Unternehmen Vendetta
überstehen, und seine Ankunft in Stockholm war wohl vorbereitet; das meiste hatte er schon auf dem Weg zwischen Ridgecrest und dem Flughafen von L. A. per Autotelefon erledigen können.
Carl nahm einen sehr arbeitsintensiven Vormittag in Stockholm in Angriff. Dieser begann in der Notariatsabteilung der SE-Bank, in der er im Lauf von zwanzig Minuten Aktien für rund dreißig Millionen Kronen veräußerte und die unvermeidliche Spekulationssteuer bezahlte, den Überschuß auf ein ruhendes Konto transferierte, ferner rund vierhunderttausend Kronen auf das American-Express-Konto eines Luigi Bertoni in San Diego überwies. Fast genausoviel zahlte er auf sein eigenes Kreditkartenkonto ein und hob zweihundertfünfzigtausend Kronen in bar ab, fünfhundert säuberlich verpackte Fünfhundert-Kronen-Scheine, die in seiner Aktentasche erstaunlich wenig Platz beanspruchten.
Anschließend begab er sich eilig zu seinem Anwalt, den er für immer Anwalt nennen würde, obwohl die Anwaltskammer ihn ausgeschlossen hatte - was wäre, wenn das Offizierskorps das gleiche Recht besäße, was hätten die wohl mit mir gemacht, pflegte er zu scherzen -, annullierte sein früheres Testament und hinterlegte ein neues mit einem dramatisch anderen Inhalt:
Die Hälfte seines Vermögens sollte einer Kulturstiftung zufallen, die den Auftrag erhielt, jährliche Stipendien an vielversprechende junge Schriftsteller, Journalisten und Maler auszusetzen. Der Satzung zufolge sollte sie auch alle zwei Jahre einen größeren Preis einem jungen Künstler zuerkennen, der sich im Rahmen seiner Arbeit besonders für die Unterdrückten oder Armen der Welt eingesetzt hatte. Etwas in der Richtung. Möglicherweise war die Satzung ein wenig zu hastig aufgesetzt worden.
Erst danach nahm er ein Taxi zum Generalstab. Er kam gerade mit seinen Reisetaschen in den Händen auf den Flur Samuel Ulfssons, als dieser in die Kantine gehen wollte.
Statt dessen landeten beide natürlich sofort in Sams Zimmer, Carl immer noch mit den Reisetaschen in den Händen.
»Wo zum Teufel hast du gesteckt?« begann Samuel Ulfsson, der sich durchaus nicht so unfreundlich anhörte, wie die Formulierung vermuten ließ.
»Ich bin verreist gewesen. Ich habe mit ein paar Freunden über alte Erinnerungen gesprochen«, erwiderte Carl ruhig und mit einem fast erstaunten Tonfall, als käme die Frage völlig unerwartet.
»Und wo steckt Åke Stålhandske?« fuhr Samuel Ulfsson sichtlich beruhigt fort.
»Er ist irgendwo in den Schären und segelt. Das habe ich selbst vorgeschlagen«, erwiderte Carl in dem gleichen Tonfall.
»Wie hat er es aufgenommen? Ich nehme an, ihr habt ausführlich miteinander gesprochen?« fuhr Samuel Ulfsson fort und streckte sich zerstreut nach einer Zigarettenschachtel aus.
»Gut, den Umständen entsprechend gut«, sagte Carl und atmete erleichtert auf, da er die Gefahr schon als beseitigt ansah. »Auf jeden Fall besser als ich.«
»Mm. Du weißt, daß morgen die Beerdigung stattfindet, nicht wahr?«
»Ja«, log Carl, »das habe ich gehört. Wer wird kommen?«
»Von unserer Abteilung du, der Alte und ich. Dann der Oberbefehlshaber, der Marinechef und der Außenminister. Das wird eine ziemlich große Heerschau, und ich hoffe, du fühlst dich nicht… daß es von dir aus okay ist?«
»Natürlich. Mir macht das nichts aus. Von mir wird doch hoffentlich nur erwartet, daß ich ich selbst bin, oder? Ich bin nicht sicher, ob ich für ein offizielles Auftreten oder so in Form bin.«
»Mach dir deswegen keine Sorgen«, beeilte sich Samuel Ulfsson zu sagen, »wenn du nur kommst, ist alles in Ordnung. Was gedenkst du anschließend zu tun?«
»Ich glaube, ich werde mit Åke segeln. Ich habe einige Familienprobleme, mit denen ich im Moment nicht umgehen kann.«
»Dann ist Segeln genau das richtige. Navigare necesse est«, schloß Samuel Ulfsson, erhob sich und klopfte Carl auf dem Weg hinaus auf die Schulter.
Carl ging in sein Zimmer, stellte die Reisetaschen ab und betrachtete mit feindseliger Miene das Telefon. Dann entschied er sich zunächst für die einfachste Möglichkeit, rief Erik Ponti vom Echo des Tages an und bat um ein sofortiges Treffen.
Erik Ponti war Chef des Auslandsressorts und saß in einer Konferenz, in der gerade heftig über die Beobachtung des Nahen Ostens und die Einsetzung neuer Auslandskorrespondenten gestritten wurde. Es war eine dieser internen Konferenzen bei Sveriges Radio, die sich mehrere Tage hinziehen konnten. Wenn noch Klatsch in der
Weitere Kostenlose Bücher