Unternehmen Vendetta
zurückkehren, erzähle ich dir alles, was ich berichten kann, und niemandem sonst.«
»Und wenn es nicht gut geht?« fragte Erik Ponti mißtrauisch, da er einen zwar diffusen, aber weitreichenden Vorbehalt in der Zusage vermutete, die er soeben erhalten hatte.
»Wenn es nicht gut geht«, lachte Carl leise, »vermag ich, was uns betrifft, keine journalistischen Probleme zu sehen. Dann bist du Vorsitzender der Hamiltonschen Kulturstiftung, was du mit Stolz und Überraschung akzeptieren wirst.«
Erik Ponti schüttelte lächelnd den Kopf. Im Verlauf weniger Minuten hatte er Informationen erhalten, die in einfachen journalistischen Begriffen einen Weltscoop bedeuteten, und gleichzeitig war er mit ein paar Federstrichen zum Schweigen gebracht worden. Er hielt mehrere Male pro Jahr Vorlesungen an den Journalistenschulen und legte dabei größtes Gewicht darauf, daß man sich als Journalist nie zum Schweigen bringen lassen dürfe, daß man nie zusagen dürfe, wider besseres Wissen auf eine Veröffentlichung zu verzichten, und daß man nie mit Machthabern kungeln dürfe. Und jedesmal, wenn er so etwas predigte, glaubte er auch daran.
Und fast jedesmal, wenn er Carl Hamilton begegnete, wurde er in genau die Lage gebracht, gegen die er immer anpredigte.
»Ach, da ist noch etwas«, sagte Carl leichthin, als er an der amerikanischen Botschaft vorbei zur Rückfront des Funkhauses fuhr.
»Was denn? Keine neuen Ehrenaufträge, wie ich hoffe?«
brummelte Erik Ponti.
»Doch, vielleicht. Ich habe da ein paar Neuigkeiten, die ich gern in den Massenmedien unterbringen möchte, vor allem in Italien.«
»Was für Neuigkeiten?«
»Daß es nicht ganz sicher ist, daß Schweden die Lieferung der verlangten Raketen nach Italien stoppen wird.«
»Ist das wahr?«
»Ja, vorausgesetzt, es gibt keine Gründe für den Verdacht, es könne mit den Lieferungen etwas faul sein.«
»Gibt es Gründe für diese Vermutung?«
»Offen gestanden ja.«
»Dann ist es also nicht wahr. Du glaubst doch wohl nicht, daß ich für dich Desinformation verbreite?«
»Es geht um das Leben zweier schwedischer Staatsbürger. Wenn die Mafia-Bande da unten den Eindruck gewinnt, daß Schweden niemals liefern wird, werden sie ihre Geiseln vermutlich umbringen.«
Erik Ponti fühlte sich unsicher. Es hatte den Anschein, als hätte sich Hamilton versprochen. Alle frühere Erfahrung mit diesem Mann lief jedoch darauf hinaus, daß er sich niemals versprach.
Carl hatte in der Nähe des Einfahrtstors von Sveriges Radio gehalten, überlegte es sich jedoch und begann zur Vorderseite zu fahren, da Erik Ponti mit der Antwort zögerte.
»Was du gerade gesagt hast«, begann Erik Ponti zögernd, »würde bedeuten, daß die beiden Bofors-Direktoren nicht entführt worden sind, um ein Lösegeld zu erpressen, sondern in der Absicht, Schweden zur Lieferung dieser Raketen zu zwingen. Habe ich das richtig verstanden?«
»Ja, das ist korrekt. Genau darum geht es.«
»Das sind keine schlechten Neuigkeiten. Und wie bekomme ich eine Bestätigung dafür?«
»Woher soll ich das wissen? Ich bin kein Journalist. Wir beim OP 5 wissen Bescheid, aber dort sagt niemand auch nur Pieps. Das Außenministerium und Sorman wissen natürlich auch alles, hehe. Sorman wird sich freuen, wenn du ihn anrufst und mit solcher Präzision fragst!«
»Dann heißt es doch wieder nur, kein Kommentar.«
»Vermutlich. Du hast aber die Angaben von mir erhalten, und ich bin doch eine normalerweise gutunterrichtete Quelle. Ich habe dich noch nie hereingelegt und habe auch nicht vor, es zu tun.«
»Was für einen Zweck soll es haben, diese Meldung zu lancieren?«
»Ich will, daß die beiden Schweden am Leben bleiben, bis ich sie abholen kann. Demgegenüber erscheint ein kleiner Bruch der Geheimhaltungspflicht doch gerechtfertigt, oder etwa nicht? Ich meine, ich bin natürlich deine geschützte Quelle mit dem Grundgesetz und deinen hohen Grundsätzen und all dem im Rücken?«
»Selbstverständlich. Gute Story. Dann habe ich jedenfalls eine Erklärung, wenn ich zu einer unterbrochenen Konferenz zurückkehre.«
»Mußt du so was erklären?«
»Du würdest mir nicht glauben, wenn ich dir erzähle, wie es da zugeht. Gibt es noch mehr, was wir zusammen aushecken müssen?«
»Ja. Was muß man tun, um solche Neuigkeiten in Italien zu verbreiten? Wie erreicht man das?«
»Ganz einfach. Ich bin mit dem Korrespondenten des Corriere della Sera hier in Stockholm befreundet. Wir rufen uns immer gegenseitig an, wenn
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