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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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können. Åke hatte sie im Backofen aufgewärmt. Sie hatten schweigend gegessen.
    Die Ausrüstung sprach eine deutliche Sprache. Da befand sich nichts, was Luigi unbekannt war, obwohl er sich nicht erinnern konnte, mit dem amerikanischen Präzisionsgewehr jemals geschossen zu haben. In seiner Klasse an der Sunset Farm hatten sie meist deutsche Waffen verwendet. Doch das machte kaum einen Unterschied, wie überhaupt die Technik nicht das Problem war. Es fiel Luigi schwer, sich klarzumachen, daß es sich diesmal nicht um eine Übung handelte. Diesmal sollte die Ausrüstung tatsächlich verwendet werden, und schon die Auswahl der Munitionstypen, die Carl auf den Tisch gelegt hatte, sagte mehr als alle Worte. In der lauen, fast heißen Nacht draußen auf See in einem schönen alten Boot mit dem Sternenbanner am Heck kamen sie mit jeder Minute dem Ziel näher. Es war selbstverständlich und unfaßbar zugleich. Carl klappte den Eßtisch in der Plicht hoch, breitete Karten und Skizzen aus, machte eine kleine Taschenlampe an und besprach die Logistik des Unternehmens. Er sprach über Abstände, Schußwinkel und vorberechnete Zeiten für die verschiedenen Transportaktionen. Die beiden anderen hatten kaum Fragen. Es war eine wohldurchdachte Operation, deren Feinschliff von vornherein feststand. Die einzige Unsicherheit war, wie es sich mit Luigis Position verhielt, einer Ruine in etwa zweihundert Meter Abstand vom Ziel. Sie würden jedoch etliche Stunden Dunkelheit zur Verfügung haben, um letzte Vorbereitungen zu treffen und Waffen und Zielvorrichtungen zu montieren.
    Sie betrachteten Don Tommasos burgähnliche Villa durch ihre Nachtgläser. In einem der Räume im Zwischengeschoß brannte Licht, alles andere war dunkel.
    Die Villa lag fast am äußersten Ende der hohen Landzunge, die sich von Castellammare her erstreckte. Die Ruine lag in Richtung Stadt, ganz für sich allein. Unterhalb der Ruine war der steile Felshang leichter zu bewältigen. Sie würden sich dem Haus auf diesem Weg nähern und einigten sich darauf, daß der Aufstieg etwa eine halbe Stunde dauern würde. Carl würde eine weitere Stunde brauchen, um seine Position auf dem kleinen, zuckerhutähnlichen Berg auf der anderen Straßenseite zu erreichen.
    Dabei bestand das Risiko, entdeckt zu werden, nämlich in dem Moment, in dem Carl die Straße überqueren mußte. Nachts sollte das jedoch kein Problem sein, da die Scheinwerfer der wenigen Autos auf der Straße schon von weitem zu sehen waren.
    Sie gingen etwa tausend Meter vom Ziel entfernt vor Anker, verstauten ihre Ausrüstung in den wasserdichten Transportsäcken und prüften erneut die Sauerstoffausrüstung anhand einer Checkliste, die alle im Kopf hatten.
    Carl stellte dann kurz fest, daß sie noch sechs Stunden Dunkelheit hatten. Da sie etwa drei Stunden brauchen würden, um ihre Positionen zu erreichen, sollten sie jetzt ein paar Stunden schlafen.
    Zehn Minuten später lag Luigi in seiner Koje. Er wälzte sich herum, ohne eine bequeme Stellung zu finden, ohne Hoffnung, einschlafen zu können. Er hörte an dem Atem der anderen, daß sie schon schliefen. Sie hatten sich hingelegt, als stünde morgen eine beliebige Urlaubsreise bevor. Sie schliefen ruhig, bewegten sich nicht und träumten vermutlich auch nicht.
    Luigi begann zu schwitzen. Er warf die Decke zur Seite, worauf ihm zu kalt wurde. Er rollte sich in ein Laken, drehte sich und wälzte sich herum. Die Gedanken surrten wie Feuerfliegen in der Dunkelheit, und er spürte zum ersten Mal einen Stich der Verzweiflung in sich. Sein Selbstvertrauen war dahin, als hätte er in dem Team im Grunde nichts zu suchen, als fehlte ihm etwas, was die anderen hatten, die sich einfach hinlegen und schlafen konnten, als erwartete sie am Ende des Schlafs nichts Besonderes.
    Er versuchte an anderes zu denken. Zu Hause hatte man ihm von der bleiernen Dunstglocke erzählt, die den ganzen Winter über Mailand gelegen habe, bevor die Frühlingswinde aus den Alpen es endlich wieder möglich machten, im Nebel der Poebene zu atmen. Er hatte von den zerstörerischen Auswirkungen der Umweltverschmutzung auf die Kathedrale und andere Bauwerke gehört. Doch dann fielen ihm Großvaters Geschichten über die süditalienische Mafia ein, die offenbar die Baubehörde infiltriert hatte. Man hatte umfassende polizeiliche Ermittlungen begonnen, die vermutlich wie immer im Sande verlaufen würden.
    Die Mafia hatte sich in Mailand eingenistet. Der Gedanke machte ihn hellwach, und er

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