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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Augenblick der Mann, hinter dem das schwedische Journalistenkorps am meisten her war, das heißeste aller denkbaren Interviewopfer, zudem ein Augenzeuge der Ermordung eines schwedischen Kollegen auf Sizilien durch die Mafia. Daß Hamilton in einer völlig anderen Angelegenheit angerufen haben könnte als der, die in den Nachrichten jetzt alles andere überschattete, war Erik Ponti keine Sekunde eingefallen.
    »Verstehe«, seufzte er resigniert. »Wir werden also nicht über Sizilien sprechen?«
    »Nein, aber hör jetzt genau zu. Ich habe improvisieren müssen, da es etwas eilig ist. Du bist jedoch als Vorsitzender einer Stiftung eingesetzt, die im Fall meines Todes ein Kapital in der Größenordnung von vierzig Millionen Kronen verwalten wird. Der Satzung der Stiftung zufolge sollen die jährlichen Erträge als Kulturstipendien für jüngere, progressive Künstler verwendet werden.«
    »Progressive?«
    »Ja. Es steht zwar nicht genauso da, das Wort ist ja ein bißchen altmodisch, es sei denn bei Leuten wie uns. Aber darauf läuft es hinaus.«
    »Teufel auch. Warum gerade ich?«
    »Du bist der einzige gewesen, der mir einfiel, der einzige, dem ich vertrauen kann, wenn du so willst. Das Geld ist ausschließlich an diesen Zweck gebunden. Diese Dinge sind gesetzlich geregelt. Die Stiftung ist zwar noch nicht errichtet und tritt sozusagen erst dann in Kraft, falls ich zufällig das Zeitliche segne und der Testamentsvollstrecker alles in die Wege geleitet hat.«
    Erik Ponti schwieg eine Zeitlang. Was die eigentliche Schenkung anging, hatte er seine Überraschung schon überwunden.
    So etwas hatte Hamilton ja schon früher getan, und er, Erik Ponti, hatte selbst anonym zwei Millionen Kronen in bar an die Afghanistanhilfe eingezahlt, Geld, das ihm Hamilton vor ein paar Jahren in einer Aktentasche draußen auf Djurgården überreicht hatte. Und trotz des gelinde gesagt erheblichen Betrags - die Stiftung würde zu einem der bedeutendsten Kulturfonds des Landes werden - war nicht das Geld das eigentlich überraschende Moment, sondern die Eile, mit der die Stiftung ins Leben gerufen worden war.
    »Du gedenkst also ins Ausland zu reisen«, stellte Erik Ponti fest.
    »Ja, schon bald. Morgen findet die Beisetzung statt, wie du vielleicht weißt, und anschließend verschwinde ich.«
    »Eine Dienstreise?«
    »Kein Kommentar.«
    »Einmal Palermo hin und zurück?«
    »Kein Kommentar.«
    »Sei nicht albern. Du hast mir soeben mitgeteilt, daß du in aller Eile für dein eventuelles Hinscheiden Pläne machst, oder etwa nicht?«
    »Ja, aber im Hinblick auf deine Stellung im Fall meines Hinscheidens glaube ich nicht, daß du dich versucht fühlst, die Sache groß hinauszuposaunen.«
    »Das ist doch Erpressung.«
    »Ja, das könnte man sagen.«
    »Die Operation in Palermo ist also alles andere als beendet.«
    »Kein Kommentar.«
    »Kann man diese Funktion als Vorsitzender der Stiftung ablehnen?«
    »Nein, erst wenn man vom Testamentsvollstrecker eingesetzt worden ist, und das ist erst dann möglich, wenn mein Testament wirksam wird.«
    »Clever.«
    »Wie ich schon sagte.«
    »Dann können wir also recht offen reden.«
    »Eigentlich ja.«
    »Du wirst also wieder nach Palermo fliegen. Der Zweck ist, die Schweden mit Gewalt zu befreien, und du rechnest mit einem bedeutenden Risiko.«
    »Worauf willst du jetzt hinaus?«
    »Nehmen wir einmal an, es geht alles gut, und sowohl diese Bofors-Leute als auch du selbst kommen gut nach Hause.«
    »Ja, nehmen wir das einmal an.«
    »Dann will ich ein Exklusiv-Interview haben. I just made an offer you can’t refuse, wie der Pate sagen würde.«
    Carl hielt an und überlegte. Die Situation, daß er ohne Komplikationen aus Sizilien zurückkehren könnte, hatte er sich noch gar nicht vorgestellt. Er hatte sich auch nicht vorgestellt, daß er zurückkehren würde, bevor alles entschieden war. Wenn die Operation aber gegen alle Vermutung gut lief, wie Erik Ponti es soeben skizziert hatte, wie stand es dann mit dem Risiko, wenn er alles erzählte?
    Man würde ihn natürlich feuern. Vielleicht auch wegen dieses oder jenes Delikts anklagen, was dann in der Öffentlichkeit bekannt werden würde. Dies fiele unter seine persönliche Verantwortung. Das würde er erzählen können, ohne durch die Geheimhaltungspflicht gebunden zu sein.
    »Okay«, sagte Carl, wendete und fuhr wieder in Richtung Funkhaus, »dann haben wir eine Abmachung. Wenn das Unternehmen gut verläuft und alle Schweden unverletzt zur Basis

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