks »Kein Kommentar« zu finden. Vor allem deshalb nicht, weil das, weswegen die Journalisten von Aftonbladet anriefen und immer wieder zeterten, wohlbegründet war. Es entsprach in höchstem Maß den Tatsachen, daß Carl Hamilton persönlich sich in Palermo aufgehalten hatte, als Hauptmann Joar Lundwall ermordet worden war. Und es war durchaus nicht unsinnig - das gestand sogar Samuel Ulfsson ein, dessen Verständnis für Journalisten normalerweise begrenzt war -, dieses Wissen für ein paar Spekulationen zu nutzen. Hatte Schweden auf eine Befreiung mit Gewalt gesetzt? Waren die italienischen Behörden mit einem solchen Unternehmen einverstanden? Hatte die andere Seite Verluste erlitten? Hatte Schweden jetzt verloren, oder beabsichtigte man, einen neuen Versuch zu machen? War das Außenministerium mit diesem Vorgehen einverstanden? Was wußte die Regierung? Hatte der Generalstab oder die Regierung die Initiative ergriffen und Personal vom Kaliber Carl Hamiltons nach Sizilien entsandt? Befanden sich die entführten schwedischen Bosse übrigens auf Sizilien?
    Kein Kommentar, erwiderte Samuel Ulfsson immer wieder.
    »Ich kann aus operativen Gründen in dieser Frage keine Auskunft geben, ich kann mit Rücksicht auf eine fremde Macht nicht

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